Das Jubiläumsjahr und Gedenkjahr rund um den 400. Todestag unseres Diözesanpatrons hat die erste Etappe genommen: ein Zwischenbericht über die Feierlichkeiten.

Michael Fliri

Am Montag in der Karwoche machte sich eine Gruppe von Feldkirch auf den Weg nach Seewis. Nach einer Übernachtung im Bildungshaus Gutenberg in Balzers erreichte die stetig anwachsende Gemeinschaft Seewis. Von den beeindruckenden Begegnungen wollen wir die Schulamtsleiterin Annamaria Ferchl-Blum berichten lassen, die sich mit auf den Weg gemacht hat: „Auf diesen Montag in der Karwoche hatten mein Mann und ich uns schon länger gefreut. Nicht aus Begeisterung über den etwas sperrigen heiligen Fidelis (über den ich, als Tirolerin, so gut wie nichts wusste), sondern weil wir gerne weit wandern und uns das Motto der Versöhnung, gerade in Zeiten des Krieges in Europa, angesprochen hatte. Im Kapuzinerkloster eingetroffen, reihten wir uns rasch ein in eine kleine Pilgergruppe, die sich aus SigmaringerInnen und VorarlbergerInnen zusammensetzte. Fidelis ist von Anfang an Thema und lässt uns dann zwei Tage nicht mehr los. Bis wir am Abend in Balzers ankommen, kenne ich viele Fidelisgeschichten, Deutungen, volksfromme Bräuche, die sich in Sigmaringen, der Herkunftsstadt des Heiligen, besonderer Beliebtheit erfreuen. Am Abend in Balzers lädt Markus Hofer die Gruppe dann förmlich mit „Mission“ auf, in dem er uns die Bedeutung dieses Ganges deutlich macht: noch nie wurde bisher ein derart starker symbolischer Akt gesetzt, der die Kraft haben könnte, alte Gräben zwischen Protestanten und Katholiken zuzuschütten, wie dieser Versöhnungsmarsch", berichtet sie, und weiter: "Am zweiten Tag, beladen mit einem Auftrag, ging das Gehen trotzdem leichter. An verschiedenen Stationen kommen Menschen dazu, die auch noch ein Stück Versöhnung ergehen wollen. Die Prättigauer kommen uns mit Broten, Kuchen und Getränken entgegen. Die Stimmung ist heiter und die Wandergruppe entwickelte sich zur bunten Dreiländerformation, die auf Seewis zugeht, hinunter zur protestantischen Pfarrkirche und hinein in berührendes Versöhnungsritual zwischen den Kirchen. Fidelis 400 Jahre später – in welcher Mission wäre er heute unterwegs? Vielleicht wäre er gerne mit uns gewandert, als Botschafter der Versöhnung und eines neuen Miteinanders der Konfessionen.“

Eine Ausstellung zum „Fall Fidelis“

Die Stadt Feldkirch würdigt ihren Stadtpatron mit einer Ausstellung im Palais Liechtenstein. Dabei werden ausgehend vom gewaltsamen Tod des Kapuzinermönchs Zeit und Umfeld beleuchtet. Blutiger Aufruhr begleitete die Rekatholisierung und in Europa tobte der Dreißigjährige Krieg. In diesen Kontext versucht die Ausstellung Antworten auf Fragen nach den Tätern, den Opfern, den Hintergründen zu finden. Und warum ist Fidelis schlussendlich ein Heiliger geworden? Aber die Ausstellung verharrt nicht in der Vergangenheit: Gesellschaftliche Polarisierung ist uns heute nicht fremd, im Palais Lichtenstein nicht zuletzt durch eine Installation von Marbod Fritsch illustriert. In seinem Festvortrag zur Ausstellungseröffnung wies Bischof Benno darauf hin, dass Krieg und Streit zu Entrechtung und Willkür führten. Der Glaube an gemeinsame Werte und eine gesellschaftlich geteilte Basis von Freiheit, Solidarität und Mitmenschlichkeit als Voraussetzungen für Demokratie und friedliches Zusammenleben sind einer Gesellschaft nicht automatisch innewohnend, sondern müssen sich aus unterschiedlichen Quellen speisen. Auch Treue und Mut gepaart mit Widerständigkeit und Überzeugung seien derartige Quellen, Beispiele für solche Beständigkeit eine faszinierende Facette und Anstoß für persönlichen Einsatz.

Fidelisfeierlichkeiten zum Fidelissonntag in Feldkirch und Muntlix

In Feldkirch hat der Fidelissonntag große Tradition. In diesem Jahr wurde er von einem Reigen von Festveranstaltungen begleitet. Neben der Präsentation einer Sonderbriefmarke, welche den Tod des hl. Fidelis in einer Darstellung aus dem Refektorium des Feldkircher Kapuzinerklosters zeigt, fand im Kapuzinerkloster außerdem ein Festempfang statt, bei dem erste Kostproben aus dem Fidelis-Musical zu hören waren und eine große Abordnung aus der Feldkircher Partnerstadt und zugleich Geburtsstadt des hl. Fidelis zu Gast waren. Die Gottesdienste im Dom waren an diesem Wochenende besonders vielfältig gestaltet. Bei der Vorabendmesse predigte die evangelische Pfarrerin von Feldkirch, Margit Leuthold, und stellte die damals wie heute brennende Frage: Was macht Gewalt und Krieg mit den Menschen, wie antworten Institutionen wie die Kirche darauf? Die musikalische Gestaltung durch die „Gospel family“ unter der Leitung von Georg Mathis ergänzte diesen Gottesdienst mit einer Musik, die auch aus Unterdrückung und Entrechtung entstanden ist sehr passend.

Der Fidelissonntag selbst wurde mit einem Festabend im Kloster am Vorabend sowie am Sonntag mit einem im Radio übertragenen Festgottesdienst am und anschließender Prozession ins Kapuzinerkloster begangen. Der von Bischof Benno geleitete Gottesdienst wurde festlich vom Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Benjamin Lack mit einer Messe von J.E. Eberlin umrahmt, also mit Musik, die etwa zur Heiligsprechungsfeier von Fidelis erklingen hätte können. Die Festpredigt hielt der Professor für Ordensgeschichte in Münster, P. Leonhard Lehmann OFMCap.

Auch in Muntlix, wo der hl. Fidelis als Patron der Pfarre eine in Vorarlberg einzigartige Stellung einnimmt, wurde das Fidelisgedenken mit einem Festgottesdienst und einem Vortrag von Markus Hofer gewürdigt.

Ausblick

In Sigmaringen, der Geburtsstadt des hl. Fidelis, wird der Hohenzollerpatron in der kommenden Woche mit einer Vielzahl von Veranstaltungen gewürdigt. Höhepunkte werden die Uraufführung des Fidelis-Musicals, die Fidelisakademie mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmar und der Festgottesdienst am 1. Mai in Stadtpfarrkirche sein, wo der Domchor Feldkirch die Abordnung der Stadt Feldkirch begleiten wird.

Im Mai findet außerdem eine Kirchenblatt-Reise nach Sigmaringen, Freiburg und Konstanz statt, die in Sigmaringen auch den hl. Fidelis als Diözesanpatron besonders in den Blick nimmt.

In Feldkirch ist weiterhin die Ausstellung „Der Fall Fidelis“ im Palais Liechtenstein zu sehen, wo im September 2022 ein Symposium zu Zeit, Umfeld und Person des hl. Fidelis stattfinden wird. Im September wird außerdem die Wanderausstellung „Täler in Flammen“ im Kapuzinerkloster in Feldkirch zu sehen sein, welche sich mit „Krieg, Politik und Religion um Rätikon und Silvretta anno 1622“ beschäftigt.