Am 27. Mai 1956 fand der Landesjugendtag der katholischen Jugendorganisationen in Dornbirn statt. Es war dies mit über 6.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wohl der Kulminationspunkt derartiger Massenveranstaltungen der Nachkriegsjahre.

Archivale des Monats - Mai 2016

Wiederaufbau der Jugendarbeit

Während der Zeit des Nationalsozialismus war die kirchliche Jugendarbeit unterdrückt und verboten. Die Hitlerjugend und der Bund Deutscher Mädels waren alternativlose Träger der ideologische Jugendarbeit der Nationalsozialisten. Über die Schritte nach dem Krieg schrieb der damalige Jugendseelsorger Jakob Fußenegger: "Nach Kriegsschluß im Sommer 1945 begann die Kath. Jugend-Arbeit auf der Grundlage der neu gegebenen Verhältnisse." Zunächst wurde versucht, auf pfarrlicher Ebene Jugendgruppen zu bilden. Erst ab ca. 1947 begann der Aufbau einer neuen Organisation, der Katholischen Jugend (KJ) mit allen ihren Teilbereichen. Diese nahm einen raschen Aufschwung.

Höhepunkt Landesjugendtag 1956

Am 27. Mai 1956 versammelten sich in Dornbirn über 6.000 Jugendliche. Organisiert hatten diese Veranstaltung die diözesane Jugendstelle in Feldkirch mit dem Landesjugendseelsorger Anton Nenning. Die streng hierarchisch gegliederten Organisationen der Katholischen Jugend (Katholische Arbeiterjugend, Katholische Landjugend, Katholische Mädchen-Jugend, Kolpingsfamilie, Pfadfinder) sammelten sich in Dornbirn zu folgendem Programm: vormittags Aufmarsch auf dem Rathausplatz mit anschließendem Jugendgottesdienst, nachmittags Aumarsch zu den Gliederungsveranstaltungen und einer Abschlusskundgebung in der Messehalle.

Bischof und Landeshauptmann

Der Weihbischof und Generalvikar Bruno Wechner rief in seinem Vorwort die Jugendlichen dazu auf, zu diesem "Bekenntnistag" zu kommen: "Man soll es wieder sehen, wie viele junge Menschen sich in unserem Lande zu Christus bekennen." Der Landeshauptmann Ulrich Ilg verwies auf die Zeit des Aufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg und mahnte die Tugenden "Tüchtigkeit, Fleiß und Sparsamkeit auf der einen Seite und Frömmigkeit, Bekennermut und Gottvertrauen auf der anderen" ein. "Die Katholische Jugend muß Bannerträger dafür sein, zum Segen für unsere schöne Vorarlberger Heimat und unser liebes österreichisches Vaterland."

Gleichschritt und Haltung

Im Programmheft wurden klare Anweisungen zum Verhalten an diesem Tag gegeben: "Den ganzen Tag soll man an Deiner Haltung erkennen, daß Du aus der Katholischen Jugend bist. Sei freundlich und hilfsbereit zu jedermann. Achte beim Marschieren auf die gute Ausrichtung nach vorne und nach der Seite, ebenfalls auf den Gleichschritt. Singe bei den Liedern laut und kräftig mit, ohne zu gröhlen. Werde nicht ungeduldig, wenn Du einmal länger warten mußt. Halte den Tag bis zur Schlußfeier durch. Zeig auch bei der Heimfahrt, daß Du vom Bekenntnistag der Katholischen Jugend kommst."

Aufstellung und Aufmarsch

Der Aufmarsch erfolgte nach einem genauen Plan und wurde folgendermaßen beschrieben: "Nach Verlassen der Züge bzw. Autos begeben sich die Gruppen sogleich zu ihren Aufstellungsplätzen, die aus der Planzeichnung erkenntlich sind." Die Aufstellung war: "Musikkapelle, Burschen-Dekanatsbanner, Burschenbanner in Vierer-Reihen, Mädchen-Dekanatsbanner, Mädchenbanner in Vierer-Reihen, Mädchen in Vierer-Reihen." So marschierten die Züge zum Rathausplatz, wo der Bischof die Banner weihte und einen Festgottesdienst zelebrierte.

Nachmittag und Schlußkundgebung

Die Nachmittagsveranstaltungen erfolgten getrennt: Die Mädchen versammelten sich in der Messehalle zu einem Programm unter dem Titel "Das Mädchen in Beruf, Freizeit und Gemeinschaft", das hauptsächlich aus Liedern und Theatervorführungen bestand. Die Beiträge hatten die Titel "Eine Stütze der Hausfrau" oder "Wer nur den lieben, langen Tag ohne Müh, ohne Arbeit vertändelt, der gehört nicht zu uns."

Die Landjugend der Burschen kam im Vereinshaus unter dem Motto "Das Dorf und wir" zusammen, die Arbeiterjugend und die allgeemeinen Gruppen Stadt versammelten sich im Schloßbräu. Ihr Programm begann mit dem Lied "Vowärts Kameraden" und endete mit dem Lied "Steh auf du Jugend der Fabriken". Die Mittelschuljugend im Festsaal der Realschule hielt einen Redewettbewerb ab, die Pfadfinder trafen sich im Lager in der Enz und hörten einen Vortrag "Der Pfadfinder und Rover im Dienst2 der Kirche". Die Kolpingfamilie versammelte sich im Pfarrheimsaal und verbrachte einen bunten Nachmittag mit Spielen und Liedern.

Zur Schlußkundgebung in der Messehalle wurden nach dem Bannereinzug und Begrüßung durch den Landesjugendführer August Christa Ansprachen von Landeshauptmann Ulrich Ilg und Rektor P. Josef Zeininger aus Wien gehalten. Die Festrede hielt Diözesanführer Franz Huber aus Linz, es folgte ein Bekenntnisspiel und die Schlußworte von Landesjugendseelsorger Anton Nenning. Nach dem Bischöfliches Segen und dem Schlußlied war dieser 3. Landesjugendtag beendet.

Programm des Landesjugentages 1956 Das komplette des Tages Programm finden Sie hier.

 

Jugendarbeit im Wandel

Dieser dritte und größte Landesjugendtag war der letzte seiner Art in Vorarlberg. Im Laufe der folgenden Jahre wandelte sich die äußere Form der Versammlungen: Die Banner und Fahnen verschwanden, der Gleichschritt und die Massenkundgebungen wichen kleineren Zusammenkünften in weniger strenger Form. Die Jugendarbeit bekam ein vielfältigeres Gesicht und erhielt vor allem durch den Bau des Jugendhauses in St. Arbogast ein eigenes Zentrum für ihre Aktivitäten, die über die vielfältigen Netzwerke der Katholischen Jugend in die Pfarrgemeinden des Landes hinausstrahlten.

Bestand: AT-ADF 1.9. GJ Chronik / Bildsammlung