1557 wurde die Kapelle des Ansitzes Rönsberg vom Bischof von Chur eingeweiht: Streiflichter des Landadels in der Spätrenaissance.

Archivale des Monats - Oktober 2016

Der Ansitz Rönsberg

Andreas Ulmer berichtet in seinem Buch "Burgen und Edelsitze in Vorarlberg und Liechtenstein" über den Ansitz Rönsberg bei Schlins: "Unterhalb des Weilers Röns der Gemeinde Schlins nordwestlich vom Kirchdorf steht der alte Ansitz Rönsberg, derzeit nach einem später vorgenommenen Umbau ein stattlicher Bauernhof. Zum Adessitz, den in der Hauptsache das Herrenhaus miteiner Schloßkapelle bildete, gehörten vordem viele Liegenschaften, Äcker, Weiden und Weinberge."

Die Schloßkapelle

Der Ansitz Rönsberg bestand wohl seit dem späten 15. Jahrhundert und war zunächst im Besitz einer Familie Wittenbach, später der Familie Altmannshausen. 1557 wurde die neue Schloßkapelle zu Ehren der hl. Magdalena eingeweiht. Die Weiheurkunde dazu hat sich im Archiv der Diözese Feldkirch erhalten und berichtet folgendes: Am 31. Oktober 1557 weihte Fürstabt Joachim Eichhorn von Einsiedeln mit der Erlaubnis von Papst Paul III. und Bischof Thomas Planta von Chur die Kapelle ein. Dies geschah auf die Bitte des "Nobili Achille de Altmannhausen, regio quaestore ac Patrifamilias domus ad Rönsberg", also des Achilles von Altmannshausen, der Hubmeister in Feldkirch war. Die Kapelle war aus Stein erbaut und wurde der heiligen Büßerin Maria Magdalena als Hauptpatronin geweiht. Weitere Patrone waren die heilige Jungfrau und Märtyrerin Barbara, das Heilige Kreuz und der heilige Oswald. In den Altar wurden Reliquien der Märtyrer der Thebaischen Legion sowie der Jungfrau und Märtyrerin Eutropia eingelegt. Zu Zeugen des Weiheaktes wurden folgende anwesende Herren in der Urkunde erwähnt: Johannes, Propst in Friesen und Konventual in St. Gerold des Klosters Einsiedeln. Vitus Juda, Pfarrer in Feldkirch, Pfarrer Laurentius Habersin (Haberstroh) von Schlins sowie die Herren Johann Gentzle und Thomas Zecher.

Die Altmannshausen

Die Familie von Altmannshausen war eine sehr einflußreiche Adelsfamilie in Feldkirch und Umgebung und besaß neben dem Schloss Rönsberg zeitweise auch die Ansitze St. Jergenberg in Sulz und die Pfandherrschaft Jagdberg. Sie waren Hubmeister in Feldkirch, stellten Stadtpfarrer und Mitglieder des Churer Domkapitels und waren mit einflußreichen Familien der Region verschwägert. Der hier genannte Achilles von Altmannshausen unternahm 1560 gemeinsam mit seinem Bruder eine Pilgerfahrt ins heilige Land. Dort kam er glücklich an und besuchte die heiligen Stätten, starb aber auf der Rückreise in Zypern. In der St. Anna-Kirche in Schlins-Frommengärsch erinnert ein bemerkenswertes Gemälde an ihn: Um 1561 schuf der Feldkircher Maler Moritz Frosch dieses eindrucksvolle Bild, das eine Phantasiedarstellung der Stadt Jerusalem mit Stationen der Menschwerdung, des Leidens, der Auferstehung und Himmelfahrt Christi verbindet. Daneben wird über die Pilgerfahrt des Achilles von Altmannshausen und sein Ableben berichtet, eine Votivdarstellung der Familie ergänzt das Bild. Nach dem Tod von Achilles von Altmannshausen wurde der Ansitz Rönsberg verkauft.

Besitzerwechsel

Das Schlösschen mitsamt der Kapelle wechselte in den folgenden Jahren mehrfach den Besitzer. Es ging 1560 an die Herren von Schlandersberg über, zu Beginn des 17. Jahrhunderts an die Familie Castelmaur und bereits um 1630 an den Feldkircher Ratsherren Michael Stein von Rönsberg. Nach dem Verkauf an Franz Heinrich Baumhauer 1695 scheint die Kapelle bereits sehr baufällig gewesen zu sein. In einem Inventar aus dem Jahr 1710 heißt es: "Die Capell am Rönßberg [...]. Item ist das Dach, folgsam die Deckhe, fast im Abgang, und dem Regen freyer Paß vergundt." Einige Jahre später übernahmen die Jesuiten des Feldkircher Kollegs den Landsitz und brachten die Kapelle zu neuer Blüte. Mit der Ordensaufhebung 1773 war es damit vorbei, die Gebäude wurden versteigert und die Kapelle abgebrochen. Heute befindet sich an der Stelle des Ansitzes Rönsberg ein Bauernhof.

Hier finden Sie einige Bilder zur dieser Archivale des Monats.

Bestand: AT-ADF 1.13. GP Schlins 2.2.3.1.

Literatur: Andreas Ulmer, Burgen und Edelsitze in Vorarlberg und Liechtenstein. Dornbirn 1925. / Ludwig Rapp, Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg, Bd. 2. Brixen 1896. / Joachim Simon Mayer, Kirchengeschichte von Schlins. Schlins 2012.