1880 sorgten die neuen Portraits von Kaiserin Elisabeth in Dornbirn für einen Streit: Die Katecheten sahen die Moral der Schüler in Gefahr. Ein Bericht darüber ist im Diözesanarchiv erhalten.

Archivale des Monats - Mai 2017

"Unanständige Bildnisse"

Unter dem Betreff "Pfarramt Dornbirn berichtet über die Austragung des Streites bezüglich der Anbringung unanständiger Bildnisse Sr. Majestät der Kaiserin" ist ein Brief des damaligen Stadtpfarrers von Dornbirn, Gebhard Fink, überliefert. Nachdem damals die Bilder aus den Dornbirner Volksschulen entfernt worden waren, berichtete er rückblickend: "Vom daigen Ortsschulrathe wurden in 5 Klassen der daigen Volksschulen (Markt, Hatlerdorf, Haselstauden, Oberdorf und Watzenegg) Bilder Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin anzubringen beschloßen und auch wirklich angebracht."

Die Katecheten schreiten erfolglos ein

"Die Katecheten finden das Bild der Kaiserin für die Kinder ärgernißerregend und entfernten zum Theil deise Bilder mit Einwilligung der bezüglichen Lehrer. Darauf wurde die Sache im Ortsschulrath verhandelt und die Mehrzahl der Mitglieder des Ortsschulrathes wollten das Ärgerliche der Bilder nicht erkennen und beschloßen daher diesen Vorfall dem Bezirksschulrath zur Entscheidung vorzulegen; dieser entschied, daß diee Bilder wieder aufgehängt werdne sollten, was dann auch geschah bis auf Oberdorf, wo auch der Lehrer mit der Nicht-Aufstellung bis Austrag der Sache einverstanden war."

Der Landesschulrat schlichtet

"Darauf recurrirten wir an den Landesschulrath und dieser oder vielmehr sein Voristzender Herr Graf Enzenberg erklärte zwar, daß er persönlich gar nichts Anstößiges an dem Bild finde, er wolle aber dorf der guten Absicht der Katecheten Rechnung tragen und Ihnen erlauben, ein anderes, anständiges Bild der Kaiserin nach Entfernung derfrüheren aufzuhängen. Freilich auf unsere Kosten, was dann auch von usnerer Seite angenommen wurde, weil dadurch das Ärgerniß gehoben und uns Recht gegeben wurde, was wir ja eben bezweckten. Herr Graf Enzenberg erklärte zugleich, er wolle mehr auf privatem Wege mit dem Bezirks- und Ortsschulrathe die Sache in Ordnung bringen."

Die Moral in Gefahr?

"Einen kleinen Verweis erhielten die Katecheten, weil sie eigenmächtig ohne dem Ortsschulrath eine Anzeige zu machen, die Bilder entfernt hatten, ich entschuldigte dieselben damit, daß periculum in mora gewesen sey." Ob Kaiserin Elisabeth angesichts ihrer beständigen Sorge um ihr gutes Aussehen vom den Verlauf dieser Geschichte geschmeichelt gewesen wäre oder nicht, ist nicht in den Akten zu lesen und bleibt ein Geheimnis der Geschichte.

Bestand: AT-ADF 1.13. GP Dornbirn-St. Martin 5.3.2.6.