Bischöfliche Visitation in Satteins im am 8. Juni 1673: Aus dem Protokoll erfahren wir einiges über Finanzen, Schule und kirchliches Leben im späten 17. Jahrhundert.

Archivale des Monats - Juni 2016

Am 8. Juni 1673 kam der Churer Bischof Ulrich de Mont (1624-1692) zur Visitation nach Satteins. Dieser Bischof legte offensichtlich viel Wert auf seine Pastoralbesuche, was seine zahlreich unternommenen Visitationsreisen beweisen.

Finanzen

In Satteins wurde also Visitation gehalten und darüber ein Protokoll aufgesetzt. Darin wurden als erstes die Einkünfte der Pfarrkirche aufgeführt, die jährlich aus Kapitalzinsen von ca. 27 Gulden und dazu 10 Pfund Wachs und 21 Pfund Butter bestanden. Diese Einkünfte wurden für die Erhaltung des Gebäudes, das Ewige Licht und die Paramente, also die Messgewänder, verwendet. Ein Gulden hatte um 1700 übrigens die Kaufkraft von ca. 50 Euro.

Die Kapelle St. Sebastian hatte für ihre Erhaltung und Ausstattung Kapitalzinsen von 50 Gulden zur Verfügung, die Rosenkranzbruderschaft erhielt 18 Gulden, die Spende für die Armen hatte 17 Gulden jährlich zur Verfügung. Die Spendstiftung verteilte davon Almosen und Brot, bezahlte aber auch dem Lehrer jährlich 5 Gulden, damit er auch die armen Kinder unterrichten konnte und diese wöchentlich nur einen Kreuzer für den Unterricht bezahlen mussten. Offensichtlich gab es also einen Lehrer, der die Schüler zu unterrichten hatte. Dass es in dieser Zeit bereits Dorfschulen gab, zeigen zeitnahe Beispiele von Schulordnungen, etwa aus Laterns 1681.

Der Pfarrer

Der Amann von Satteins, also der Ortsvorsteher oder Bürgermeister, stellte dem Pfarrer ein gutes Zeugnis aus: Er sei eifrig in der Spendung der Sakramente, feiere regelmäßig die Messe, und auch die Christenlehre und das Rosenkranzgebet kommen nicht zu kurz. Pfarrer war zu diesem Zeitpunkt Balthasar Nachbaur, der mit dem kirchlichen Ehrentitel eines Protonotarius Apostolicus ausgezeichnet war. Nachbaur wurde um 1617 in Fraxern geboren und war zunächst ab 1642 Frühmesser in Rankweil. In Satteins trat er seinen Dienst am 14. März 1647 an und versah die Pfarre bis zu seinem Tod am 15. Mai 1681. Er starb im Alter von 64 Jahren.

Die Kirche

Die Kirche gefiel dem Bischof eher nicht: Er stellte fest, dass diese düster ("tenebrosa") sei und ordnete an, dass sie deshalb neu geweißt werden sollte. Auch bemerkte er, dass die Gemälde kunstlos seien und nicht zur Andacht stimmen. Die Kirche in Satteins muss zu diesem Zeitpunkt ziemlich klein und alt gewesen sein. Nachdem Satteins um 1426 bereits eine eigenständige Pfarre war, wurde vermutlich um 1477 eine neue Kirche gebaut. Dieses wahrscheinlich im spätgotischen Stil errichtete Kirchlein hat Bischof de Mont 1673 auch besucht. Erst einige Jahrzehnte später, um 1710 wurde diese Kirche erneuert. Das heutige, von Alois Negrelli geplante Kirchengebäude entstand erst in den Jahren 1822-1824. In den Visitationsakten aus dem Jahr 1673 hat sich außerdem eine Liste von Gerätschaften und Paramenten der Pfarrkirche erhalten. Darin wird ausgeführt, dass die Pfarrkirche folgende Gegenstände besaß: Ein großes und ein kleines Ziborium aus Silber, drei silberne Kelche, silberne Salbgefäße, ein Taufgefäß und ausreichend Kirchenwäsche und Paramente, darunter 28 Messgewänder. Auch ein Tragehimmel und Kerzenleuchter, Trageleuchter usw. waren vorhanden und vor allem ausreichend Exemplare des approbierten Messbuches, des Missale Romanum. Diese Aufstellung hat der damalige Pfarrer zusammengestellt, der sie auch unterschrieb: "Balthasar Nachbaur, pro tempore parochus."

Kloster Valduna

Nun folgten die Beschwerden des Pfarrers: Der Pfarrer von Satteins musste, seitdem die Pfarre zum Klarissenkloster Valduna gehörte, jährlich 150 Gulden und zwei Zentner Schmalz an das Kloster abliefern. Das Kloster Valduna hatte nämlich seit der Schenkung durch Kaiser Maximilian I. im Jahr 1506 das Patronat über die Pfarre Satteins inne. Da diese nicht unbeträchtliche Summe oft schwer aufzubringen war, wollte der Pfarrer wenigstens die Hälfte dieses Betrages in Naturalien abliefern: Er schlug dazu die Lieferung von einem halben Fuder Wein vor. Bischof und Kloster gingen auf dieses Angebot nicht ein, was vermutlich nichts über die Qualität des angebotenen Weines aussagen soll... Jedenfalls musste der Pfarrer Satteins sogar noch nach der Aufhebung des Klosters im Jahr 1782 den jährlichen Beitrag bezahlen, allerdings an den staatlichen Religionsfonds. Der Protest gegen diese überkommene Zahlungsverpflichtung führte erst nach ein paar Jahren zum Erfolg.

Versehgänge

Abschließend verlangte der Pfarrer für ein paar Häuser am Berg, die kein Wohnrecht hatten, für sich und den Mesner ein Ganggeld bei nächtlichen Versehgängen. Hier willigte der Bischof ein und gewährte dem Pfarrer 18 Kreuzer und dem Mesner 6 Kreuzer pro Versehgang. Damit schließt das sehr knapp gehaltene lateinische Protokoll und der Bischof reiste weiter.

Bestand: AT-ADF 1.13. GP Satteins 1.1.4.2. und 1.1.5.1.