Unsere Serie "have a little faith" findet ihr jeden Sonntag im Kirchenblatt, oder hier auf der Homepage. Bis Pfingsten werden Jugendliche verschiedene Sichtweisen auf ihren Glauben und ihre Welt darlegen. Sie zeigen Wege auf, wie sie in und mit der Kirche leben. Den Beginn der Serie macht Johannes Lampert, der Leiter des Jugendprojektes "Out of Time".

Johannes Lampert Portrait 2009Viel lieber würde ich meinen Glauben zeigen. Der Blick auf den Glauben, den wir tun, woher kommt er denn? Kommt er nicht von ganz innen, so ist er exzentrisch, liegt also am Rand. Wer aber will einen Glauben, der nur Rand ist? Liegt heute nicht irgendwie alles draußen? Kehren wir nicht alles von innen weg, vor allem unser Innerstes, damit es dann nicht mehr bei uns ist? Was ich sagen kann ist, dass ich in stetiger Zerrissenheit und Verzweiflung glaube. Ich habe es satt, meinen Glauben rechtfertigen zu müssen, weil zu Religionsthemen eine solche Oberflächlichkeit herrscht, die nur Schlagworte wie „Ablasshandel“ und „Kreuzzüge“ zulässt. Viel lieber würde ich meinen Glauben zeigen und somit nie wieder sagen müssen: Das hat doch mit mir nichts zu tun!

Nicht immer einfach. Es ist nicht immer einfach, Teil dieser Kirche zu sein. Aber ich hab etwas mit ihr zu tun und deshalb versuche ich, mich immer selbst zuerst ins Kreuzverhör zu nehmen: Auch ich habe in Situationen geschwiegen in denen ich reden hätte müssen, und zwar öfters, als es ein gutes Gewissen ertragen könnte. Diese Erkenntnis bringt mich dann aber zu etwas unglaublich Wundervollem, das mich sehen lässt, dass ich mit dieser Zerrissenheit nicht allein dastehe! Doch was wäre, wenn ich nun doch alleine bin? Heute schreit ja die ganze Welt von den Dächern, dass wir so was von individuell sind und sein sollten, am besten jeder für sich, lauter traurige Einzelstücke. Das tut doch weh! Und gerade Jugendliche und junge Erwachsen sind die Alleingelassenen dieser Zeit.

Irgendwo zwischen selbstgezimmerten Computerwelten und mit fragenden Träumen gefüllten Nächten bleiben die Antworten auf der Strecke, die vor allem wir jungen Menschen so bitter nötig hätten. Jugendliche brauchen Jugendliche, brauchen eine Gemeinschaft, die sie dort abholt, wo sie mit ihren Glaubensfragen sind. Das Out of Time-Projekt ist eine solche Möglichkeit, ist ein solcher Weg.

Es ist die Liebe. Wir erschaffen uns nicht selber, nur unsere vielen Gesichter. Ich kenne meine Masken, was mir die Suche nach meinem Selbst nicht erleichtert. Was ich aber weiß, ist, dass ich innen sein will und nicht ein Exzentriker, der ohne seine Mitmenschen, ja sogar ohne sich selbst lebt. Oh Gott, ja, ich glaube! Und genau deshalb will ich mich nicht mehr kritisierend, ohne dass ich mein Innerstes, meine Liebe mitgenommen hätte, auf den Weg machen. Denn es ist diese Liebe, die sich der Peripherie entzieht. Sie ist in uns, nicht außer uns! Es gibt da diese auffordernde Kraft, die unentwegt zu sagen scheint: Bleib nicht so wie du bist, sondern werde bewegt!
Drum sollten solche Zeilen eigentlich nicht geschrieben, sondern gelebt werden.