Rio de Janeiro steckt mitten in den Vorbereitungen der Großveranstaltung: Viele Sportstätten und Infrastrukturprojekte sind noch Baustellen. An ihrem Rand kämpfen Bewohner/innen der Favelas um ihre Existenz. Die österreichische Initiative "Nosso Jogo" fordert die Einhaltung von Menschenrechtsstandards.

"Die ganze Welt wird zusehen, wenn am 5.8.2016 mit viel Pomp, bunten Kostümen und Sambaklängen die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele im berühmten Maracanã-Stadion begangen wird. Ein Jahr davor schaut die Welt jedoch weg, wenn für das olympische Dorf Tausende durch Polizeigewalt eingeschüchtert, aus ihren Häusern vertrieben und ihrer Existenz beraubt werden" schreibt der junge Journalist Thiago Mendes, der im Auftrag der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar die Probleme der Menschen im Schatten von Olympia dokumentiert.

"Die offiziellen Stellen sprechen von über 12.000 Zwangsdelogierungen für Olympia.* Das entspricht in etwa der Zahl der Athlet/innen, die an den Spielen teilnehmen werden. Man muss sich das vor Augen halten: Für jede Sportlerin, jeden Sportler verliert ein Mensch seine Wohnung. Gemäß Olympischer Charta soll der Sport im Dienst der harmonischen Entwicklung der Menschheit stehen, um eine friedliche Gesellschaft zu fördern, die der Wahrung der Menschenwürde verpflichtet ist. Die Realität schaut leider anders aus", kritisiert Ute Mayrhofer von der Dreikönigsaktion die menschenverachtenden Zustände.

Parallelen zur FIFA WM 2014

2 Jahre nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 steht Brasilien durch die Olympischen Spiele erneut im Fokus der Weltöffentlichkeit. Wie auch zur FIFA WM stemmt das Land wieder enorme Infrastrukturprojekte, um sich und die Wettkampfstätten im besten Lichte erscheinen zu lassen. Um den Gästen ein "sauberes Rio" präsentieren zu können, wird von der Polizei in den Favelas und bei Protesten mit exzessiver Gewalt "aufgeräumt". Wie bei der Fußball-WM sind es v.a. die Armen, die betroffen sind. Ganze Wohnsiedlungen werden dem Erdboden gleich gemacht, um moderne Sportanlagen zu errichten oder um teuren Wohnraum und Hotels zu schaffen.

Diese Politik wird von nationalen und internationalen NGOs und Menschenrechtsorganisationen kritisiert. "Noch kann viel Leid verhindert werden", ist Ute Mayrhofer überzeugt. "Wir werden die Delogierungen nicht stoppen können, aber wir können erreichen, dass die Menschen anständige Entschädigungen bekommen. Und wir können hinschauen, wenn es zu Polizeigewalt kommt und die Einhaltung der Menschenrechte einfordern. Die Olympischen Spiele sollen ein Sportfest für die ganze Welt sein. Kein Mensch darf unter Olympia leiden. Menschenrechte sind olympisch!"

Nosso Jogo - Unser Spiel für Menschenrechte

In Österreich haben sich zahlreiche NGOs, darunter FairPlay-VIDC, Südwind und die Dreikönigsaktion zur Menschenrechtsinitiative "Nosso Jogo" (brasilianisch für "unser Spiel") zusammengeschlossen. "Die Menschenrechtsproblematik rund um die Olympischen Sommerspiele soll auch hier bei uns in Österreich aufgezeigt werden", fasst Martin Kainz, der Koordinator von Nosso Jogo, die Ziele zusammen. " Als Reaktion auf diese Ungerechtigkeiten müssen die internationalen Verbände zur Verantwortung gezogen werden und bereits in ihren Vergabeklauseln festlegen, dass Menschenrechtsverletzungen vor, während und nach dem Sportgroßereignis inakzeptabel sind."

Im Herbst 2015 veranstaltet die Initiative FairPlay-VIDC in Kooperation mit dem Sportministerium und dem organisierten Sport ein Dialogforum zur Menschenrechtssituation rund um Rio 2016.

Hinweise
Der Journalist Thiago Mendes berichtet regelmäßig direkt aus Rio de Janeiro, wie  sich Olympia 2016 auf das Leben der Ärmsten auswirkt. http://menschenrechte-sind-olympisch.at/themen/kinder-jugend/olympia-2016-rio-de-janeiro/

Die Initiative "Nosso Jogo - Initiative für globales Fair Play" wird mit finanzieller Unterstützung der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit durchgeführt.

* brasilianische Menschenrechtsorganisationen sprechen von über 65.000 Menschen, die für die Fußball-WM und die Olympischen Spiele aus ihren Häusern und Wohnungen vertrieben wurden. (Quelle: SMH 2016: remoções no Rio de Janeiro Olímpico'', de Lucas Faulhaber e Lena Azevedo)

www.nossojogo.at
www.dka.at