Netzwerk Kinderrechte fordert: Einmonatiges Experiment mit Teenager-Pärchen und Kindern soll nicht gesendet werden!

„Was bisher über „Erwachsen auf Probe“ bekannt ist, muss als öffentlicher Kindesmissbrauch qualifiziert werden. Babys und Kleinstkinder werden ohne ausreichende Beachtung des Kindeswohls für eigen­nützige Motive und Bedürfnisse anderer missbraucht.“ kritisiert Prim. Dr. Klaus Vavrik von der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit und Mitglied des Netzwerks Kinderrechte das neue Sendeformat vom TV-Sender RTL auf das Schärfste.

Laut RTL „absolvieren in diesem einmonatigen Experiment vier Teenagerpärchen mit Kinderwunsch einen Crashkurs zum Erwachsenen-Dasein“. Dabei kümmern sich die in eigenen mit Überwachungskameras ausgestatteten Häusern untergebrachten Teenager jeweils einige Tage um Babys und Kleinkinder, sowie später um Schulkinder und zuletzt um Jugendliche. Der TV-Sender schreibt dazu auf seiner Homepage: „Dann überlassen vier Familien aus ganz Deutschland für vier Tage den Teenagern das Schönste, was sie besitzen: ihre Babys.“ Die Ausstrahlung der sieben Folgen soll am Mittwoch, 3. Juni 2009, beginnen.

„Für die seelische Gesundheit eines Kindes und für die Entwicklung einer stabilen Persönlich­keit ist das Grundgefühl der unzweifelhaften Geborgenheit eines absolut sicheren und ver­lässlichen Zuhauses die unbedingt notwendige Basis. Wir leben in einer Zeit, in der ohnehin die zunehmende Individualisierung, der Zerfall der Familien, die Zunahme von Mobbing und Gewalt bei Kindern und Jugendlichen beklagt wird. Gerade jetzt eine solche Sendung zu platzieren und da­mit eventuell auch „Nachahmungstäter“ anzustiften, ist im harmlosesten Fall als Gedanken­losigkeit, im schlimmsten Fall aber als echter Schaden für die betroffenen Babys und Kinder und deren Familien sowie die gesamte Gesellschaft zu werten.“ zeigt sich der Kinderarzt und Kinderpsychiater Vavrik bestürzt.

Wie unverantwortlich und widersprüchlich der TV-Sender mit dem als „Experiment“ betitelten Sendeformat „Erwachsen auf Probe“ selbst umgehe, zeige sich durch den RTL-Ratgeber zum Thema „So schläft Ihr Kind gut ein“: „Kinder mögen keine Experimente: Sie brauchen vor allem Verlässlichkeit und wollen Dinge vorhersehen.“ Die 30 Kinderrechte-Organisationen und –Institutionen des Netzwerks Kinderrechte fordern daher dringend, von der Umsetzung diese Sendekonzepts Abstand zu nehmen.

Rückfragehinweis: Netzwerk Kinderrechte Österreich www.kinderhabenrechte.at

Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez – Mobil: 0676/88011-1016

Mail: elisabeth.schaffelhofer@kinderhabenrechte.at