Aus dem anstösse "What is your Superpower" vom Herbst 2018

Felix ist 26 und gelernter Molkereifachmann. Seine Lehre hat er beim Milchhof absolviert. Molkereifachmann ist – zumindest für mich – ein sehr ungewöhnlicher Beruf, denn wer kann schon aus Milch guten Käse machen?

Momentan arbeitet Felix auf einer Alpe in der Schweiz und sennt dort. Doch das ist nicht das einzige, was er auf 2200m Höhe macht; er melkt Kühe, kocht, passt auf die Kinder des Hirten auf und bedient hungrige Wanderer.
Ich hab mal nachgefragt, warum man sich einen so seltenen Beruf aussucht und was einen dazu bewegt ca. 100 Tage im Jahr fernab der Zivilisation zu leben.


Warum hast du dich entschieden Molkereifachmann zu werden?
Ich war schon als Kind ab und zu auf einer Alpe als Kleinhirte. Dort hab ich dann auch beim Sennen zugeschaut, das hat mich fasziniert. Darum hab ich die Lehre zum Molkereifachmann gemacht.

War es damals schon dein Wunsch nach der Lehre auf die Alm zu gehen?
Ja, ich wollte nach dem Lehrabschluss bald auf die Alpe. Hier wird noch viel mehr von Hand gemacht. Das Arbeiten mit großen Maschinen macht einfach nicht so viel Spaß.

Könntest du dir die Arbeit in einer Großsennerei noch vorstllen?
Nein. Mir gefällt es bei der Produktion von A bis Z dabei zu sein. Hier kann ich mein Potential voll ausschöpfen und ich weiß genau über jeden Arbeisschritt Bescheid und habe auch eine gewisse Entscheidungsfreiheit was meine Arbeit betrifft.

Würdest du das Leben auf der Alm generell als Freiheit bezeichnen?
Ich stehe jeden Tag um halb 5 auf, es ist anstrengend und es gibt kein Wochenende, trotzdem fühlt man sich frei, ich kann mir viel selber einteilen und die Arbeit fühlt sich nicht wirklich wie arbeiten an.

Du hast mir mal gesagt, das Leben auf der Alm sei viel echter, als das im Tal. Warum?
Du hast nicht so viele Einflüsse von außen, keine unnötige Ablenkung. Stress gibt es keinen. Man lebt mit der Sonne und mit der Natur. An schönen Tagen geht man Pilze oder Heidelbeeren sammeln und an Regentagen bleibt man eher im Haus und kocht, räumt auf oder backt Kuchen.

Was ist das schönste auf der Alpe?
Das Leben mit und in der Natur.

Und was vermisst du am meisten?
Der Kontakt zu anderen Leuten, zu Freunden, Familie und der Freundin. Man ist schon sehr abgekapselt vom Rest der Welt.

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