Wie schaut das aus, wenn 35 Nikoläuse die Schulbank drücken? Nicht so wie man sich das vorstellt. Anders als am 6. Dezember sind die Darsteller*innen bei der Fortbildung in Zivil unterwegs! Da dieses Datum mit großen Schritten näher rückt, lud die Katholische Jugend und Jungschar Vorarlberg zur Nikolausschulung – ein Nikolaus lernt ja quasi nie aus.
Am Mittwochabend versammelten sich 35 Nikolausdarsteller*innen im Saal des Diözesanhauses in Feldkirch. Der Theologe Hanspeter Sutterlüty führte durch den Abend. Seit vielen Jahren bildet er die Nikoläuse Vorarlbergs aus. Er weiß worauf es ankommt und was der Nikolaus vermitteln soll. Der Heilige Nikolaus ist der Legende nach ein Freund der Kinder. „Über die Jahrzehnte hat es beim Nikolausbrauchtum bedauerlicherweise eine fatale Verschiebung vom Frohbotschafter zum Drohbotschafter gegeben“, so Sutterlüty. Dem will die Katholische Jugend und Jungschar mit der Schulung entgegenwirken. „Viele Eltern drohen schon ab August mit dem `Klos.“ Der Nikolaus sei aber keine Erziehungshilfe. Er soll nicht derjenige sein, der den Schnuller mitnimmt oder über schlechte Noten schimpft. Sutterlüty erklärt: „Es ist theologisch falsch, zu sagen, man bekommt nur dann etwas, wenn man etwas gibt.“
Volle Aufmerksamkeit auf Kind und Nikolaus
Auch zum Krampus hatte Sutterlüty einiges zu sagen. „Diese Figur wurde erfunden, damit der Nikolaus schon eher als Frohbotschafter dasteht, aber man über diesen Brauch den Kindern doch Angst machen und den Tag als Erziehungs- und Druckmittel nutzen konnte.“ Hanspeter Sutterlüty empfahl daher, den Krampus wegzulassen und den Knecht Rupprecht so freundlich wie möglich darzustellen. „Die Aufmerksamkeit der Kinder soll auf dem Nikolaus liegen und nicht durch angstmachende Figuren gestört werden.“
Das Sündenregister gibt es nicht
Wichtig für die Darsteller sei es auch die richtige Balance zu finden. Es darf eine mystische Stimmung aufkommen, aber man sollte keine Lügen erzählen. „Der Nikolaus ist kein Zaubermann, und schon gar kein Stalker.“ Es soll also nicht gesagt werden, dass der Nikolaus aus einem Sündenregister vorliest, zumal das große Buch ja eine Bibel darstellt, sondern dass man von den Eltern das eine oder andere über die Kinder erfahren hat. „Änderungswünsche die man an die Kleinen richtet, sollen positiv formuliert werden“, so der pädagogische Ansatz des Referenten.
Wie findet der Nikolaus zu mir nach Hause?
„Es hat sich über die Jahre schon viel verändert, aber es gibt immer noch viel Diskussionsbedarf.“ Mit diesen Worten leitete der Vortragende zum Austausch über. Ganz nach dem Motto „Nikolaus lernt von Nikolaus“ wurden anschließend viele praktische Dinge besprochen. Neben einigen Neulingen waren bei der Schulung aber auch Nikolausdarsteller*innen mit über 20 Jahren Erfahrung dabei. Wo bekommt man die guten Bärte her? Was tun bei beschlagenen Brillengläsern? Wie gehe ich damit um, wenn die Kinder offensichtlich Angst haben? Auch über Anmeldetools wurde gefachsimpelt. Da sich die Nikoläuse entweder über die Pfarren und Gemeinden, über Sportvereine oder sogar privat formieren ist das überall anders. Wie das bei Ihnen funktioniert, erfahren Sie bei Ihrer Pfarre oder im Gemeindeamt.
Nun, da alles geklärt ist, können die Kinder den Nikolausabend als etwas Mystisches erleben und dem Tag angstfrei entgegenblicken. Damit sind leuchtende Kinderaugen garantiert.