Die Vorbereitung auf das Firmsakrament ist für pfarrlich Engagierte immer wieder herausfordernd und spannend. Christian Schröder, Pastoralreferent in Aachen, hat im Rahmen der Firmtagung vergangenen Samstag von seinen Erfahrungen in der Jugendpastoral erzählt und damit so manches in ein anderes Licht gerückt, inspirierende Impulse gegeben und Lust aufs Erzählen von Geschichten gemacht.

Begonnen hat die Firmtagung mit einem Frühstück - inklusive Plausch mit bekannten oder auch neuen Gesichtern. Der erste Punkt der Tagesordnung bestand dann in einer klaren Forderung: "Mehr Drama bitte!" Unter diesem Titel brachte Christian Schröder den rund 50 Interessierten die Kunst des "Storytellings" näher. Dabei stellte sich heraus, dass das „Geschichten-Erzählen“ weit mehr als eine Methode des Vermittelns ist. Es ist die Verkündigungsform der Urkirche, in der Menschen ihre Erfahrungen mit Jesus weitererzählt haben. Und genau darin liegt das Geheimnis des Erfolges.

"Erzählgemeinschaft von Gott"

„Die Geschichten, die ich erzähle, sind nie erfunden“, erklärte Schröder, „bei Religion darf man nicht lügen.“ Gut sind Geschichten dann, wenn durch sie etwas aufgeht über den Sinn des Lebens, über Glaube, Liebe oder Hoffnung. Gut sind Geschichten, wenn sie identitätsstiftend sind und die Zuhörenden etwas daraus lernen können. „Dabei ist nicht entscheidend, ob die Erzählenden gläubig sind oder nicht. Entscheidend ist vielmehr, wie ich diese Geschichte deute“, so der Theologe. „Wir müssen über das sprechen, was uns im tiefsten Inneren bewegt. Das macht sonst niemand.“ So wird Kirche zur „Erzählgemeinschaft von Gott“, ein Begriff, den der ehemalige Aachener Bischof Klaus Hemmerle geprägt hat.

Aus Umfragen geht hervor, was Menschen sich von Institutionen erwarten: Ältere wünschen sich Humorvolles, für Jüngere sind Kriterien wie "inspirierend" und "dramatisch" von ebensolcher Bedeutung, nur "nett" reicht nicht aus, Gehaltvolles ist gefragt. Als Vorbilder brauchen sie keine Promis oder Religionsgründer - sie möchten ganz normale Menschen, mit denen sie sich auch identifizieren können.

Lebensrelevanz anstelle des "Jesus-Joker"

Wird über persönliche Erfahrungen gesprochen, fällt auch die typische Kirchensprache weg, deren Begriffe für viele - gerade auch für junge Menschen - leer sind. Ohne Relevanz fürs Leben ist eine Geschichte schlichtweg langweilig und uninteressant. Oder der sogenannte "Jesus-Joker" nimmt die Spannung auf das Ende. Mit "Jesus-Joker" bezeichnen Jugendliche die Tatsache, dass immer dann, wenn es kompliziert und schwierig wird, Jesus ins Spiel kommt. Im Sinne von "Du musst einfach auf Jesus vertrauen" oder ähnlichen Sätzen. Für Jugendliche ist damit das Problem nicht weg.
Schröder setzt in seiner Begleitung von Jugendlichen deshalb immer bei deren Lebenswelt an. Es geht um Wesentliches: Worauf hoffe ich? Was soll aus meinem Leben werden? Auf wen kann ich mich verlassen? Woran scheitere ich? Die Botschaft, die Schröder den Jugendlichen vermitteln will, ist einfach: Sie dürfen darauf vertrauen, dass Gott sie - so wie sie sind - begleitet.

Heldengeschichten

Vermittelt wird diese Botschaft durch den konkreten Umgang mit den jungen Leuten. Zudem setzen der Seelsorger und sein Team Elemente der Popkultur ein - Musik, Serien, Helden aus Videospielen. In deren Geschichte spiegelt sich das Leben: Heimat und Abenteuer, Mentoren, Freunde und Feinde, Prüfung und Konfrontation mit den eigenen Schattenseiten, Verwandlung und Heimkehr. Hier stecken zahlreiche Anknüpfungspunkte - sowohl für das Leben der Jugendlichen als auch für die Botschaft der Bibel. Die Popkultur hat dabei Brückenfunktion. In der Auseinandersetzung mit den Helden wird das eigene Leben zur Heldenreise.

Eine solche Heldenreise ist auch Inhalt des Firmkurses, der in seiner Pfarre angeboten wird. Die Jugendlichen werden dafür nicht persönlich angeschrieben, der Kurs - betitelt als "Retreat" - wird in Schulen und im Internet beworben. Eingeladen sind junge Menschen - egal ob sie sich firmen lassen wollen oder ob sie katholisch sind. Fünf Tage verbringen sie gemeinsam in einer Selbstversorger-Unterkunft und lassen sich gemeinsam auf existentielle Fragen ein, fragen sich, was sie jetzt schon in Richtung Zukunft vorausdenken können. Auch wenn das Wort "Firmung" dabei nicht vorkommt, bereiten sie sich so auf das Sakrament vor. Ja, sie bereiten sich vor - sie werden nicht vorbereitet. Eigenverantwortung wird groß geschrieben.

Schröder sieht die Firmung als Dienst an den jungen Menschen. Insofern sollen sie auch die Möglichkeit haben, jene Form der Vorbereitung zu wählen, die ihnen am besten entspricht. Die Zuordnung zu bestimmten Pfarren ist bei ihnen kein Thema, keine Pfarre habe Anspruch auf Menschen. Die Zulassung zur Firmung hat der Seelsorger noch nie jemandem verweigert. "Sakramente sind keine Waffen", erklärt er. Im Gespräch können immer Lösungen gefunden werden.


Zur Vertiefung

Radio-Kurzsendungen mit Christian Schröder im Radio WDR, Kirche in 1LIVE.
Infos zur Hauskirche: www.kafarnaum.de