Im Jahr 1979 wurde in Götzis eine Aktion ins Leben gerufen, welche die Gesellschaft in Vorarlberg, wie nur wenige andere, dauerhaft prägte.

Es war einmal vor langer Zeit - so beginnen normalerweise Märchen. Diese Geschichte handelt vom jungen Kaplan Wilfried Blum, der sich im Hinblick auf die herannahende Fastenzeit Gedanken über den gesellschaftlichen Zwang zum Alkoholkonsum macht. Erst als kleine gemeinsame Aktion mit der Katholischen Jugend gedacht, beteiligten sich schon im ersten Jahr unzählige Götzner und bekannten sich öffentlich zu ihrem Entschluss, in den sechs Wochen der Fastenzeit gänzlich auf Alkohol zu verzichten.

Öffentliches Nein zum Alkohol

In der Pfarrkirche Götzis wurde ein Plakat mit dem Aufruf, sich öffentlich zum Alkoholfasten zu bekennen, aufgehängt. „Die Liste wurde von Tag zu Tag länger. Ich war beeindruckt von der breiten Beteiligung an dieser Idee“, erinnert sich Wilfried Blum. Ziel der Aktion war es einmal bewusst 40 Tage lang hinzusehen, wie oft und selbstverständlich in unserem täglichen Leben Alkohol getrunken wird. Im Gegenteil, es gehört zum gesellschaftlich anerkannten Standard Alkohol zu trinken. Auch auf die Solidarisierung mit Menschen die direkt oder indirekt mit den Auswirkungen von Alkoholismus betroffen sind wurde in dieser Zeit Wert gelegt. Die Nachricht „Du bist nicht alleine, wir stehen dir bei“, hat vielen Menschen Trost gespendet.

Mit großen Schritten ans Ziel

Von dem Erfolg der ersten "Aktion Trocken" beflügelt, wurde die Initiative im folgenden Jahr wieder aufgegriffen. Neben dem Aufruf zur Beteiligung wurden Informationsabende mit Prim. Scholz, dem damaligen Leiter des Suchtkrankenhauses Maria Ebene abgehalten. Der KJ Redoute der Pfarre Götzis wurde am Rosenmontag gänzlich ohne Alkoholausschank abgehalten, was der Stimmung keinen Abbruch tat. In der Pfarre Lustenau Rheindorf ging der damalige Kaplan Werner Witwer einen Schritt weiter und versuchte die lokalen Gaststätten dazu zu gewinnen, in der Fastenzeit ein billiges alkoholfreies Getränk für die Teilnehmer der Aktion bereit zu stellen. Was mit nur zwei Gasthäusern begann, führte in weiterer Folge dazu, dass sich der Durstlöscher als anerkannter Ersatz für ein Bier in den Vorarlberger Gasthäusern durchsetzte. Über die Jahre hinweg wurde die Aktion von immer mehr Organisationen aufgegriffen. Eine politische Ebene kam dazu, als sich die Vorarlberger Handelskammer (heute Wirschaftskammer) und das Kuratorium für Verkehrssicherheit für eine gesetzliche Regelung stark machten, welche Gastwirte dazu verpflichtet mindestens ein nichtalkoholisches Getränk im Sortiment zu haben, das billiger ist als das billigste alkoholische Getränk auf der Karte.

Fasten als Gewinn

Heute, 35 Jahre nach dem ersten Aufruf in Götzis ist die "Aktion Trocken" zur "Aktion Verzicht" geworden. Sie findet in acht Bundesländern in Österreich statt. In Vorarlberg getragen vom Vorarlberger Familienverband, der Supro - Werkstatt für Suchtprophylaxe, der Caritas, der Katholischen Jugend und Jungschar und Familien feiern Kirchenjahr. Informationsmaterialien und Ideen wie die Fastenzeit in der Familie, der Kinder- und Jugendgruppe oder auch der Schulklasse gemeinsam gelebt werden kann, stehen zur Verfügung. Im Mittelpunkt steht, durch das bewusste Verzichten auf eine Gewohnheit, Süßigkeiten oder auch Alkohol, das eigene Verhalten zu reflektieren und vielleicht auch zu ändern.