Die Sexualaufklärung für Kinder und Jugendliche steht heute vor ganz anderen Aufgaben als vor 30 oder 40 Jahren. Damals haben viele von uns noch heimlich das Lexikon der Eltern geschnappt, um dort „nackten Tatsachen“ nachzuforschen.

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Heute steht diesbezüglich eine stark veränderte Medienlandschaft, insbesondere das Internet als Informationsquelle zur Verfügung. Das stellt uns vor neue Herausforderungen.
Was bedeutet das für uns Eltern, LehrerInnen und SexualpädagogInnen?

In erster Linie brauchen Kinder und Jugendliche Begleitung und Orientierung. Gerade  in diesen stürmischen Zeiten der körperlichen und hormonellen Veränderungen. Bei dieser Aufgabe ist es wichtig, dass dem Umstand der Zugänglichkeit zu allerlei Informationen (auch Pornographie, Gewaltvideos etc.) Rechnung getragen wird.

Das bedeutet für uns Erwachsene, auch einmal innerlich Stopp zu sagen und sich bewusst Zeit für die Beziehung zu “unseren“ Kindern und Jugendlichen zu nehmen. Zeit, um auf sie einzugehen und ihnen das Gefühl zu geben: Du bist WERTvoll, genau so wie du bist! Das klingt gut, allerdings ist es für uns Erwachsene oft nicht ganz einfach. Der Alltag fordert und zerrt an uns. Die alltäglichen Anforderungen  sind nicht zu unterschätzen. Wir haben oft nach einem anstrengenden Tag das Bedürfnis nach Ruhe und Erholung und dann noch die Muße sich auf die Kinder einzulassen?  Das ist nicht so leicht..Viele von uns kennen den Konflikt zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen unseres Nachwuchses.

Der Neurobiologe Dr. Joachim Bauer schreibt in „Prinzip Menschlichkeit – Warum wir von Natur aus kooperieren“ (2006), dass der Mensch nicht auf Kampf sondern auf Beziehung angelegt sei.

Gerade in der Sexualität geht es zu einem großen Teil um Beziehungen – zu sich selbst und zum Gegenüber – auf welchem Weg könnten wir unseren Kindern und Jugendlichen besser den Schatz der Sexualität „erklären“, als über eine gute Beziehung? Die dafür aufgewendete Zeit ist sicher eine gute Investition in ihre Zukunft.

Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Stärkung und Bestätigung der Selbstwahrnehmung. Wenn Kinder und Jugendliche es als nicht angenehm empfinden berührt zu werden (egal von wem und in welchem Zusammenhang), dann ist das gut und richtig so. Es ist wichtig für den jungen Menschen zu lernen, dies deutlich sagen und zeigen zu können.

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Viele Jahre sexualpädagogischer Erfahrung zeigen, dass Kinder und Jugendliche Werte wie „Achtsamkeit, Beziehung, Wertschätzung usw.“ entwickeln können, wenn sie sich als WERTvoll empfinden. Diese Werte sind es, die unsere Kinder und Jugendlichen als Schutzschild bei der Bewältigung der vielschichtigen Versuchungen der heutigen Zeit brauchen.

Hier sind wir Erwachsene also gefordert. Unsere Aufgabe ist es, die Kinder und Jugendlichen dort abzuholen wo sie sich in ihrer Entwicklung gerade befinden und dort Antworten zu geben wo Fragen sind.

Kontakt für Fragen:

Ehe- und Familienzentrum
Jugend und Liebe
Mag. Gudrun Posch-Berger