Ist es oftmals für die Erwachsenen das Zusammenbrechen „einer“ Welt – bricht für die Kinder vielmals „die“ Welt auseinander, so beschreibt Martina Höber, Leiterin von „Gigagampfa“, die Situation von Kindern, die eine Trennung ihrer Eltern erleben. „Gigagampfa“ ist ein Gruppenangebot des Ehe- und Familienzentrums für Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien.

Kinder reagieren immer auf die Trennung ihrer Eltern, auch wenn sie nach außen keine Reaktionen  zeigen, so Martina Höber weiter.  Der Schritt zur Trennung ist für die Kinder ein Schock, auch wenn die Eltern sich darum bemühen, alles gut zu regeln und sich um das Wohl der Kinder sorgen. Bekommen sie Raum für Gefühlsäußerungen und Zuwendung von beiden Elternteilen, stehen die Chancen gut, das Geschehene positiv zu verarbeiten.  In dieser Phase brauchen Kinder mehr Zeit als sonst, diese haben die Eltern oft nicht, da sie während der Scheidungsphase genug eigene Probleme haben.

Für Kinder ist es eine bewegte Lebenssituation, in der sie mit einer veränderten Familienstruktur zurechtkommen müssen. Die Gefühlsäußerungen, die sie zeigen sind ganz unterschiedlich, so Martina Höber. Manche Kinder reagieren nach außen hin mit  Wut, Aggressionen oder anderen Verhaltensauffälligkeiten. Andere ziehen zurück. Sie passen sich den Eltern zuliebe der neuen Situation an, machen ihre Gefühle mit sich selbst aus und verhalten sich ganz besonders „brav“. Kinder werden auch öfters zu kleinen „Therapeuten“. Sie spenden Trost und tun alles, um die Mutter und den Vater nicht zusätzlich zu belasten. Dahinter stehen einerseits oft  Verlustängste nicht nur den einen sondern auch den anderen Elternteil zu verlieren, andererseits fühlen sich die Kinder oftmals schuldig an der Trennung. Nicht zu vergessen die tiefe Trauer, denn Abschied nehmen vom gewohnten Umfeld tut weh.

Wenn Eltern sich in dieser Situation nicht in der Lage sehen, sich ausreichend dem Kind zu widmen, gibt es die Möglichkeit der professionellen Unterstützung. Das Angebot „Gigagampfa“ ist für alle Kinder und deren Eltern da, die ihre Trennungserfahrung verarbeiten möchten. Das Angebot gibt es landesweit in allen Bezirken. Kompetente  GruppenleiterInnen arbeiten mit den Kindern in altersgerechten Kleingruppen  mit therapeutischen Spielen, Musik, Geschichten, kreativem Werken etc.  Die Kinder dürfen dabei ganz sie selbst sein. Sie lernen ihre Emotionen wahrzunehmen und auszudrücken. Sie geben sich gemeinsam Halt und verstehen einander, da sie sich alle in der gleichen Situation befinden. Nach 10 Gruppenterminen fällt es den meisten Kindern viel leichter mit ihren Gefühlen umzugehen und diese auch zu kommunizieren. Die Kinder schließen in der Gruppe Freundschaften und kommen sehr gerne zu den Treffen, so berichtet Martina Höber.

Eltern werden immer Eltern bleiben. Deshalb ist auch die Elternarbeit maßgeblich wichtig.  Die Mitarbeiterinnen von Gigagampfa suchen immer auch den Kontakt mit den Eltern. Die Zusammenarbeit mit den Eltern findet in Form von Einzel- oder Gruppengesprächen statt. Dies entlastet die Mütter und Väter und unterstützt sie auch mit den unterschiedlichsten, manchmal auch nicht zuordenbaren Emotionen ihrer Kinder behutsam umzugeben und sie besser zu verstehen. So lernen sie ihren Kindern wieder ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, gewohnte Alltagssituationen aufrecht zu erhalten und liebgewonnene Rituale beizubehalten, so die Expertin Martina Höber.

Wenn Eltern sich trennen oder scheiden lassen, sind Kinder unglücklich. Das bedeutet aber nicht, dass sie ihr Leben lang unglücklich bleiben. Eine Trennungssituation, die möglichst gut bewältigt wird, ist eine wichtige Weichenstellung für den Lebensweg der Kinder.

Factbox:

Gigagampfa; Ehe- und Familienzentrum
DSA Martina Höber
Herreng. 4, Feldkirch
Tel. 05522-74139-7602
martina.hoeber@kath-kirche-vorarlberg.at