Wenn der Kopf nie eine Pause macht – wenn das gedankliche Listenschreiben auch beim Einschlafen am Abend kein Ende nimmt. Wenn es die Aufgaben des Tages sind, die beim Aufwachen sofort wieder präsent sind – dieses ständige Nachdenken – das ist „Mental Load“.

Besonders für Mütter, die wieder in einen Beruf zurückkehren, ist die Gefahr des Mental Load groß. Es ist daher günstig, sich bereits vorher mit diesem Phänomen zu beschäftigen, um möglichst gar nicht hineinzugeraten oder zumindest adäquat und rechtzeitig auf diese temporäre Überlastung reagieren zu können.

Ein neuer Begriff für ein altbekanntes Phänomen

Viele von Ihnen haben sich wahrscheinlich in der einen oder anderen Beschreibung wiedergefunden, von denen es noch so viele mehr gibt. Im Grunde ist Mental Load kein neues Phänomen. Es ist die unsichtbare Denkarbeit, die die Betroffenen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringen. Lange gab es keinen Begriff dafür. Es hieß vielmehr „Das wird schon. Einfach weitermachen.“ Doch in jüngster Zeit wurde diesem Zustand immer mehr Beachtung geschenkt. Mental Load ist nichts, das einfach so schnell vergeht. Und schon gar nicht ist es etwas, was keine größeren Auswirkungen auf die Betroffenen hat.
Beobachtet wird Mental Load vor allem bei Frauen und hier noch spezifischer vor allem bei Müttern bzw. bei berufstätigen Müttern. Das heißt nicht, dass Männer nicht auch darunter leiden können, jedoch bezieht es sich bei ihnen mehr auf ihren Beruf als auf die Familie.

Abgrenzung zum Burnout

Das wesentlich bekanntere „Burnout“ bezieht sich primär auf die Überlastung im beruflichen Kontext und ist inzwischen in den zentralen Diagnosemanualen als krankheitswertig aufgenommen worden. Mental Load wird eher im privaten Bereich verortet, kann jedoch unter bestimmten Umständen in einem Burnout enden und sollte daher auf jeden Fall ernst genommen werden.

Symptome des Mental Load

Wir haben ja schon gesagt, dass es die „unsichtbare“ Arbeit ist, die zu Mental Load führt. Die Symptome aber sind durchaus sicht- und vor allem spürbar. Sie reichen von Konzentrationsproblemen zu Schlafstörungen, von Unruhegefühl, Müdigkeit zu Reizbarkeit und einer Schwächung des Immunsystems. Betroffene sind unter ständiger Anspannung, weil es kein Gleichgewicht mehr gibt zwischen den Aufgaben und möglichen Maßnahmen zum Ausgleich.

Das Unsichtbare sichtbar machen

Der Alltag von Müttern besteht aus vielen unsichtbaren Aufgaben, die scheinbar mühelos nebenher erledigt werden – dazu gehören Kinder, Haushalt, Schule, Kindergarten uvm. Oft ist den anderen Familienmitgliedern gar nicht bewusst, wieviel Arbeit im Hintergrund erledigt wird.

Um Mental Load entgegenwirken zu können, ist es daher wichtig, in einem ersten Schritt die Aufgaben sichtbar zu machen. Eine Auflistung zu erstellen, was alles erledigt werden muss. In einem zweiten Schritt werden die Zuständigkeiten verteilt. Denn die grundsätzlich gut gemeinte Aussage „Hättest du doch etwas gesagt, dann hätte ich dir geholfen.“ hilft nur bedingt. Es ist genau diese „Denkarbeit“, die belastend ist. Dieses „immer alles im Blick haben“. Oft ist dann nämlich der fatale Gedanke die Folge: „Bevor ich lange erklären muss, mache ich es lieber selber.“ Und schon ist es wieder die gleiche Person, die sich in der Zuständigkeit sieht.

Wie entgegenwirken?

Gerade wenn der berufliche Wiedereinstieg ansteht und der Alltag genau strukturiert ist, ist die Gefahr eines Mental Load vor allem am Anfang sehr groß. Dabei fällt nicht eine große Aufgabe weg, sondern es kommt noch einmal eine große hinzu.

Hier von Anfang an eine neue Verteilung aller Aufgaben in die Familie zu bringen (und das schließt nicht nur die Partner, sondern auch die Kinder mit ein) ist von zentraler Bedeutung. Folgende Punkte sind dabei hilfreich:

  • Wahrnehmen
  • Abgrenzung/ Nein-Sagen
  • Akzeptanz, dass nicht alles geht und gehen muss
  • Weg vom Perfektionismus („Fünfe gerade sein lassen“)
  • Gespräche mit anderen/Partner*in
  • Aufgaben teilen
  • Kinder einbeziehen
  • Geduld
  • Wochenplanung
  • Entspannung
  • Ausgewogenheit
  • ÜBEN: Am Anfang fällt es schwer

Für eine nachhaltige Wirkung ist es wichtig, dass die Aufgaben auch wirklich abgegeben werden, mit aller Konsequenz – und sei es, dass manches neu und vielleicht unkonventionell gemacht wird. Aber das wiederum kann ja auch eine Bereicherung für die Familie sein.

 

Mag. Dr. Veronika Burtscher-Kiene

www.eltern-bildung.at