In Vorarlberg gibt es ca. 12.000 Ein-Eltern-Haushalte. Rund 85% der Alleinerziehenden sind Frauen. Für sie ist der Alltag schon unter normalen Umständen eine Herausforderung. In der aktuellen Lage leiden sie besonders – denn die Doppelbelastung aus Existenzsicherung und Kinderbetreuung können sie in der sozialen Isolation mit niemanden teilen. Das femail Fraueninformationszentrum bietet daher gemeinsam mit dem Ehe- und Familienzentrum (EFZ) Angebote im virtuellen Raum, um die Frauen zu entlasten.

Die Corona-Krise trifft die alleinstehenden Frauen besonders hart. Homeschooling und Homeoffice unter einen Hut zu bringen, ist schon eine große Herausforderung. Dazu kommen aktuell aber auch noch Existenz- und Zukunftsängste. In solch einer Situation fehlt das erwachsene Gegenüber im selben Haushalt ganz besonders. femail und EFZ haben daher innerhalb kürzester Zeit ihr Angebot an die aktuelle Situation angepasst: Online-Workshops, Video-Gruppen-Beratung und eine spezielle Homepage ergänzen die telefonische Beratung. „Es ist uns wichtig, auch jetzt die Möglichkeit zur Entlastung zu bieten. Darum haben wir eine Lösung für Treffen im ‚virtuellen Raum‘ gefunden“, erklärt Lea Putz-Erath, femail Geschäftsführerin und ergänzt: „Wir sind für jene Frauen da, die unsere Unterstützung wünschen, auch aus dem Homeoffice.“

Für alles alleine zuständig

Homeschooling, Haushaltsführung, Hilfestellungen für die eigene Mutter, die alleinstehend ist – all das wird von Frau K. bewältigt. Seit zwei Wochen ist die alleinerziehende Mutter mit drei Kindern, zwei im Volksschulalter und ein Kleinkind, auf sich gestellt. „Gestern musste ich mit meiner Tochter zum Kinderarzt. Da ich keines meiner Kinder unbeaufsichtigt zu Hause lasse, nahm ich alle mit. Dringende Erledigungen außer Haus und Aufsicht meiner Kinder ist nur eines von vielen Themen, die mich im Moment beschäftigen”, so Frau K. Sie wollte vor Corona eigentlich auch wieder ins Berufsleben einsteigen, das wird sich nun ebenfalls verzögern.

Doppelbelastungen werden zum Balanceakt

Wie Frau K. sind viele Alleinerziehende in Bedrängnis Familie und Beruf unter besonderen Umständen zu vereinbaren. Besonders schwer wiegt dabei der Umstand, dass viele von diesen Frauen im Einzelhandel und der Pflege beschäftigt sind, sie trifft es doppelt. Muss das Kind die Betreuung an der Schule wahrnehmen, jetzt wo die Mutter im Beruf besonders gebraucht wird? Passen die an der Schule angebotenen Betreuungszeiten überhaupt zu den Arbeitszeiten? Auch die Frage der Kontaktrechte der Kinder zu beiden Elternteilen ist ein Thema, das Alleinerziehende bewegt und –  trotz Lösung seitens des Justizministeriums – verunsichert. Wenn sich etwa die vereinbarten Besuche aufgrund veränderter Arbeitszeiten nicht mehr einhalten lassen, ist das für alle Beteiligten ein Balanceakt. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass dadurch alte Konflikte wieder aufflammen – immerhin waren rund 1/3 der Beratungsthemen im femail 2019 zum Thema Beziehung.

Gespräche mindern Existenzängste

„Existenzängste generell sind eine weitere große Belastung“, weiß Martina Höber vom Ehe- und Familienzentrum. „Viele der Frauen, die ich begleite, sorgen sich um ihre finanzielle Zukunft. Kurzarbeit oder Kündigungen schweben wie ein Damoklesschwert über ihnen. Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig Gespräche über die individuelle Situation und umsetzbare Lösungswege anzubieten.“

Femail, Lea Putz-Erath
EFZ, Martina Höber

 

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