Im Laufe eines Lebens begegnen uns sehr viele verschiedene Arten von Beziehungen mit und zu unseren Mitmenschen. Es gibt Eltern-Kindbeziehung/Kinderbeziehungen/Lehrer-Schülerbeziehung/Freundschaftsbeziehungen/ Liebesbeziehungen/Arbeitsbeziehungen/Geschwisterbeziehungen, Familienbeziehungen und viele mehr.

Unsere ersten Erfahrungen machen wir in Beziehungen, in denen wir vollständig abhängig vom Gegenüber sind. Ohne Zuwendung unserer Eltern könnten wir weder emotional noch körperlich überleben . Nach dem Motto: Ich liebe dich, weil ich dich brauche.

Mit der Zeit lernen wir uns im besten Fall, zu eigenständigen Menschen zu entwickeln. Dies erfordert vor allem in der Pubertät, sich abzugrenzen und für die Eltern loslassen zu lernen.

Wir wissen inzwischen, dass es für Kinder von Vorteil ist, wenn sie eine Vielfalt von Beziehungsangeboten haben. In jeder Beziehung können sie etwas Anderes lernen. Sie sind sozusagen „Lernräume des Lebens“.

Jede dieser verschiedenen Beziehungen stellt andere Anforderungen an uns. Diese können mitunter auch zu einer ganz schönen Herausforderung werden – wie z.B. die Liebesbeziehung. Viele behaupten ja, dies sei die herausforderndste aller Beziehungen- sozusagen die „Königsdisziplin bzw. Königinnendisziplin“. Vom „Ich liebe dich, weil ich dich brauche.“ zum“ Ich brauche dich, weil ich dich liebe.“ zu kommen.

Doch was braucht es eigentlich, damit eine Beziehung gelingen kann – unabhängig um welche Art von Beziehung es sich handelt?

  • Sich gegenseitig Raum geben, um gemeinsam wachsen zu können. Vom Ich zum Du zum Wir, wie es Religionsphilosoph Martin Buber so schön auf den Punkt brachte. Er sprach hier von „Beziehungsräumen“.  Wenn diese nicht geschaffen werden, besteht die Gefahr, dass eine  Person den gesamten Raum einnimmt und bestimmt wie der Hase zu laufen hat. In diesen Beziehungsräumen begegnet der Mensch vor allem sich Selbst. Um in eine Beziehung mit anderen Menschen treten zu können, bedarf es der „Urdistanz“ als Voraussetzung. Es ist das Verhältnis zu sich Selbst. Erst wenn der Mensch sich Selbst kennt und annimmt wie er ist, wird er zur Stabilität in der Beziehung beitragen können. In diesen Beziehungen wird der Mensch zu einem Menschen, der Vertrauen hat, sich auf jemanden einlassen zu können.
  • Vertrauen und Wertschätzung.
  • Die Bereitschaft zu teilen – sich Selbst mitzuteilen und das Interesse an dem Gegenüber, damit er Sich ebenfalls mitteilen kann.
  • Bereit sein zu geben sowie auch zu nehmen.
  • Die eigenen Bedürfnisse zu kennen und sie auch klar zu kommunizieren und gleichzeitig offen für die Bedürfnisse des Anderen sein.

Beziehungen können so vielfältig wie das Leben selbst sein. In der einen Beziehung lernen wir uns abzugrenzen, in der Anderen zu lieben oder zu fordern. Wiederum in einer anderen zu geben und/oder auch zu nehmen. Dann wieder um die eine Beziehung zu kämpfen. Wenn wir merken, dass sie uns nicht gut tut, sie auch loszulassen – viele diverse Beziehungen könnten auch als Fitnessraum für die Menschwerdung gesehen werden.

Gudrun Posch-Berger

Mag. Gudrun Posch- Berger

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Ehe-&Familienzentrum
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