Gedankensplitter aus der Männerberatung. Wenn Männer in die Beratung kommen, dann ist der Leidensdruck sehr groß. Sie spüren, dass ihnen etwas zwischen den Fingern zerrinnt, das sie nicht mehr halten und kontrollieren können. Das ist, wenn ihnen die Beziehung zur Partnerin wegbricht oder die gesundheitlichen Probleme unübersehbar geworden sind. Bei Trennungen sind häufig auch die Kinder ein Thema – aber nicht so sehr wegen der Erziehung, sondern wegen dem Machtspiel zwischen der Mutter der Kinder und den Männern. Die Kinder werden dabei leicht zum Spielball der Großen.

 

Die Bedeutung des Vaters ist in unserer Gesellschaft auf einem Tiefstand angelangt. Männer werden für alles Mögliche gebraucht – aber um Kinder zu erziehen? Nicht einmal mehr um Kinder zu zeugen, denn auch das hat schon die moderne Reproduktionsmedizin (Welch schauerliches Wort!) übernommen. In Kinderkrippen, in Kindergärten, in der Volksschule – kaum Männer.

Wie schaut es zuhause aus? Männer sind nach wie vor viel stärker dem Berufsleben ‚verhaftet‘ wie Frauen. Muss ja wohl auch so sein, sagt der Hausverstand, schließlich und endlich soll doch der Besserverdienende das Geld nach Hause bringen. Aber da täuscht sich der Hausverstand. Denn mehr Geld bedeutet überhaupt nicht mehr Lebensqualität. Häufig wäre da weniger wohl mehr.

Was raten wir Eltern bei der Trennung? Dass sie sich dessen bewusst sind, dass, obwohl die Paarbeziehung zerbricht, sie dennoch Eltern bleiben. Je mehr ein sich scheidendes Paar in diese erwachsene Haltung kommt, umso leichter können sie der Versuchung widerstehen, die Kinder für eigene Interessen  zu missbrauchen.  Wenn das gelingt, ist sehr viel gewonnen!

Was raten wir den Vätern? Männer haben im Fall der Trennung oft sehr schlechte Karten in der Hand. Die Geschichte des Paares wirkt hier nach. Wenn es so war, wie oben beschrieben, dass die Männer sich als ‚Nährvater der Familie‘ verstanden haben, also viel Einsatz nach außen und dementsprechend weniger nach innen gezeigt haben, dann ist es nahezu logisch, dass die Kinder mehrheitlich den Müttern zugesprochen werden. Es mag logisch sein – und dennoch ist es fatal für alle Beteiligten und es wird fortgeschrieben, was sich ungut entwickelt hat. Denn die Kinder brauchen beide: Mutter und Vater.

Männer müssen, um der neuen Situation einigermaßen gerecht zu werden, ihr bisheriges Verhalten kritisch hinterfragen und Schritte zu viel Präsenz setzen. Das erfordert einen hohen Einsatz, und es kann Vertrauen wachsen – aber es braucht einen langen Atem.

Männer sind da gefordert, ihre Rolle als Macher, als Chef, als ‚Karrieretiger‘ radikal zu verlassen um Vater zu sein: in Begegnung und liebevoller Auseinandersetzung mit seinen Kindern. Diese Rolle bei schon größeren Kindern erst zu lernen ist sehr schwierig. Aber wir sind davon überzeugt: der Einsatz lohnt sich.

Männer sind in Trennungssituationen häufig sehr gebrochen. Sie haben aus ihrer Sicht alles gegeben. Sie haben nicht gemerkt, oder hatten keine Möglichkeit darauf zu reagieren, dass sich die Paarsituation gegen sie entwickelt hat. Dann, nach der Trennung, gilt es eine neue Identität zu finden. Schade ist es, wenn der Kontakt zu den Kindern abgebrochen wird nur weil es mühsam und schwierig wurde. Denn dann wird einmal mehr eine unheilvolle Trennung fortgeschrieben – Mütter und Kinder gegen die Väter – und wieder sind auch die Kinder die Leidtragenden, weil ihnen ein wesentlicher Aspekt in der gesunden Erziehung fehlt: der Männliche, der Väterliche.

Portrait Edgar

Mag. Edgar Ferchl-Blum
Leiter des Ehe- und Familienzentrums
Männerberater

Männerberatung Feldkirch
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