Tag der Armut: Plattform für Alleinerziehende fordert die sofortige Umsetzung der im Regierungsübereinkommen in Aussicht gestellten Erhöhung der Untergrenze des Familienbonus für alle Familien. Wien, 16.10.2020: Alleinerziehende sind mit 47%1 nach wie vor überdurchschnittlich von Armut und Ausgrenzungsgefährdung betroffen. Ein wesentlicher Faktor dafür sind niedrige Erwerbseinkommen aufgrund der Unvereinbarkeit von Beruf und Familien und geringe Branchenlöhne.

Der 2019 eingeführte Familienbonus als Steuerabsetzbetrag sollte hier finanzielle Erleichterungen für Familien mit Erwerbseinkommen bringen. Die Corona bedingte vorgezogene Senkung des Einkommenssteuersatzes relativiert den Familienbonus aber nach unten.

Konnten im vorigen Jahr bei einem Brutto Monatseinkommen knapp über 1700 Euro noch der gesamte Bonus von 1500 Euro jährliche beantragt werden, so sind es heuer nur mehr knapp 1225,- Euro. Armutsgefährdete Familien brauchen die gleiche steuerliche Entlastung wie alle anderen auch,fordert daher Evelyn Martin, Vorstandsvorsitzende der ÖPA. “Eine rasche Anhebung der Untergrenze im Familienbonus Plus kommt Alleinerziehenden Familien mit mehreren Kindern und niedrigen Einkommen zugute und hilft dort Armut abzufedern und Zukunftschancen für Kinder zu sichern,” so Martin. Wie bei der vorgezogenen Steuerreform ist es daher notwendig, die versprochene Negativwirkung bis 350€ rückwirkend mit Jänner 2020 einzuführen, um für Familien mit jungen Kinder die gleiche Steuerentlastung herzustellen.

Für die Zukunft vorbauen

Um eine drohende soziale Krise abzufedern ist es notwendig, schon jetzt schwache Einkommen zu stärken. Es braucht heute Maßnahmen, die rasch wirksam werden. Die langfristigen Folgen der Corona Krise und die damit verbundene Erhöhung der Ungleichheit wird erst in zwei bis drei Jahren richtig spürbar, wie aus der Forschung bekannt2. Da Menschen mit niedrigem Einkommen ihr Geld unmittelbar in den Konsum bringen, wirkt sich das auch positiv auf Umsätze und Wirtschaft aus. “Wir fordern eine Sozialpolitik, die allen hier lebenden Menschen ein gutes Leben sichert und sie vor Armut bewahrt,” macht Martin deutlich. „Viele von ihnen haben in den letzten Monaten Enormes geleistet. Es darf nicht sein, dass der Druck durch zu spätes Reagieren der Regierung, nochmal erhöht wird,“ so Martin erneut, jetzt wird die Wertigkeit der Familien sichtbar.“

2019 gab es in Österreich 167 800 Alleinerziehende davon waren 91,4% Mütter und 8,6% Väter. Sie hatten die Sorgepflicht für etwa 246 000 Kinder unter 25 Jahren, davon waren wiederum ca. 40 000 Kinder noch nicht in der Schule3.

Zur Organisation: Die Österreichische Plattform für Alleinerziehende (ÖPA) setzt sich seit mehr als 30 Jahren zum Ziel, dass alleinerziehende Eltern und ihre Kindern allen anderen Familien rechtlich und sozial gleichgestellt werden. Ihre besondere Aufmerksamkeit gehört Familien, die ihren Lebensunterhalt nur schwer finanzieren können und daher die Unterstützung der Gesellschaft brauchen.

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¹ Statistik Austria (2020): Armutsgefährdung vor und nach sozialen Transfers nach soziodemographischen Merkmalen 2019,
² Anthony Atkinson (2009): Special Topic, Global Economy Lecture at the Austrian National Bank, 7th of May 2009.
³ Statistik Austria (2020): Ein-Eltern-Familien mit erhaltenen Kindern unter 25 Jahren nach soziodemographischen Merkmalen -Jahresdurchschnitt 2019

 

Kontakt Doris Pettighofer, BA Ltg. Der Geschäftsstelle Mobil: +43 0676 9670908 d.pettighofer@oepa.or.at

Österreichische Plattform für Alleinerziehende Türkenstraße 3/3 1090 Wien Tel.: 01/ 890 3 890 oepa@oepa.or.at www.oepa.or.at