Mitarbeiter/innen der Katholischen Kirche Dornbirn und Ehrenamtliche von "Hospiz Vorarlberg Dornbirn" waren auch heuer wieder am Tag vor Allerheiligen auf Dornbirns Friedhöfen unterwegs und boten etwas Wertvolles an: ein offenes Ohr und Zeit für ein Gespräch. Eine Reportage von den Friedhofsgesprächen.

Elisabeth Willi

Am Friedhof in Dornbirn-Haselstauden, am Nachmittag vor Allerheiligen: Eine Frau mit knallorangem Gilet fragt einen Herrn, der soeben von einem Grab kommt und in Richtung Ausgang strebt: „So Günter, masch o an Tee?“ Dankend nimmt der Angesprochene das heiße Getränk an und schon beginnen die beiden ein Gespräch. Ein Friedhofsgespräch, sozusagen. Denn deshalb ist die Frau im orangen Gilet – Eva Körber vom Pastoralteam – heute am Friedhof in Haselstauden.
Friedhofsgespräche sind eine Dialoginitiative der Katholischen Kirche Dornbirn. Auf mehreren Friedhöfen in Dornbirn sind Priester und hauptamtlich Arbeitende am Tag vor Allerheiligen unterwegs, sie schenken Tee aus, kleine Spruchkarten weiter und den Menschen, die die Gräber schmücken, ein offenes Ohr.

Zuhören

Am Eingang des Haselstauder Friedhofes sind drei Stehtische aufgestellt. Kleine, blaue Tischdecken zieren die Tischplatten, darauf sind Teekannen, –becher und Schälchen mit Keksen platziert. Ein Mann kommt zu dem Tisch, an dem Gemeindeleiterin Sandra Mathis steht und die beiden unterhalten sich. Nach anfänglichem Small-Talk erzählt der Mann: Sein Vater ist vor vielen Jahren gestorben, als er ein Kind war. Eine schwere Zeit war das – für ihn, seine vielen Geschwister und seine Mutter. Sandra Mathis hört zu.

Zuhören. Und da sein. Das ist das Wichtigste im Umgang mit trauernden Menschen oder Personen, die anderweitig von Leid betroffen sind, erklärt Sandra Mathis, nachdem der Mann seiner Wege gegangen ist. Bevor sie und die anderen Mitarbeitenden der Pfarre heute auf den Friedhof gekommen seien, hätten sie gemeinsam gebetet für die Personen, die sie hier erwarteten. „Gott geht in den schweren Zeiten mit den Menschen mit. Ich hoffe, wir können ihnen das weitergeben“, sagt Sandra Mathis.

„Sind als Kirche für euch da“

Nicht immer handeln die Friedhofsgespräche von schweren, traurigen Themen. Manchmal bleibt es bei einer kurzen Begrüßung und – Standard an dem kalten Tag – einer Äußerung zum Wetter; ab und zu tauchen praktische Fragen auf wie z. B. zu neuen, umweltfreundlichen Grabkerzen, die die Pfarre Haselstauden anschaffen möchte; hin und wieder werden Sinnfragen erörtert und Lebensgeschichten erzählt. Bei den Friedhofsgesprächen geht es darum, allgemein mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Und, darüber hinaus: „Es geht um eine gute Begegnung mit der Kirche. Wir möchten mit Menschen in Kontakt treten und ihnen zeigen: ‚Wir sind als Kirche für euch da‘. Auch für diejenigen, die die Gottesdienste nicht besuchen“, erklärt der Initiator der Friedhofsgespräche Alfons Meindl.
Er ist Gemeindeleiter der Pfarre St. Christoph – Rohrbach und heute auch dort im Einsatz. Zum fünften Mal werden die Friedhofsgespräche hier angeboten – immer in Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen von „Hospiz Vorarlberg Dornbirn“. Heuer zeichnet für die Koordination in ganz Dornbirn Pastoralpraktikantin Evelyn Madlener verantwortlich.

Angebot freudig angenommen

Am Rohrbacher Friedhof zeigt sich ein ganz ähnliches Bild wie in Haselstauden: Viele Menschen sind zur Grabpflege gekommen, es wird Tee ausgeschenkt und die Mitarbeitenden der Kirche in ihren orangen Gilets sowie die Vertreter/innen der Hospiz in ihren blauen Westen sind meist vertieft in einem Gespräch.
Die Kontaktaufnahme gelingt leicht. Mit einem Satz wie „Mei, isch des a schüos Grab“ beginnt oft der Dialog. Nicht alle Gräberbesucher/innen aber wollen den Kontakt – das wird dann natürlich respektiert. Der Großteil der Menschen freut sich jedoch über die Friedhofsgespräche und nimmt das Angebot dankbar an.