werden in Dornbirn im Mai gefeiert. Dekan Paul Riedmann wurde vor 50 Jahren zum Priester geweiht, Moderator Christian Stranz vor 30 Jahren. Wir haben ihnen einige Fragen gestellt...

Christian und Paul, ihr seid seit 30 bzw. 50 Jahren Priester. In dieser Zeit hat sich viel verändert, auch in der Kirche. Wie hat sich euer Verständnis vom Priester-Sein im Lauf dieser Jahre gewandelt?

Christian
Schon als Steyler Priesterstudent ist mir klerikales Verhalten widerwärtig gewesen. Als Kaplan habe ich in Argentinien jeden Freitag die Kirche mitgeputzt, war im T-Shirt unterwegs in den Villas und auch als Pfarrer im Hatlerdorf habe ich mich immer auf Augenhöhe mit allen Mitchristen gesehen, mit der speziellen Aufgabe, in den Sakramenten den Leuten die Nähe und Sorge Gottes spüren zu lassen. Heute – mit drei Pfarren – wird letzteres durch die pure Häufung von Messen, etc. und ohne die frühere, fixe Einbindung in einer Gemeinde, „herausfordernder“.

Paul
Ich habe dem inneren Ruf des HERRN folgend schon damals das Priestersein verstanden als Dienst am Volk und am Reich Gottes. Und so ist es bis heute. Im Gebet eines sehr entschiedenen Christen (Dag Hammarskjöld) habe ich mich wiedergefunden. Ich habe es in meiner Primiz-Einladung zitiert: „Du, der über uns ist, Du, der einer von uns ist, Du, der ist - auch in uns: dass alle Dich sehen - auch in mir, dass ich den Weg bereite für Dich, dass ich danke für alles, was mir widerfuhr, dass ich dabei nicht vergesse der anderen Not“. Und dann, im Bewusstsein, wie sehr ich angewiesen bin auf den Beistand dessen, der mich ruft: „Behalte mich in deiner Liebe, so wie Du willst, dass andere bleiben in der meinen.“
Das ist für mich nach wie vor aktuell. Was mir aber, mehr als in den Anfängen, im Laufe der Zeit bewusst geworden ist: Jede christliche Gemeinde lebt von den Charismen, den Gaben der Vielen, die sich ihr zugehörig wissen. Die derart Begabten und Begnadeten zu ermutigen, diese einzubringen: das ist zentrale Aufgabe dessen, der durch die Ordination den Auftrag dazu bekommen hat. Mit den Worten eines neuen geistlichen Liedes gesagt: „Der Eine lebt vom Andern … und nur die Liebe zählt!“

Was war Highlights in eurem Priester-Sein?

Christian
Erste Erfahrungen bei den armen, aber begeisterten Christen in Misiones. Taufen jeden Samstag mit 10 bis 30 Kindern! Aufbauen von Musikgruppen für die Messen dort, und volle Kirchen, wo laut mitgesungen und geklatscht wurde. Volle Einkehrtage für Jugendliche. Unzählige Hausbesuche bei Kranken oder sehr Armen mit der Pfarrcaritas.
Hier dann die Pfarreinführung im Hatlerdorf, Osternächte, Metten, Feste, der Aufbau von Taufteams, der Ökogruppe und die Männerexerzitien für 11 Jahre. Die Einführung des SSR, die Seligsprechung in Mark

Paul
Es gab da sehr Vieles Schönes und Gutes bis herein ins Hier und Heute. So war und ist es immer eine Freude, die Nähe des HERRN vermitteln zu dürfen in der Verkündigung seines Wortes und sie erfahren zu dürfen in den von vielen Mitchristen mit ihren Gaben mitgestalteten Eucharistiefeiern am Sonntag und an Hochfesten. Immer dann, wenn ich erleben durfte und darf, wie das aufmerksame Zuhören in einem Gespräch und auch der Zuspruch der barmherzigen Liebe unseres Gottes im Sakrament der Versöhnung das drückende Joch von einem Menschenherzen genommen hat, so hat dies mein Herz froh gemacht.
Spontan erinnere ich mich an eine zutiefst berührende Tauffeier. Diese war wie eine Wiedergeburt aus dem (beinahe) Tod zu neuem, gottgeschenktem Leben - weil ärztliche Kompetenz und mitmenschliche Hilfestellungen einem Kleinkind im wahrsten Sinne des Wortes das Leben gerettet haben. So wurde diese Taufe eine große Dankesfeier, ein „Fest des neuen Lebens“.

Gibt es ein „Wort auf dem Weg“ für euch, also ein Wort, das euch Kraft und Halt gibt?

Christian
Mein Primizspruch: Die Freude am Herrn ist eure Stärke! Neh 8,10
Oder: Mit meinem Gott überspringe ich Mauern! Und: Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt. (Mt 28,20)  Die Kontemplation, der Austausch mit den Mitbrüdern und Freunden, die Wertschätzung der Leute und das Vertrauen in Gott haben mir auf dem Weg immer Kraft gegeben.

Paul
In Bedrängnissen verschiedenster Art hat mich immer wieder das Wort aus den Psalmen Davids (Ps. 139,5) ermutigt und gestärkt: „Du umschließt mich von allen Seiten und legst Deine Hand auf mich!“
Weiters: Erkennen zu dürfen, dies und jenes war und ist nicht eine Frucht meiner Leistung, sondern Geschenk, Gnade und Wirken des HERRN: das gibt mir bis heute Kraft und Freude, dem HERRN vor allem in den fragenden, suchenden, verletzten, bedürftigen Menschen zu dienen.

Die Kirche und die Pfarren stehen in großen Veränderungsprozessen. Wozu möchtet ihr die neu gewählten PGRs und ihre Pfarren ermutigen?

Christian
Mit dem Wort, das der Papst dem Bischof Benno bei der Familiensynode gesagt hat, als der ziemlich hoffnungslos gemeint hat, wie die verschiedensten Überzeugungen zusammengehen sollen? „Auf Christus schauen und weitergehen!“ Nur wenn wir auf IHN schauen und versuchen zu erkennen, was er tun würde, können wir, ohne zu verzweifeln, uns Schritt für Schritt vortasten in der Suche, wie wir handeln sollen…

Paul
„Mittendrin“, so lautete das Motto für die vergangene PGR-Wahl. Es könnte und sollte auch das prägende Leitwort für die gesamte, neue PGR-Periode sein: zuerst auf Jesus schauen und dann aus der Christusverbundenheit heraus den Menschen nahe sein. Mittendrin im Lebensalltag die Fragen und Bedürfnisse der Menschen erspüren im Zuhören und Nachfragen, im Ermutigen und Beistehen, sowie in der Bereitstellung ganz konkreter Hilfeleistungen seelischer und materieller Art. Der Geist Jesu Christi sollte spürbar, erfahrbar werden. Weiters: Die Berührung „mit dem Fremden“ nicht scheuen – mit fremden Personen oder auch mit neuen Formen der Pastoral. Dazu wünsche ich viel Kreativität.

Christian, du bist Steyler Missionar. Was heißt es, mitten in der Stadt in der Pfarre Steyler zu sein?

Christian
Es ist hier sicher viel herausfordernder als damals in Argentinien, wo die Leute Interesse und Offenheit hatten.
Hier werden Kinder getauft, die von ihren Eltern und Paten kein Wort von Jesus hören und noch weniger in den Glauben und in das Gebet eingeführt werden.
90 % der Getaufte sehen keine Notwendigkeit, sich in der Mahlgemeinschaft mit dem Wort Gottes und der Eucharistie zu stärken.
In so einem Kontext zu einer Christusbeziehung zu führen, wird nur mehr in persönlichen, längeren Beziehungen gelingen. Und der Rest ist Gnade Gottes, der für alle ja sowieso seinen Weg hat zur Seligkeit. Insofern ist es eine Frage, ob vieles von dem, was ich tue, mehr ist, als Systemerhaltung.

Paul, du bist in der charismatischen Bewegung und in der Ökumene eingebunden. Was bedeuten diese Bereiche für dich?

Paul
Die Kraft des Heiligen Geistes als lebendige Wirklichkeit zu erfahren: das wurde mir an meiner zweiten Kaplans-Stelle in Hard (1977-1980) geschenkt - in einem Gebetskreis, in dem die geistgeschenkten Gaben (in 1. Kor. 12 Charismen genannt) ganz schlicht und praktisch gelebt worden sind. Ich habe daraufhin 1982 ganz bewusst mein Leben IHM anvertraut. Seit 1996 bin ich durch die jeweiligen Diözesanbischöfe zum Geistlichen Assistenten der Charismatischen Erneuerung (CE) ernannt worden. In all den Jahren durfte ich erleben, wie von der CE und anderen geistlichen Bewegungen österreichweit – aber auch im Ländle – so manche Anstöße zur Erneuerung gemeindlichen Lebens ausgegangen sind. Aus den synodalen Prozessen der Entscheidungsfindung durfte ich viel „know how“, aber auch Vertrauen in Gottes konkreten Beistand lernen. Viele freundschaftliche Beziehungen und österreichweite Vernetzungen sind gewachsen. Übergemeindliche Gebetskreise sind mir zur Inspiration und zum Halt geworden.
Dies gilt auch für die Ökumene-Arbeit. Hier lernte ich – vor allem am Runden Tisch des „Weg der Versöhnung“ (gegründet 1997), wie mit gegenseitigem Respekt, durch Geduld und Ausdauer, Prozesse der Versöhnung geschehen und unüberbrückbar scheinende Klüfte zwischen den verschiedensten christlichen Kirchen überwunden werden können. Dass es inzwischen (seit 2013) eine staatliche Anerkennung der „Freikirchen in Österreich“ gibt, ist eine Frucht dieser Einheitsbewegung, die weit über unser Land hinaus internationale Beachtung gefunden hat. Es geht in allem ökumenischen Bemühen darum, dass der Wille des Herrn „dass alle eins seien, damit die Welt glaubt“ (Joh. 17,21) Wirklichkeit wird. Der gemeinsame Dienst am Reich Gottes ist dafür ein starker „Turbo“.

Lieber Christian, lieber Paul,

wir danken euch ganz herzlich für euren Dienst in der Kirche, besonders bei uns in Dornbirn, und wünschen euch weiterhin Gottes Mitgehen und Seinen Segen für euer Leben!