Ansprache von Generalvikar Rudl Bischof anlässlich der Übergabe der Dekrete und Beauftragungen an die Priester und hauptamtlichen MitarbeiterInnen im Seelsorgeraum "Kirche in Dornbirn".

Wir stehen hier in einer geschichtlichen Phase der Kirche in Dornbirn und wissen nicht wie sie ausgeht. Da holt man sich gerne Hoffnung in den Geschichten der Bibel wo auch viele Menschen vor einem Anfang standen, von dem sie nicht wussten, wie er ausgeht, ob das Maria war mit ihrem Kind, oder ein Mose oder andere Propheten. In all diesen Geschichten hat die Bibel ein Berufungschema gesehen:

Andeutung der Not 3,(7.)9: Eine Situation von Unrecht oder Leid führt zu Gottes Einschreiten (Mt 9,35-38: Jesu Mitleid mit dem Volk; sie sind wie "Schafe ohne Hirten").

Auftrag 3,10: Schlüsselwörter sind, senden' und, gehen'; Gott stellt als Antwort auf die Not an einen Menschen einen Anspruch, der von diesem vieles, bis hin zu einer radikalen Lebensänderung verlangen kann (Mt 10,5f: die Aussendung der Zwölf als Jesu Reaktion).

Einwand 3,11: Der Angesprochene glaubt, nicht würdig oder nicht geeignet oder aus einem anderen Grund unfähig zu sein. Mit seinem Einspruch setzt er der göttlichen Sendung einen Widerstand entgegen. Dieses Element schildert stärker die menschliche Seite oder Sicht der Berufung (Lk 9,58f.61: die Einwände derer, die Jesus ruft; vgl. auch Petrus in Lk 5,8).

Zusicherung 3,12: Die klassische Formulierung lautet: "Ich werde mit dir sein." Diese Zusage des Beistandes versichert dem Beauftragten, dass er nicht allein gehen muss, sondern dass Gott ihm verbunden bleibt bei seiner Sendung (vgl. Jesu Beistandszusage in Mt 28,20; in umgekehrter Formulierung ist es die erste Aufgabe der Zwölf, mit Jesus zu sein: Mk 3,14).

Zeichen 3,12: Ein äußeres Ereignis oder materielles Zeichen bestätigt den göttlichen Charakter der Sendung (die durch die Jünger geschehenden Taten Mk 16,17f, vgl. auch bei den Aussendungsreden Mt 10,8; Mk 6,7.13).

Wenn Gott in der Gegenwart Menschen sendet, dann auch als Antwort auf eine Not. Wenn die Angesprochenen demgegenüber Einwände geltend machen, Schwierigkeiten haben, dann spiegelt das nicht ihre Bosheit oder Ablehnung, sondern verbindet sie in Solidarität mit so großen Gestalten wie Mose, Jesaja oder Jeremia. Dass Gott die von ihm Gerufenen nicht allein lässt, bestätigen die letzten beiden Elemente: Gottes Gegenwart und Kraft begleiten die Menschen, die ihr Leben in den Dienst Gottes stellen. Dieses Schema finden wir auch in der Geschichte des Noah. Andeutung der Not: Es droht die Vernichtung der Menschheit. Auftrag: Noah bekommt den Auftrag die Arche zu bauen. Sicher hat es in ihm und von vielen andern her Einwände gegeben. Sicher haben die Leute gesagt: „Noah, du spinnst! Du arbeitest völlig vergeblich. Noah, du bist nicht richtig im Kopf. Noah du bist ein richtiger Sturkopf“, dem kann man mit vernünftigen Argumenten nicht beikommen, sagen sie. Der ist nicht ganz zurechnungsfähig.

Doch Gott gibt die Zusicherung eines Bundes. Gott schaut nicht tatenlos zu, er muntert auf, ein Rettungsboot zu bauen – für alle, die Gott suchen und lieben. Es gibt ein Rettungsboot für Noah und die Seinen. Aber bauen müssen sie es selbst und hineingehen ebenso. Einmal mussten alle Einwände aufhören, das war nicht nur die verrückte Idee eines alten Mannes. Gott stellt Noah kein fertiges Schiff vor die Haustür und uns auch nicht. Gott kriegt die Kurve und schließt einen Bund mit den Menschen. Und er schenkt ein Zeichen: den Regenbogen. Er will, dass wir wie der Regenbogen auf dem Boden stehen und zugleich mit dem Himmel verbunden sind.

Gott ist dabei im Auf und Ab unseres Lebens: Er will uns im Schönen und Schweren den Rücken stärken. Er will dass auch wir dies tun, für alle da sind, einen Bogen des Bundes bauen und einen Altar, auf dem wir diesen Bund feiern jeden Tag.

Wir kennen auch die Not der Zeit, die Glaubensverdunstung, zu wenig Priester, zu wenig pastorale Mitarbeiter, die Ehrenamtlichen schwinden, weil so viele berufstätig sind und keine Zeit mehr haben. Da müssen die Kräfte gebündelt werden. Da muss man sich auf die Botschaft konzentrieren. Wir haben dieses Konzept als gut befunden, weil die Pfarren erhalten bleiben, weil Verwaltungsarbeit getrennt wird, damit mehr Zeit für Seelsorge da ist. Gott gibt uns das Zeichen des Regenbogens auch heute. Die Seelsorge will für alle da sein, wie der Regenbogen alle einschließt. Sie will einen schützenden Bogen spannen im Auf und Ab des Lebens, sie will diesen Bogen verankern in der Bodenständigkeit und durch ihn doch den Himmel berühren. Traut dem Regenbogen. Gott schenkt den Gemeinden von Dornbirn das Zeichen dieser Lichtkerzen. Sie sollen der Regenbogen sein, der sagt: Gott ist mit uns und wir dürfen bei den andern sein. Die Väter und Mütter Dornbirns haben Kirchen und Altäre gebaut, wir müssen weiterbauen, damit sich die Gemeinde hoffend darum versammeln kann. Lasst uns weiterbauen für diesen neuen Bund.

Rudolf Bischof
Generalvikar