Viele erleben seit Monaten Verzicht und Einschränkung. Braucht es da „noch mehr fasten“?

Worauf verzichtest du? - 3 Statements:
Verzichten: Freiwillig fällt uns das oft schwer. Derzeit müssen wir auf vieles verzichten. Etwa auf den Kirchenchor. Chorgesang, das ist Freude am Singen und anderen eine Freude bereiten mit schöner Musik. Das ist gute Laune bei und nach den Proben, nette Gespräche und viel Geselligkeit. Umso dankbarer bin ich, dass wir das vor der Pandemie genießen durften und hoffentlich bald wieder dürfen.
Wolfgang Klocker, Oberdorf

Durch den Lockdown und die fehlenden Präsenz-Lehrveranstaltungen bleiben nicht nur inhaltliche Themen und interaktive Elemente auf der Strecke. Auch der soziale Kontakt zu den Mitstudenten und -studentinnen und das „typische“ Studentenleben mit allem, was dazu gehört, gehen spürbar ab. Ich bin froh, wenn ich meine Zukunft wieder planen kann.                                       
Simone Bösch

In der Fastenzeit habe ich mir schon so Manches abgewöhnt: Zucker im Kaffee zum Beispiel. Heuer wäre die abendliche Nerven-Schoki dran, wenn alle Kinder nach einem langen Tag endlich schlafen. In Corona-Zeiten aber eine Illusion für mich als Mama im Home-Office mit drei Kindern. Dennoch will ich die Fastenzeit nutzen und mich abends an die vielen kleinen, schönen Momente mit meinen Kindern erinnern. Das tut richtig gut und ja, auch ein Stück Belohnungs-Schoki darf es mal sein.                             
Franziska Fussenegger-Kneifel

FASTEN IN DER BIBEL
Im AT ist das Fasten ein Üben der Selbstbeherrschung. Aber es soll dazu dienen, sich Gott besser öffnen zu können, indem man „seine inneren Kräfte“ durch das Verzichten bündelt und sich neu auf IHN ausrichtet.
„Ein Fasten wie ich es liebe!“

beschreibt Jesaja 58: Es ist ein Sich-Enthalten von Egoismus und das Üben von Barmherzigkeit und Solidarität mit den Schwächeren. Solches Fasten heilt die Beziehung mit Gott und bewirkt seine Nähe und Hilfe.
Gerechtes und barmherziges Verhalten führt zur Erfahrung, dass Gott den Geber selbst mit Licht und Segen reich beschenkt.
Vor Ostern die Gottesbeziehung erneuern und stärken
Fasten muss daher nicht unbedingt verzichten und „weniger“ bedeuten. Der Hl. Ignatius würde sagen: Das „magis“, das Mehr, ist wichtig, das mich näher zu Gott bringt. Und das kann z B auch die schöne Natur sein, für die ich Gott dankbar lobe, oder mehr Schweigen und Beten, das mir Gottes Willen erkennen und leben lässt oder mehr auf meine Beziehungen und die Umwelt achten.
Aber auch dieses „Fasten“ braucht Zeit und Entschlusskraft!
Doch in einer „gereinigten“ Beziehung mit Gott wird die Liebe vielleicht auch als Geschenk zuwachsen!
P. Christian Stranz svd