Bei der Einweihung des kürzlich sanierten Pfarrzentrums bat mich Pfarrer Edwin Matt mir Gedanken zu machen über ein Kreuz im Pfarrcafé.

Eine schöne Aufgabe. Kein Kreuz mit einem leidenden Jesus sollte es sein. Die Botschaft dieses Kreuzes soll Hoffnung und Freude vermitteln. Keine leichte Aufgabe. Was ist eigentlich ein Kreuz? Was bedeutet es? Woraus ist es gemacht? Die Antworten können simpel sein und komplex zugleich. Ein einfaches Kreuz besteht aus zwei sich überschneidenden Linien. Egal in welcher Proportionierung: es entsteht immer eine spannende auf den Schnittpunkt konzentrierte Situation. Eine starke Form. Wir lieben die Einfachheit. Doch fehlten uns in diesen zwei aufeinander treffenden Linien

  • die Komplexität des unfassbaren Inhaltes
  • die erweiterte Aussage und
  • der Spielraum der individuellen gefühls- und erfahrungsabhängigen 

Deutungsmöglichkeit über die Formalität der Linien hinaus. Die Form dieses neuen Kreuzes orientiert sich als Anknüpfungspunkt am pfarreigenen Vortragekreuz von Clemens Holzmeister und ist inspiriert durch Darstellungen von Ferdinand Gehr. Feine dünne Linien zeichnen wie von Kinderhand die Form dreier Rechtecke. Ein vertikales und zwei horizontale. Die beiden horizontalen Flächen liegen nebeneinander und überschneiden sich mit der vertikalen Form. Ein einfaches System. Manche sehen darin die Form eines Engels, einer Taube oder der eines Tisches. Manche eine öffnende und einladende Geste, offene Arme oder offene Türen. Wieder andere sehen darin ausgebreitete Tücher. Und manche sehen hinter der Form etwas gänzlich Anderes: Das Leuchten, die Hoffnung, die Sehnsucht und den Mut durch sanfte Stärke - unendlich in sich ruhend. Das Ganze hauchdünn im wertvollsten und faszinierendsten Material, das die Welt neben Wasser kennt: in purem Gold. In seinem Glanz reflektiert es die Farben der Umgebung. Es wirkt einzigartig und unverwechselbar. Es ist Mittelpunkt. Und es lässt Spielräume offen. Für Interpretation und Gefühl. Feine dünne Linien zeichnen wie von Kinderhand die Form dreier Rechtecke. Ein vertikales und zwei horizontale. Die beiden horizontalen Flächen liegen nebeneinander und überschneiden sich mit der vertikalen Form. Bedanken möchte ich mich bei allen Verantwortlichen der Pfarre. Für das Vertrauen. Und bei Gabi und Jürgen Raid. Für die sehr schöne Umsetzung. Es war für uns nicht nur eine Aufgabe. Es war uns eine Ehre. 
Vielen herzlichen Dank.

Andreas Cukrowicz
cukrowicz nachbaur architekten