Leitgedanken von Maria Lang aus dem Pfarrblatt Ausgabe 5 Juni 2018

Neue Entwicklungen im ganzen Umfeld der Schule betreffen auch den Religionsunterricht und fordern die Religionspädagoginnen und Religions­pädagogen heraus, den Religionsunterricht unter neuen Vorzeichen zu planen und durchzuführen.

Die Schule ist ein Ort des Lernens – nicht der einzige in unserem Leben, aber ein wichtiger. Das Lernen und Lehren steht im Zentrum. Beides wird dabei in einem sehr umfassenden Sinn verstanden. Mit Lernen sind der fachliche und überfachliche Kompetenzerwerb von Schülerinnen und Schülern, sowie die Entwicklung ihrer Persönlichkeit, ihres Sozialverhal­tens und ihrer Sprachkompetenz gemeint. Lehren spannt einen weiten Bogen von Lernorganisation und Lernbegleitung und führt hin zur Indivi­dualisierung im Unterrichtsverlauf.

Veränderungen und Herausforderungen

Der Lern- und Leistungsbegriff ist in den letzten Jahren verändert und um entscheidende Aspekte erweitert worden. Das altbekannte Modell der Ziffernnoten wird von vielen Schulen durch alternative Modelle der Leis­tungsfeststellung abgelöst. Im Fach katholische Religion brauchen wir für die Leistungsfeststellung und Notengebung noch einen weiteren Blick, denn gerade im Religionsunterricht wird die Einzigartigkeit jedes Menschen, noch vor aller Leistung, betont.

Im Rahmen der Schulautonomie kann die jeweilige Schule entscheiden, ob die Klassen der Grundschule nach Schulstufen getrennt oder jahrgangs­übergreifend gebildet werden. Dies bedeutet auch eine Veränderung in der Zusammenarbeit mit den Pfarren, wenn wir zum Beispiel auf die Erstkom­munionvorbereitung schauen, die früher selbstverständlich in den zweiten Klassen der Volksschule begleitet wurde.

Gleichzeitig müssen die Pädagoginnen und Pädagogen immer mehr Erzie­hungsarbeit leisten und die jungen Menschen in unterschiedlichen Lebens­lagen begleiten und fördern, weil Eltern zunehmend weniger Zeit und Energie haben und nicht zuletzt wegen der Komplexität unserer Gesell­schaft überfordert sind.

Wahrnehmen und Ermutigen

Entwicklungen und Veränderungen begegnen uns auch in der pastoralen Arbeit in den Pfarren. Neben den strukturellen Veränderungen der Pfarren (Pfarrverbände, Seelsorgeräume) sind es vor allem die gesellschaftlichen Veränderungen (schwindende Teilnahme am Gottesdienst, Fehlen von Jugendlichen in der Kirche usw.), die am Pfarrleben nicht spurlos vorüber­gingen bzw. -gehen. Bei vielen jungen Menschen kann man die Grundlagen des Christentums nicht mehr voraussetzen. Wir brauchen wieder „Elemen­tarübungen“ christlichen Lebens und Glaubens. Wir müssen Kindern und Jugendlichen über den Unterricht hinaus Angebote der Bildung, des Spiels, des Feierns, der Kommunikation, der Kultur- und Wertevermittlung machen.

In der Handreichung „Lernen sichtbar machen“ der "Kirchlich-Pädagogi­schen Hochschule Edith Stein" zur Lehrer/innen/fortbildung ist dieser „neue Blick“ bzw. neue Weg für Schule folgendermaßen beschrieben - vielleicht können diese Überlegungen auch für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Pfarre leitend sein:

Kinder ... auf ihrem Entwicklungsweg begleiten. Von ihnen lernen, wie die Welt und Gott auch noch zu verstehen wären. An ihren Folgen und den Antworten, die sie finden, wachsen.

Mit Kindern ... die wunderbaren und manchmal überraschenden Geschich­ten der Bibel entdecken und jeden Tag weiterlernen und weiterwachsen. Jedes Jahr von neuem die Botschaft des Kirchenjahres entdecken und mich gemeinsam mit ihnen hineinnehmen lassen in das Heilsame, das uns entgegenkommt. Den Alltag gestalten, Feste feiern, Rituale erleben. Stille erfahren, Trauer spüren, Freude wahrnehmen und gemeinsam singen, jauchzen, lachen, tanzen, loben, danken.

Als Religionslehrer/in ... helfen dürfen, die Lust am Lernen zu entdecken und wachzuhalten. Eigene Vorstellungen, Gedanken und Ideen als Angebot zur Verfügung stellen. Wahrnehmungen versprachlichen und den Kindern gute Worte zusprechen.

Mich als Religionslehrer/in ... getragen und begleitet fühlen, auch wenn es schwierig wird.