Leitgedanken von Rudolf Bischof aus dem Pfarrblatt Ausgabe 9 Dezember / Jänner 2018.

Es muss in unserem Leben feste Bräuche geben, die wie Wegweiser am Rand stehen und uns eine Richtung weisen. Wo wir solche Bräuche haben, da finden wir Beheimatung und Orientierung. Sinnmitte wird geschaffen. Wie ein Kalender begleiten sie uns durch ein Jahr. Religiöse Bräuche sind Zeichen, durch die uns Gott umarmt. Sie geben uns jene Wärme zurück, die uns oft fehlt. Sie schenken Licht und Hoffnung in einer Zeit, die dunkler ist als andere Jahreszeiten. Die Advent und Weihnachtsbräuche bereiten uns auf ein Fest der Geburt vor und schenken auch unserm Innern eine Geburt und ein Neuwerden. Sinn dieser Zeit bleibt immer der Ausspruch von Angelus Silesius: "Wäre Jesus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht in Dir , du bliebest doch ewiglich verloren." Der Advent möge mit all seinen Zeichen diese Geburt in uns vorbereiten.

Der Adventkranz
Das wohl bekannteste und zentralste Zeichen ist der Adventkranz. Mit seinen 4 Kerzen ist er ein Zeitmesser für die Sonntage und ein Symbol für das Wachsen des Lichtes. Die Idee stammt von dem evangelischen Pfarrer Johann Hinrich Wichern (1808 - 1881), der ein Heim für gefährdete Jugendliche gründete. Von da verbreitete sich dieser Brauch zuerst in der evangelischen und dann auch in der katholischen Kirche. Das Rund sollte die Ewigkeit darstellen, das grüne Reisig die Hoffnung, dass der Spross Jesse neu ausschlägt. Die Kerzen stehen für Christus. Bald wurden den Kerzen, die für die Botschaften des Sonntags standen, auch andere Bedeutungen gegeben wie etwa in unserer Zeit:

Die 1. Kerze steht für die Hoffnung, die Wärme und Zärtlichkeit bringt.
Die 2. Kerze verweist auf die Polarität meines Lebens. Christus will alle Gegensätze meines Lebens versöhnen. 
In der 3. Kerze leuchtet der dreifaltige Gott auf, der alles von mir hineinnimmt in die Gemeinschaft zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist. 
Die 4. Kerze ist die Verheißung, dass sich mein Leben verwandelt. So kann uns dieser Kranz auch heute zum Fest der Geburt führen.

Barbarazweig
Am 4. Dezember feiern wir das Fest der Hl. Barbara. Sie wurde der Legende nach von ihrem Vater in einen Turm gesperrt, weil sie sich zum Christentum bekannte, und dann hingerichtet. Sie gehört zu den Nothelferinnen. Seit langem schneidet man an diesem Tag Zweige von Obstbäumen. Nach 21 Tagen, also am Weihnachtsfest, kommen sie zum Blühen. Sie symbolisieren von neuem Christi Geburt in einer dunklen und kalten Jahreszeit. In dieser Botschaft der Menschwerdung kommt auch unser Leben neu zum Blühen. 

Fest des Hl. Nikolaus
Der Hl. Nikolaus soll im 4. Jahrhundert Bischof in Myra gewesen sein, einer Stadt in der heutigen Türkei. Immer wieder wurde diese Stadt von Hungersnöten und Plünderei heimgesucht. Bischof Nikolaus habe den Menschen geholfen. Viele Legenden erzählen von ihm. Die wohl bekannteste ist, dass er drei Mädchen vor dem Verkauf in die Sklaverei gerettet hat, indem er dem Vater drei goldene Äpfel ins Fenster gelegt hat. Was immer wahr ist, Nikolaus lebt durch die Liebe, durch die Hilfe, die wir verschenken. Sein Tag ist zu einem Geschenktag geworden und wir sollten daran erinnert werden, dass wir besonders durch schenkende Liebe einander das Fest bereiten können und entdecken, dass uns so vieles im Leben geschenkt ist. 

Rorate
In der Morgenfrüh laden wir im Advent zur Roratefeier ein. Andrea Schwarz hat dazu wunderschöne Gedanken geschrieben: "Wenn ich zu mir komme und das Außen loslasse, wenn ich aus dem Reden ins Hören komme, aus dem Tun ins Sein, wenn ich mich stelle und nicht länger flüchte, dann erst kann Gott zur Welt kommen in mir. Es ist die Feier, die uns sagt, dass sich der Himmel immer wieder für uns öffnet." Es ist ein schöner Brauch in unseren Pfarren, dass man sich danach zum Roratefrühstück trifft und so miteinander den Tag beginnt.

Herbergssuche
Ein alter Adventbrauch ist bei uns nicht mehr so lebendig. In Erinnerung an die Herbergsuche Josefs und Marias in Bethlehem hat man die Herbergsuche als Brauch gelebt. Ein Marienbild oder eine Marienstatue wurde von Wohnung zu Wohnung getragen und dort einen Tag lang gelassen. Dieser Brauch sollte wohl daran erinnern, dass wir einander oder Menschen in Not Herberge schenken, dass wir miteinander ein Zuhause leben, einander Zeit schenken und miteinander Gespräche führen. Wir dürfen unser Leben verlangsamen und Zeit füreinander finden. 

So können die Zeichen des religiösen Brauchtums im Advent zu einer tiefen Freude der Geburt Christi auch in uns führen.