Leitgedanken vonBurkhard Dünser aus dem Pfarrblatt Ausgabe 9 Dezember/Jänner 2019.

Advents- bzw. Weihnachtszeit aus der Sicht eines Menschen, der im Handel tätig ist, der mit dieser Zeit „beruflich sehr konfrontiert“ ist? In einem Pfarrblatt? Die Anfrage, etwas dazu zu schreiben, hat mich überrascht und auch herausgefordert... Also gut, ich versuche es.

Ich bin nun über 32 Jahren in der Handelsbranche tätig, seit 1999 Geschäftsführer des Messeparks in Dornbirn. Jede oder jeder, der im Handel tätig ist, weiß um die Bedeutung des Weihnachtsgeschäftes Bescheid. Es ist eine zweifellos sehr arbeitsintensive Zeit. Für die Handelsgeschäfte ist es die wichtigste Umsatzzeit des Kalenderjahres, in manchen Betrieben entscheidet diese Zeit sogar darüber, ob das Jahr positiv abgeschlossen werden kann. Ist es erfolgreich, so sind auch die Arbeitsplätze gesichert. Wenn nicht, beginnen die Probleme. Es ist ein altes kaufmännisches Gesetz, dass die Kosten den Umsätzen angepasst werden müssen, um nicht in Schieflage zu kommen. Also ist aus diesem Blickwinkel Konsum wichtig. Doch Konsum hat, besonders zu Weihnachten und aus religiöser Sicht, einen bitteren Beigeschmack. Aus dem Religionsunterricht kennen wir ja zum Beispiel die Geschichte, wie Jesus einmal in einem Tempel, in dem Waren angeboten wurden, einen Wutausbruch hatte. Wir haben seine Worte im Ohr: „Ihr habt diesen Tempel zu einer Räuberhöhle gemacht“.

Nun ist der Messepark höchstens ein „Konsumtempel“. Aber wie hat sich diese „Räuberhöhle“ im Hinblick auf die christlichen Feiertage entwickelt? Hierzu einige Beispiele: Am 24.12. sperren wir um 14 Uhr zu. An diesem Tag wird möglichst darauf geachtet, dass Elternteile mit kleinen Kindern nicht arbeiten müssen. Und falls doch, dann bliebe zumindest noch genügend Zeit, um die Kindermette am Nachmittag zu besuchen. Wichtig ist, dass alle, die im Handel tätig sind, die Möglichkeit haben, alles „unter einen Hut“ zu bringen. Am 8. Dezember, an Maria Empfängnis, hat der österreichische Handel seit 1995 geöffnet. Und zwar gesetzlich geregelt von 10 bis 18 Uhr. Wenn man will, ist die Möglichkeit gegeben, dass man beispielsweise um 8 Uhr eine Frühmesse besuchen kann. Ich selber bin froh, dass das der einzige kirchliche Feiertag ist, an dem es erlaubt ist, die Geschäfte offen zu halten. Und der Sonntag? Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass der Sonntag heilig bleiben sollte, unangetastet, frei, um Zeit für die Familie und seine Lieben, Zeit für Gottesdienst, Zeit für sich, Zeit für alles, was man gerne macht und einem gut tut, zu haben. Einfach Sonntag!  

Konsum, gut oder doch nicht? Ich sage: beides! Konsum kann, muss aber nichts Verwerfliches sein! Es gibt auch die positiven Seiten: Ich mache meinen Liebsten mit einem passenden Geschenk eine Freude, ich habe dabei selber ein gutes Gefühl und spüre Freude. Also freuen wir uns gemeinsam. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Jeder kennt dieses tolle Gefühl, jemanden eine Freude bereitet zu haben. 

Da darf man doch guten Gewissens etwas schenken und am Konsum teilnehmen – oder? Ich sehe hier nichts Schlechtes. Für mich gehört Weihnachten feiern und das Schenken (und damit das Freude bereiten) zusammen. Das sehe ich nicht nur wegen meines Jobs so, ich bin davon überzeugt. Ich kann es – wie sicher viele andere auch - oft gar nicht mehr erwarten, meiner Familie in dieser Zeit eine kleine Freude zu bereiten. Ich bin jedoch auch der Meinung, dass man es nicht übertreiben soll. Entscheiden muss aber jede und jeder selber, was sie oder er tun oder lassen will.

Wahrscheinlich braucht es das, was uns auch in vielen anderen Bereichen gut tun würde: einen eigenen Standpunkt haben, diesen immer wieder einmal hinterfragen, aber auch die Meinung der anderen respektieren. „Toleranz“ heißt das Zauberwort, das uns so oft fehlt und uns so oft zu Vorurteilen verleitet. Respekt vor den Mitmenschen, Akzeptanz und Verständnis von anders Denkenden, Empathie! Warum fällt uns das so schwer? Jeder kennt das Gebot Jesu, „(Gott und) die Mitmenschen so zu lieben, wie sich selbst.“ Ich versuche, das im Beruf und im Privaten zu leben. Oft gelingt es auch, leider nicht immer… Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es, wenn jeder von uns ein bisschen mehr Toleranz und Empathie an den Tag legen würde, eine viel friedlichere Welt gäbe.

Wie verbringe ich selber die Adventszeit? Zugegeben vorab: Wenn ich nach einem langen Arbeitstag abends nach Hause komme, bin ich ziemlich „geschlaucht“. Daher ist auch der Sonntag zur Erhohlung ganz wichtig. An den Adventsonntagen freue ich mich sehr, wenn ich mit meiner Familie eine Kerze anzünden kann. Und am 24.12. freue ich mich immer noch auf die Kindermette. Noch, weil meine Kinder schon richtig groß sind. Am Abend ist dann Bescherung, wir singen zuerst miteinander Lieder, dann lesen wir das Weihnachtsevangelium. Und dann freuen wir uns alle voller Freude auf die Päckle vom Christkind. Danke, liebes Christkind, dass es dich gibt.