Gedanken zum 2. Sonntag im Jahreskreis von Pfarrer Arnold Feurle.

Gedanken zu Johannes 1, 35 – 42

Jesus hatte in der Taufe ein einschneidendes Erlebnis gehabt, das sein Leben von nun an ziemlich, nein total auf den Kopf stellen sollte. Das Erlebnis ist beschrieben in Bildern: Eine Stimme aus dem Himmel sagt ihm: „Du bist mein geliebter Sohn“, und das Bild mit der Taube sagt ihm: „Gottes Geist ist in mir, ich kann mich ganz auf ihn verlassen." Diese Erfahrung hatte nun das Göttliche, das wohl immer schon in ihm da war, „wachgerüttelt“.
Nach einem Aufenthalt in der Wüste, in der sich diese Erfahrung gegen die Versuchungen des Irdischen (Materielles, Ehre, Macht) bewähren musste, wurde Jesus Wanderprediger: Er wollte, dass möglichst viele Menschen von dem ergriffen würden, von dem er ergriffen war.
Schon bald allerdings war ihm klar: Es ist zu wenig, wenn ich allein kämpfe und den Menschen dieser Erde die Botschaft bringe. Ich muss diese Botschaft auf eine größere Basis stellen - in eine größere Personengruppe hinein, damit sie Wirkung in die Breite der Welt und in die Tiefe der Geschichte hat.
Wie sich diese Personengruppe, die erste Kirche, bildete, darüber berichten die Evangelisten auf unterschiedliche Weise. Johannes betont, dass die ersten Jünger sehen wollten, wo Jesus wohnt, und dass sie dann einen Tag bei ihm blieben.
Das finde ich sehr schön und bedeutsam auch für uns: Nachfolge beginnt damit, dass ein Mensch bei Jesus einkehrt: in seiner Gedankenwelt, in seinen Plänen, in seinem Herzen. Nur wer bei Jesus einkehrt, wer ihm zuinnerst nahe ist, wird sich auch mit dem identifizieren, was er will. Und wird dann zum Jünger, zur Jüngerin – und gewinnt andere Jünger hinzu. 

Pfr. Arnold Feuerle