Ein Interview mit Cliford Antony

Cliford, du bist aus Indien zu uns nach Bregenz gekommen. Wie lange lebst du schon in Österreich? Wie bist du angekommen – was sind deine Erinnerungen an diese Zeit?

Seit 29. April 2019, also genau vor einem  1 Jahr bin ich gekommen. Zuerst habe ich einen Monat in Meiningen gewohnt, danach bin ich ins Marianum gezogen. Am Anfang ist es immer schwierig neu anzufangen, aber ich habe mich schon sehr gut eingelebt. Zuerst konnte ich die Sprache nicht, jetzt kann ich mich schon gut verständigen. In meiner Heimat habe ich nur einen ganz kleinen Anfangskurs in Deutsch gemacht. Darum habe ich erst hier begonnen mit dem Deutschlernen. Meine erste Sprache war Englisch, das hat mir am Anfang hier geholfen.

Du hast in kurzer Zeit unsere Sprache gut gelernt und schon Aufgaben in der Kirche in Bregenz übernommen. Welche Aufgaben sind das?

Im Marianum bin ich Spiritual, aber der Kontakt zu den Buben ist noch schwierig wegen der Sprache. Ich halte eine Messe im Monat und einmal in der Woche mache ich Nachtdienst und betreue sie abends bei den Hausaufgaben. Ich begleite hier auch einen Religionslehrer, Christian. Mit ihm darf ich oft bei Gesprächen mit jungen Menschen dabei sein und so lerne ich viel. Werktagsmessen kann ich schon übernehmen und Predigten, wenn ich in der Vorbereitung unterstützt werde. Ich freue mich sehr, wenn ich mehr Aufgaben in der Zukunft übernehmen darf und kann. In meiner Heimat durfte ich die Beichte abnehmen. Ich freue mich immer, wenn ich eine Messe lesen darf.

Was musstest du – außer der Sprache – noch lernen? Was sind wichtige kulturelle Unterschiede? Die Kultur und das Leben sind ganz unterschiedlich. Es ist am Anfang immer schwierig, es ist sehr schwer Dialekt zu verstehen. Ich glaube ich habe mich schon gut eingelebt. Ich bin ein zurückhaltender Mensch. Ich freue mich aber sehr, wenn Menschen mich ansprechen und auf mich zukommen.

Wie war dein Leben in Indien? Wo kommst du genau her? Hast du dort Familie? Ich komme aus dem Bundesland Kerala, das ist ganz im Süden von Indien. Ich komme aus der Stadt Chalakudy , dorthin kommen auch viele Reisende. In Chalakudy  lebt meine Familie: Vater, Mutter, ich habe einen Bruder und eine Schwester. Ich bin der Jüngste in der Familie. Mein Bruder arbeitet in Saudiarabien, mein Vater arbeitet in Indien. Ich rufe meine Eltern und meine Schwester oft an, mit Videoanrufen können wir uns auch sehen. Ich wollte im Juli zu meiner Familie fahren, aber jetzt ist mein Deutschkurz auf Juli verschoben worden. Jetzt weiß ich noch nicht, wann ich nachhause fahren kann. In Nordindien habe ich Theologie und Philosophie studiert. Nur einmal im Jahr war ich zuhause, darum habe ich jetzt wenig Heimweh. Hier in Europa habe ich mehrere Freunde, wir sind 8 Priester aus Kerala hier in Vorarlberg.

Was wünschst du dir hier in Österreich? Bist du mit deinem Leben hier zufrieden?

Ich bin zufrieden mit meinem Weg hier. Die Menschen sind freundlich und mein Leben ist gut. Ich freue mich, bis ich mehr Dienste übernehmen darf. Für mich ist es eine große Herausforderung, Menschen kennenzulernen und auf sie zuzugehen, weil ich schüchtern bin. Ich versuche, immer neue Menschen kennenzulernen. In Zukunft kann ich vielleicht mehr tun in meinem Dienst. Darauf freue ich mich sehr!

DANKE für das Gespräch! | Theresia Abbrederis