Der Sommer schenkt vielen eine Zeit des Urlaubs, eine Zeit mit weniger Verpflichtungen. Solche Unterbrechungen brauchen wir immer wieder, um unserer Seele Ruhe zu verschaffen, schreibt Pfr. Manfred Fink in seinen Gedanken zur Sommerzeit.
Ich bin gerade aus ein paar Urlaubstagen zurückgekehrt. Es waren schöne, unbeschwerte und bereichernde Tage. Ich hatte die Gelegenheit mit einem guten Freund unbekannte Gegenden zu durchfahren, auf dem Motorrad den Fahrtwind zu spüren, Landschaften zu erkunden, Städte zu besichtigen, Land und Leute in Ansätzen kennenzulernen, Kulinarik aus Küche und Keller zu genießen, heiße Tage am Land und am Wasser zu erleben, laue Sommerabende in Gärten und auf Terrassen zu genießen, Gespräche zu führen über Gott und die Welt, mich auszutauschen über Vergangenes und Erlebtes,… Die Zeit war ein Genuss.
„Die Flügel lahm“ so überschreibt Anton Rotzetter eines seiner Gebete. Und: wer kennt das nicht? Es gibt Zeiten, da spüren wir uns lahm, ausgelaugt und müde. Wie wohl tut es da, wenn wir ausspannen können:
„Die Flügel lahm
und die Arme schlaff am Körper.
Die Freude fort
und die Lust schon längst verflogen.
So fühl ich mich.
So bin ich heute.
Gott.
Lass mich fliegen vor Lust
und die Arme in den Himmel werfen vor Freude.“ 1
Ja, genau! Das ist es! „Fliegen vor Lust und die Arme vor Freude in den Himmel werfen“. Das heißt: Pflichten hinter sich lassen zu dürfen. Das meint auch: das tun, was im Alltag nicht so leicht möglich ist. Einfach: alles in allem eine unbeschwerte Zeit genießen. Da fällt mir auch das Wort Jesu aus dem Matthäusevangelium ein: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. … So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.“ (vgl. Mt 11,28-29).
Es ist eine andere Zeit in der wir stehen: die Pandemie schränkte und schränkt uns ein. Ein Krieg ist nahe gekommen, wie wir ihn noch kaum so erlebt haben. Und dennoch ist die Sehnsucht da, Alltägliches, Gewohntes und Routine hinter sich zu lassen. – Wen wundert es? Ein waches Auge zu haben auf das, was um uns geschieht, ist gut und tut Not. Aber genauso ist es Leben schenkend und fördernd, einen unbeschwerten Blick auf das zu richten, was unsere Zeit und unsere Tage hell und leicht macht. Dabei kommt die Seele zur Ruhe und so ist sie dann auch bereit für Unbekanntes, Fremdes und Neues.
Genau darin sehe ich das Geschenk dieser Zeit, die wir Urlaub nennen. In Englisch heißt so eine Zeit "holiday". Steckt da mehr darin? Ich wage es: "heiliger Tag". Also ein Tag bzw. eine Zeit ohne Verpflichtung von Schule oder Arbeit, ein Tag oder eine Zeit, die der Ruhe und Erholung geschenkt sind. Wir dürfen Ruhe finden.
Ich wünsche Ihnen solche Tage, an denen Sie die Lust befällt und sie fliegen und vor Freude die Arme in den Himmel werfen. Genießen Sie unbeschwerte Tage in diesem Sommer. Schöpfen Sie Kraft in der Begegnung mit Ihnen vertrauten Menschen und im Erleben von Kultur und Landschaft.
Pfarrer Mag. Manfred Fink
Moderator im Seelsorgeraum Katholische Kirche in Bregenz
1 Das Zitat von Anton Rozetter ist dem Buch "Gott, der mich atmen lässt" entnommen, das im Herder Verlag erschienen ist. Es kann direkt über den Verlag oder auch in der Buchhandlung Arche bestellt werden.