Gedanken von Pfarrer Manfred Fink zum Osterfest. Wie die Bibel Gewohntes durcheinander bringt und uns in Bewegung bringen will.

Wer am Palmsonntag, am Karfreitag und in der Osternacht aufmerksam auf die biblischen Texte hört oder wer diese in der Bibel selbst nachliest, dem entgeht möglicherweise nicht, dass das Erzählungen sind, die manches Gewohnte durcheinander bringen. Sie lassen es „wackeln“, „beben“, ja sie „be-wegen“ und das im mehrfachen Wortsinn.

Bei der Segnung der Palmzweige heißt es im Evangelium: „Als Jesus in Jerusalem einzog, erbebte die ganze Stadt…“ (Mt 21,10). In der Leidensgeschichte in der Messe am Palmsonntag wird bei der Schilderung des Todes Jesu verkündet: „Die Erde bebte und die Felsen spalteten sich.“ (Mt 27,51) Und dann ist der Bericht in der Osternacht von der Auferstehung als die drei Frauen bei Tagesanbruch zum Grab kommen: „…es geschah ein gewaltiges Erdbeben; … ein Engel … wälzte den Stein weg …“ (Mt 28,2)

Die Ereignisse an diesen Tagen bringen manches zum Erbeben, sie bewegen in verschiedenen Situationen und an verschiedenen Orten, sie lassen Menschen erbeben vor Freude und vor Furcht. – Diese Tage sind nicht statisch, gemütlich, ruhig; vielmehr sind sie voller Bewegung. Am Palmsonntag der Einzug Jesu in Jerusalem, am Karfreitag sein Tod am Kreuz und schließlich die Osternacht mit der Auferstehung lassen nichts in gewohnter Ruhe, diese Ereignisse wühlen auf, die Steine wackeln, die Erde bebt, die Herzen der Menschen werden erschüttert. Ostern ist kein Fest der Gemütlichkeit.

Ich wünsche Ihnen ein erbeben in Freude über das große Ereignis der Auferstehung. Ihr Herz möge beben vor Freude trotz aller Ungewissheit und mancher Beben in unserer Welt und im persönlichen Erleben. Ostern ist das große „Trotzdem“ des Lebens. Ihr Herz möge sich bewegen lassen! Enge breche auf in Weite, Steine im Herzen mögen weg gewälzt werden. Gesegnete Festtage!

Pfarrer Mag. Manfred Fink
Gemeindeleiter in St. Gebhard
Moderator im Seelsorgeraum „Katholische Kirche in Bregenz“