Im November 2015 erschien ein Buch von Dr. Raimund Hörburger (1930-2013) mit dem Titel "Magie und Wissenschaft Hexenwesen in Europa und Afrika".

Wer war Dr. Raimund Hörburger und was hat dieses Buch mit Bregenz und der Pfarre Mariahilf zu tun?

Raimund Hörburger wurde 1930 in Riefensberg geboren. Nach der Volksschule besuchte er die Lehrerbildungsanstalt in Feldkirch, studierte anschließend Theologie (in Innsbruck und Löwen/Belgien). In der Zeit zwischen 1960–1965 war er Präfekt im Marianum, Kaplan in Mariahilf, Militärseelsorger und Religionslehrer in Bregenz. In den Jahren 1970-1972 studierte er Sozialwissenschaften in Paris, wo er im Jahre 1972 mit einer Dissertation an der Sorbonne das Doktorat erwarb.

Nach Abschluss seiner Studien in Paris verließ er 1974 den kirchlichen Dienst, übersiedelte nach Gallneukirchen (Oberösterreich) und gründete dort seine Familie.

Er war zunächst für Projekte in Afrika (Kongo, Kamerun) tätig, bevor er 1976 an der Johannes Kepler Universität in Linz am Aufbau und der Betreuung der Entwicklungsforschung maßgeblich beteiligt war. Bald fand er seinen besonderen Stil der Lehrveranstaltungen, der Theorie mit Praxis vor Ort verband. Jedes zweite Jahr reiste er mit Studenten und Studentinnen nach Burkina Faso, um für konkrete Projekte zu recherchieren. Der Schwerpunkt seines Engagements lag in Westafrika, vornehmlich in Burkina Faso, wo er sich bis zuletzt für konkrete Projekte einsetzte. Seit beinahe dreißig Jahren unterstützte Raimund Hörburger Menschen in verschiedenen Dörfern beim Kampf gegen ihre größten Probleme: Wassermangel und Bodenerosion. Jährlich brachte er die Mittel für zwei bis drei Brunnen und die dazu gehörige Schulung der Leute auf.

In Einzelfällen organsierte er auch konkrete Hilfe für Personen, denen nur mit einer speziellen medizinische Behandlung zu helfen war (z.B. kostspielige Operationen, die in Burkina Faso nicht, wohl aber in Österreich erfolgreich vorgenommen werden konnten). Dabei begegnete er immer wieder dem Problem, dass in Afrika lang andauernde Krankheiten, die trotz Behandlung durch den Dorfheiler und Wahrsager keine Heilung erfuhren, mit übernatürlichen Ursachen (Verwünschungen und Hexerei) erklärt wurden. Aufgrund jahrelanger Erfahrungen beschäftigte sich Raimund Hörburger eingehend mit diesem Phänomen. Das Ergebnis seiner gründlichen Forschungen ist das soeben erschienene Buch "Magie und Wissenschaft", in dem er auch Vergleiche mit dem Hexenwahn in der europäisch-christlichen Geschichte zieht.

Während seiner Studienzeit in Löwen anfangs der 50er Jahre wohnte Raimund Hörburger in einem Heim für ausländische Studenten, hauptsächlich aus Asien und Afrika. Dort wurden ihm die rassistischen Aversionen zwischen europäischen und ausländischen Studenten bewusst. Um dem entgegenzuwirken, begann er, eine Schar von ihm bekannten Studenten, die in den Weihnachtsferien nicht nachhause konnten, zu österreichischen Gastfamilien zu bringen, so auch nach Bregenz-Mariahilf. Auf diese Weise kamen jährlich zwischen zwanzig und dreißig Studenten aus Indien, Asien, Japan, Korea, Afrika, usw. über Weihnachten und Neujahr nach Bregenz und Umgebung und eben auch nach Mariahilf. Diese Aktion dauerte über viele Jahre an, sodass Freundschaften und ein reger Briefwechsel nach der Rückkehr solcher Studenten in ihre Heimatländer entstanden.

An die Zeit des Wirkens von Raimund Hörburger in Mariahilf erinnern sich viele seiner alten Freunde, in deren Familien er wie zuhause war. Unseren heute erwachsenen Kindern ist er noch in lebhafter Erinnerung.

Für sein Wirken und sein Engagement erhielt Raimund Hörburger neben anderen Auszeichnungen (Solidaritätspreis der Linzer Kirchenzeitung, Ehrennadel der Stadtgemeinde Gallneukirchen) 2012 den Fritz-Freyschlag-Preis für Solidarität & Förderung sozialer Partnerschaft.

Dr. Wolfgang Pfefferkorn