Gedanken zum Evangelium vom 5. Sonntag im Jahreskreis von Thomas Berger-Holzknecht, Gemeindeleiter in Mariahilf

In Kafarnaum gibt es viele Kranke, als Jesus mit seinen neuen Freunden rund um Simon in dessen Heimatort vorbeikommt. So lesen wir bei Markus 1,29 – 39. Am Beginn des Buches steht der zentrale Satz der Predigt von Jesus: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an die Frohe Botschaft!“ (Mk 1,15). Und dann beschreibt Markus, was mit der Frohen Botschaft und dem Reich Gottes vor allem gemeint ist: Menschen werden wieder heil, werden wieder gesund und frei. Sie erfahren etwas mehr vom „Leben in Fülle“ (Joh 10,10).

Zuerst hören wir von der Schwiegermutter des Simon, die mit Fieber im Bett liegt. Jesus geht zu ihr, fasst sie an der Hand und richtet sie auf. Ihre Lebensgeister kehren wieder zurück. Besucht werden, berührt werden, aufgerichtet werden. So ist das Reich Gottes also.

Erinnern Sie sich an eine Erfahrung, wo Sie jemand oder etwas berührt und aufgerichtet hat, wo Ihnen „mehr vom Leben“ geschenkt wurde?

Die geheilte Frau gibt das Empfangene sofort weiter. Was tut sie mit ihrer neuen Gesundheit? Im griechischen Urtext steht das Wort „diakoneo“, das unterschiedlich übersetzt werden kann. In der früheren Einheitsübersetzung steht die Frau auf und „diente ihnen“. In der aktuellen Einheitsübersetzung wird es mit „sorgte für sie“ übersetzt. In der „Bibel in gerechter Sprache“ schließlich „wurde sie wie die anderen eine Nachfolgerin Jesu“. Je nach Übersetzung werden andere Rollenerwartungen an Frauen in Familie und Kirche sichtbar.
In jedem Fall lernen wir auch hier etwas über die Frohe Botschaft und das Reich Gottes: Wir empfangen „mehr vom Leben“ (Gesundheit, Heilung, Befreiung, Talente, Erfahrungen, Liebe, Segen, …), um damit anderen zu dienen, für sie zu sorgen und sind so ein Teil der „Nachfolge-Gemeinschaft“ Jesu.

Was ist durch Sie schon an Gutem in die Welt gekommen? Von wem haben Sie dieses Gute empfangen?

Die Erzählung geht weiter. Die Sonne geht unter und damit ist die Sabbatruhe zu Ende. Ganz Kafarnaum steht mit allen Kranken des Ortes vor dem Haus des Simon. Ein ganz schöner Tumult wird das gewesen sein. Ich verstehe gut, dass Jesus nach diesem intensiven Tag und Abend das Bedürfnis nach Stille und Allein-Sein hatte. Er geht noch vor Sonnenaufgang an einen einsamen Ort, um zu beten. Denn wer gibt, muss auch für sich sorgen. Jesus zeigt uns, dass auch im Reich Gottes dieser Rhythmus gilt, den alles Lebendige braucht: Ein- und Ausatmen, Beten und Arbeiten, Sammlung und Sendung, für sich und für andere sorgen, empfangen und weitergeben. In meinem Kalender steht diese Woche eine passende Impulsfrage: „Was wäre, wenn du dich selbst so oft aufladen würdest wie den Akku deines Handys?“

Wo können Sie „aufladen“? Aus welcher Quelle schöpfen Sie? Geben Sie sich ausreichend Zeit und Raum dafür?

Thomas Berger-Holzknecht
Gemeindeleiter in der Pfarre Mariahilf