Viele wünschen es sich, berühmte Persönlichkeiten näher kennen zu lernen. Beim Auftritt prominenter Stars hinter die Bühne zu schauen, in den – wie es heute heißt – „backstage“ – Bereich zu kommen, wo nicht jeder hinkommt.

Gedanken zum Evangelium des 5. Fastensonntags (Johannes 12,20-32)

Vielleicht waren die Griechen, von denen im Evangelium dieses Sonntags die Rede ist, auch solche Menschen. Sie baten die Jünger, ihnen einen persönlichen Kontakt zu Jesus zu vermitteln. Ich weiß nicht, als was man Jesus einordnen könnte: War er ein Star, ein Provokateur? Er muss doch Ansehen gehabt haben; die Leute schämten sich nicht, mit ihm gesehen zu werden; Ansehen und einen aufkommenden Einfluss, der den Machtinhabern Angst machte.
Heutzutage versucht man mit medialen Mitteln, Menschen, die der eigenen Macht gefährlich werden könnten, den Wind aus den Segeln zu nehmen, damals hat man kurzen Prozess gemacht.

Nun erfahren wir nicht, ob die Griechen noch zu Jesus vordringen konnten. Eher nicht, denn wichtiger als eine Audienz zu geben, scheint Jesus gewesen zu sein, von seinem Tod zu sprechen. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein, wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“
Jesus spricht von seinem nahen Tod auf eine wirklich ungewöhnliche Weise, so als ob da noch etwas Positives dran zu finden wäre. Das ist ja total „crazy“, verrückt. Leiden und Sterben sind doch Ausdruck von Versagen, Scheitern, Hilflosigkeit, Abwesenheit Gottes. Und dieser Jesus sieht noch etwas Sinnvolles darin! Ja, tatsächlich!
Ich füge Jesus nichts hinzu, ich erkläre nur, wenn ich sage: Leiden und Sterben sind sinnvoll und bringen Frucht, wenn sie Ausdruck von Liebe und Hingabe sind.
Das muss nicht unbedingt ein Martyrium sein oder dass ein Feuerwehrmann bei einer Rettungsaktion sein Leben lässt, nein, auch wenn ein alter Vater, eine alte Mutter ihr Leben aushauchen, erschöpft vom Leben für die Familie, für die Gemeinschaft, für die andern, dann war das genauso erfüllt. Ihr Leben bringt reiche Frucht.

Aber es geht nicht nur um das tatsächliche Sterben, es geht auch ums Leben hier. In dem Maß, in dem wir aus uns herausgehen und uns verschenken, in dem Maß lassen wir schon jetzt den Tod hinter uns. Leben verschenken hat Zukunft. In jedem noch so kleinen Akt von Hingabe steckt ein Stückchen Sterben, aber auch der Keim für etwas Neues, das aufbrechen und wachsen wird, irgendwann, wenn es Zeit dafür ist. Das ist es, warum Leiden, Kreuz, Sterben für uns keine absolut negativen Erfahrungen sind und wir das Kreuz sogar verehren. Wir verehren natürlich nicht den Schmerz, das Leid, aber wir bewundern und wir preisen die Liebe dieses Menschen, wie auch immer sie in seinem Leben sichtbar geworden sind. Und wir preisen Gott für das Neue, für das Leben und die Früchte, die er wachsen lässt.

Jesus sagt hier also - anstatt, dass er die Griechen empfängt, - wie er sein Leben und Sterben versteht: als Hingabe, die Frucht bringen wird. Deshalb – weil er so eine positive Sichtweise von den in unseren Augen negativen „Dingen“ hat – wehrt er sich nicht gegen das, was ihm bevorsteht. Er ist überzeugt: Ob er lebt und als Mensch Gutes tut oder ob er stirbt: Es kommt vielen zugute; es bringt Frucht.

Jesus hatte wohl ein unverkrampfteres Verhältnis zum Sterben als wir es haben, die wir den Tod immer weiter hinausschieben wollen. Das musste Jesus nicht, weil er wusste: Es kommt nicht darauf an, dass man möglichst lange lebt, sondern dass man alles in Liebe macht. Ob ich lebe oder sterbe: Ich bin in Gottes Hand. Mein Leben bringt Frucht.                                                                                                                                                       

Pfr. Arnold Feurle