Auf dem österreichischen Jakobsweg vom Arlberg nach Einsiedeln in der Schweiz liegt Brederis, ein Ortsteil von Rankweil.

Kirche St. Anna in Rankweil | Brederis

eine spirituelle Spurensuche:

Wer würde es erwarten:
mitten in der Weite dieser fruchtbaren Grünlandschaft
steht eine zierliche kleine Kirche
mit einem auffallenden eisernen Schutz-Netz.
Wer braucht hier Schutz?
Wer schützt wen und wie?
Es fällt auf, dass vor dem Schutz-Netz
dreimal Gott Vater zu sehen ist.
Genau so präsent sind die beiden Muttergestalten:
Maria und Anna.
Liebevoll gibt Anna ihrer Tochter Maria Leseunterricht.
Frauen bilden hier mehr als ein Schutznetz.

Herzensbildung tut an diesem Ort wohl,
wenn in dieser Weite statt Gitter- und Verteidigungs-Apparaturen
Vertrauen auf Gottes Schutz wachsen kann,

trotz traumatischer Erfahrungen
von durchziehenden Raubzügen und Gefahren -
sodass der Blick frei wird
für die Wärme der farbig leuchtenden Sonne.

Text: Dr. Agnes Juen

 

Auf freiem Feld stehend begrüßt die St. Anna-Kirche schon von Weitem den Vorbeiziehenden.Vermutlich auf den Überresten eines noch älteren Sakralbaus errichtet wurde der Chorraum mit dem markanten spätgotischen Netzrippengewölbe im Jahre 1506 eingeweiht. Der ebenfalls aus dieser Zeit stammende Flügelaltar aus der Werkstatt Ivo Strigels schmückt mittlerweile die nahegelegene Bresner Pfarrkirche St. Eusebius.

Gut 100 Jahre später folgten der Zubau des Langhauses und des mächtigen Turmes. Aus der Folgezeit dieser barocken Erweiterungen stammen die beiden Seitenaltäre. Auf der rechten Seite thront im Obstück der segnende Gottvater. Darunter blickt eine Statue „Anna Selbdritt“ dem Betrachter entgegen. Die Popularität dieser Heiligen nahm im 16./17. Jh. einen ungeahnten Aufschwung. Zahlreiche ihr geweihte Bruderschaften mit religiösen und sozialen Zwecken entstanden in ganz Europa.

Die Darstellung mit ihrer Tochter Maria und ihrem Enkel Jesus verdeutlicht den mütterlichen Charakter dieser Heiligen. Mit entschlossenem Blick und beherztem Zugriff strahlt sie Sicherheit in ihrer Rolle als familiäre Beschützerin aus. Diese Charakterisierung der Kirchenpatronin findet eine inhaltliche Ergänzung im Gemälde an der Emporenbrüstung. In liebevoller Zuwendung kümmert sich Anna um die Bildung ihrer Tochter und erteilt ihr Leseunterricht. Reiche Ornamente in der Rahmung verdeutlichen den liebevoll-spielerischen Charakter dieses Motivs.

Der linke Seitenaltar beherbergt ein rundbogiges Bild der Rosenkranzkönigin aus dem 17. Jh. Dieses gemalte Gebet verdichtet in den Darstellungen der 15 Rosenkranzgeheimnisse alle Brennpunkte des Lebens der Hl. Familie zu einem Gnadengeschehen. Gemäß der Legende empfangen der Hl. Dominikus und die Hl. Katharina von Siena aus den Händen der Gottesmutter den Rosenkranz. Im gesprengten Giebel des Obstücks thront wieder Gottvater.

Ein beeindruckendes Gemälde an der linken Chorseitenwand deutet das Kreuz Christi als Baum, an dessen Ästen die traditionellen 14 Nothelfer wie Früchte wachsen. Der unbekannte Lokalmaler bettet das ganze Geschehen in die Landschaft der St. Anna-Kirche ein. An der Nordseite des Langhauses wurden Freskenfragmente aus dem 18. Jh. freigelegt. Das Sonnensymbol am Triumphbogen korrespondiert mit der lichten Rosette des Auferstandenen über dem Portal.

Text: MMag. Othmar Lässer

Adressen:

Pfarramt Brederis, Kirchstraße 16, 6830 Rankweil-Brederis
Tel. +43 5522 82200

Erlebnis Rankweil Gemeindemarketing GmbH,
Am Marktplatz 1, 6830 Rankweil
www.rankweil.at/erlebnis, erlebnis@rankweil.at., Tel. +43 5522 405 1550