Was macht eine Feier zu einer spirituellen und religiösen Feier mit Tiefgang?

Dinge und Erfahrungen, die mich berühren, sind der Zugang in die Tiefe. Rituale sind Lebensvollzüge, die wir im Alltag und im Leben in den verschiedenen Lebensphasen tun und kennen.

Lebensvollzüge im Alltag, wie z. B. Essen, Singen, Singen, Sitzen, Stehen werden in der Liturgie aufgegriffen und mit symbolischem Gehalt gefüllt und mit Jesus und seinem Leben in Verbindung gebracht.

Unterscheidung der Rituale:

  • Rituale im Tagesablauf
  • Rituale zum Wochen- und Jahresrhytmus
  • Lebensrituale

siehe dazu: Text S. 84 - 87 (in der Broschüre "Wege zum Leben in Fülle")

 

Bildbetrachtungen

Die Broschüre "Wege zum Leben in Fülle" ist gestaltet mit Bildausschnitten des Künstlers Sieger Köder. Zwei seiner Bilder stehen hier zur Verfügung mit einer Anregung zur Meditation des Bildes "Jakobs Traum"

Meditationstext zu Sieger Köders „Gott schickt Jakob einen Traum“
(Meditationsmusik „Parce mihi domine“, Jan Garbarek / The Hilliard-Ensemble, CD „Officium“)

Sieger Köder - Jakobs TraumWeggehen, davonrennen, fliehen,
so ist das Leben für viele:
für Jakob,
für Flüchtlinge,
für Asylanten
für Aussiedler,
für jeden einzelnen von uns!
„Geh, flieh!“
vor dem Neid und der Missgunst,
vor der Lieblosigkeit und dem Hass,
vor der Ungerechtigkeit und der Gewalt,
vor der Vereinnahmung und dem Besitzen-Wollen,
vor dem Nicht-Können und Nicht-Wollen
durch den anderen,
durch mich selbst.
Wir selbst sind Jakob:
Wir heften uns an die Fersen anderer,
und dann machen wir uns „aus dem Staub“,
sinken in den Staub unserer Wüste.
Ein sanftes Ruhekissen?
Nein! Steinig, kantig, hart!
Die dunkle, schwarze Nacht fällt über uns.
Wie wäre es, wenn...
Wir träumen vom Glück,
von der Liebe und Geborgenheit,
von einem gesegneten Leben!
„Himmlische Gedanken“
erhellen zuweilen die dunkle Nacht.
Nur ein Fiebertraum?
In jeder Dunkelheit unseres Lebens
dürfen wir unsere Hände erheben:
„Dich, gütiger Vater, bitten wir...“
Der Himmel wird sich öffnen,
und die Hand Gottes wird sich
uns entgegenstrecken
und unsere Hände berühren,
offen, zum Geben bereit.
Sie wird die Dunkelheit zerreißen
und uns den Weg beleuchten,
den wir lebenslang gehen.
„Ich will dich behüten,
wohin du auch gehst.
Meine Engel, ja ich selbst
werden stets mit dir sein.“
Ein Traum?
„Nein“! Gott hat uns schon oft
seine Hände entgegengestreckt.
Mit wachem Blick können wir sie sehen!

Günter Jerger © Kath. Bibelwerk Stuttgart

 Sieger Köder - Emmaus

Kraftquellen – Rituale

Aus  “Sacrosanctum Concilium“ 14
Die Konstitution über die heilige Liturgie

Die Mutter Kirche wünscht sehr, alle Gläubigen möchten zu der vollen, bewussten und tätigen Teilnahme an den liturgischen Feiern geführt werden, wie sie das Wesen der Liturgie selbst verlangt und zu der das christliche Volk,  „das ausgewählte Geschlecht, das königliche Priestertum, der heilige Stamm,  das Eigentumsvolk“ kraft der Taufe berechtigt und verpflichtet ist.

„Christliches Leben ist wie Musik machen. Es kann das Leben täglich bereichern, ohne dass es deshalb langweilig wird: hoffen, glauben und lieben zum Beispiel. Wenn man das nicht täglich übt, wird aus der Taufe ein Relikt aus alten Zeiten, die nicht mehr zum Klingen kommt. Wie ein Klavier, das verschlossen in der Wohnung steht und sich nach und nach verstimmt. Eine Gabe des Lebens, die man hat einschlafen lassen. Musik und Taufe: beide geben dem Leben jeden Tag eine neue Qualität.“ Wolf-Dieter Steinmann

Karl Rahner meint, dass Gotteserfahrung immer dort geschieht, wo der Mensch sich selbst zutiefst erfährt. Ein Ritual kann diese personale Begegnung unterstützen, denn in jeder tiefen Erfahrung rührt der Mensch an das Geheimnis Gottes. Wo Freiheit und Verantwortung, bedingungsloses Angenommensein und existenzielle Ängste erfahren werden sind Rituale wie Wegweiser. Sie sind geregelte Handlungen, mit deren Hilfe die tiefere Bedeutung eines alltäglichen Ablaufes erschlossen werden kann. Es sind positive Gewohnheiten, die Sinn stiften, Identität und Struktur geben. Rituale sind verändernd, kommunikativ, symbolisch, ordnend, mehrdeutig, emotional, biographie-  und zukunftsbezogen.

Rituale im Tagesablauf

  • Morgenritual des Wachens / Anziehens / Aufbrechens.
  • Morgengebet / Mittagsgebet / Abendgebet / Unterbrechungen am Tag.
  • Am Abend sich zur Ruhe begeben.


Segensrituale

  • Segnen, wenn die Kinder, der Partner / die Partnerin aus dem Haus gehen / beim Anschneiden eines Brotlaibs / beim Abendgebet/ zum Mittagstisch „Herr, segne diese Speisen, die wir von deiner großen Güte nun empfangen“.
  • Weihwasser daheim vor der Haustüre / manche Kinder fragen danach, wenn es leer ist. Beim Eintreten  in eine Kirche eintauchen / bekreuzigen weitergehen.


Rituale zum Wochen- und Jahresrhythmus

  • Sonntag feiern, Unterbrechung / Gott in die Mitte nehmen / allen Dank, aber auch alle Sorgen und Nöte zur Wandlung bringen / hoffen- vertrauen, dass er es zum Guten wenden möge.
  • Friedensgruß / Hände reichen / Umarmung / Kuss / einander wohl gesonnen sein.
  • Mahlgemeinschaft / einladen, am Tisch des Wortes und Brotes Platz zu nehmen / sich bedürftig fühlen / sich stärken, ermutigen und aufrichten lassen.
  • Im Jahreskreis / unser Leben Jahr für Jahr durchwandern / in Ringen wachsen / Feste feiern: Weihnachten (Geburt), Ostern (Leben) und Pfingsten (Fülle des Lebens) mit Lichtritualen / Advent, Weihnachten, Osternacht, Johannesfeuer.
  • Salbung mit Öl / Heiliger Geist / Heil sein / Gesund sein.
  • Fußwaschung am Gründonnerstag.


Lebensrituale

  • Taufe am Beginn eines neuen Lebens.
  • Kommunion / Mahlgemeinschaft / Wunsch dazuzugehören,
  • mit dabei zu sein / Einladung am Tisch Platz zu nehmen.
  • Firmung / sich auf seinem Lebens- und Glaubensweg stärken lassen.
  • Ehesakrament / gemeinsam den Weg mit Gott gehen.
  • Versöhnung / immer wieder neu anfangen dürfen /
  • Versöhnt mit sich selbst, mit den Mitmenschen, mit Gott.
  • Krankensalbung / Stärkungsritual, Sehnsucht nach Heilung /
  • Genesung / Gesundheit
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