Am Gründonnerstag wurden früher die Greinenden (d.h. die Weinenden), die sich am Aschermittwoch der öffentlichen Buße unterzogen hatten, wieder in die Gottesdienstgemeinschaft aufgenommen.

Der Name Gründonnerstag ist schon um 1200 erwähnt (»grüene onerstac«) und geht möglicherweise auch auf den alten Brauch zurück, an diesem Tag Speisen mit frischen grünen Frühlingskräutern und Gemüse zuzubereiten (Kräutersuppe, Spinatkuchen, Schnittlauchomelett, Brennnesselküchlein, Kräuterquark, etc.). Manche dieser Speisen erinnern an die Bitterkräuter, welche die Juden zur Erinnerung an die Bitterkeit der Knechtschaft unter den Ägyptern zum Pessachmahl essen. Sie sollten die Menschen zugleich mit den Lebenskräften des neuen Frühlings stärken.

Das letzte Abendmahl

Am Abend vor seiner Gefangennahme versammelte Jesus seine engsten Freunde zu einem letzten Abschiedsmahl. Er teilte Brot und Wein und bat sie, es zu seinem Andenken weiterhin so zu halten (vgl. Lukas 22, 14–20). Damit besiegelte er den neuen Bund, den Gott durch ihn mit allen Menschen geschlossen hatte. Dieses Abendmahl war die Feier des jüdischen Pessachmahles (mit gebratenem Lamm, mit dem ungesäuerten Mazzabrot und mit bitteren Kräutern). Es erinnert an jenes letzte Mahl, das die Israeliten noch in ägyptischer Gefangenschaft - aber schon in der Hoffnung auf Befreiung - hielten. So wie dem ersten Pessachfest die Befreiung aus der Knechtschaft folgte, so folgte dem Abendmahl Jesu die Befreiung aus todbringenden Lebensumständen.

Fußwaschung

Am Gründonnerstag findet die Fußwaschung statt. Im Orient war es üblich, vor dem Betreten eines Hauses die staubigen Füße zu waschen; es war eine Arbeit, die von Bediensteten übernommen wurde. Indem Jesus seinen Freunden die Füße wusch, sich also in ihren Augen demütigte, wollte er zeigen, wie wir Menschen miteinander umgehen sollen: mit zärtlicher, liebevoller Hingabe, ohne sich über den anderen zu erheben, sondern um ihm zu dienen.

In vielen Gemeinden ist es üblich, im Anschluss an das Evangelium eine Fußwaschung vorzunehmen: Der Priester wäscht anderen die Füße, der Hirte der Gemeinde ist ihr Diener.

Garten Gethsemani

Nach dem Abendmahl betet Jesus im Garten Gethsemani unter Angst und Schmerzen zu Gott. Er ist bereit, seinen Weg konsequent weiterzugehen, aber er braucht die Stärkung durch Gott. An diesem Ort findet die Festnahme durch römische Soldaten statt, die von einem Freund Jesu, Judas, dorthin geführt wurden. Von da beginnt sein Leidensweg.

Ratschen statt Glockengeläut

Nach alter Tradition läuten die Glocken beim Gloria der Abendmahlfeier zum letzten Mal und bleiben dann ebenso wie die Orgel stumm bis zum Gloria in der Osternachtsmesse, welches die Auferstehung Jesu verkündet. Als Ersatz für die verstummten Glocken wurden seit dem 13. Jahrhundert hölzerne Ratschen verwendet. An vielen Orten gehen auch heute noch Kinder damit durch die Straßen und rufen die Gläubigen zum Gebet und Gottesdienst.

(Text aus dem Gründonnerstagsheft der Serie "Familien feiern Kirchenjahr")