Die Tatsache, dass Gewalt im Namen Gottes ausgeübt wird, ist eine der größten Herausforderungen für religiöse Menschen und für die Kirchen als gesellschaftliche Institutionen. Das derzeitige Vorgehen der IS-Milizen in Syrien und im Irak und die Debatten im Westen über Waffenlieferungen an deren Gegner zeigen dies auf eindringliche Weise. Was aber hat der IS-Terror mit uns hier in Mitteleuropa zu tun?

Dietmar Steinmair

Der Bürgerkrieg im Nahen Osten ist längst nicht mehr nur ein innersyrischer oder innerirakischer Konflikt. Hunderte europäische Bürger waren und sind auf der Seite von IS an Gewalttaten im Namen Gottes beteiligt. An die Politik sowieso, aber auch an die Zivilgesellschaft und die Muslime in Europa ist darum die Frage zu stellen, worin die Gründe für eine derartige Radikalisierung junger Männer liegen, die in „westlichen Ländern“ geboren und aufgewachsen sind. Auch 130 Österreicher kämpfen im Irak, unlängst wurden einige an der Ausreise gehindert.

In unserem Zeitalter ...
Neben der politischen Frage stellen religiöse Menschen aber auch spirituelle Fragen. Was können gläubige Menschen hierzulande für die friedliche Deutung von Religion tun? Wie können sie mit Andersgläubigen in Kontakt kommen?

Das Pastoralamt gibt für spirituell Interessierte Arbeitshefte zu Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils heraus. Aktuell ist es die Broschüre „Die Sonne geht über allen auf“. Sie greift „Nostra aetate“ auf. Dieses Konzilsdokument beschreibt das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen und wurde zu einem Grunddokument für den interreligiösen Dialog.

Im Original-Ton

Für das Arbeitsheft haben fünf Vorarlberger Vertreter von Weltreligionen jeweils einen Schlüsseltext aus ihrer Tradition herausgegriffen (siehe "TEXTE" unten) und kommentiert. Ergänzt werden die Grundtexte durch biblische Impulse aus der Jona-Geschichte, Rituale, Lieder und theologische Deutungen von „Nostra aetate“.

Zwei Impulstreffen führen Multiplikator/innen für Pfarren / Gruppen ins Heft ein.

Broschüre „Die Sonne geht über allen auf“.
Erhältlich in der Medienstelle der Diözese, € 12,-; Staffelpreise auf Anfrage.
T 05522 3485-208  E medienstelle@kath-kirche-vorarlberg.at

TEXTE

Christentum

„So sollt ihr beten:
Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt,
dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im
Himmel so auf der Erde.
Gib uns heute das Brot, das wir brauchen.
Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen.“
(Matthäus 6,9-13)

Judentum

„Höre Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig.
Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.
Diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen. Du sollst sie deinen Söhnen (und Töchtern) wiederholen. Du sollst von ihnen reden, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst.
Du sollst sie als Zeichen um das Handgelenk binden. Sie sollen zum Schmuck auf deiner Stirn werden. Du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses und in deine Stadttore
schreiben.“
(Deuteronomium 6,4-9)

Islam

„(1) Im Namen Allahs des Erbarmers, des Barmherzigen. 
(2) Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Schöpfung,
(3) dem Erbarmer, dem Barmherzigen, 
(4) dem Herrscher am Tage der Abrechnung. 
(5) Dich allein beten wir an und Dich allein bitten wir um Hilfe! [...]“
(Sure 1 im Koran)

Hinduismus

„Om Brahman, Om Vishnu, Om Shiva.
Ich verehre Jaganath und bete:
Om Jaganath - Om Jaganath - Om Jaganath - [...]“
(die Om-Silbe wird 3x oder 5x oder 7x im steten Rhythmus gebetet)

Buddhismus

„Tu gar nichts Unheilsames,
und führe Heilsames umfassend aus,
zähme deinen Geist vollständig,
das ist die Lehre des Buddha“.
(Worte von Buddha Schakyamuni)

IMPULSTREFFEN

1. Impulstreffen. Dimensionen und Facetten
des Dialogs in der pluralen Gesellschaft.
Mit Univ.-Prof. Dr. Roman Siebenrock und Dr.in Agnes Juen.
Mo 13. Oktober 2014, 19 - 21.30 Uhr,
Diözesanhaus Feldkirch.

2. Impulstreffen. Dialog mit anderen Religionen
und Begegnung mit ihren spirituellen Quellen.
Mit DI Helmut Gassner (Buddhismus), DI Tal Yehiely (Judentum), Abdi Tasdögen MBA (Islam), Mag. Peter Mennel (Moderation Dialogmethode).
Mi 12. November 2014, 19 - 21.30 Uhr,
Diözesanhaus Feldkirch.

Die beiden Impulstreffen bauen aufeinander auf. Es gibt jeweils eine Einführung in die Broschüre mit praktischen Anregungen und einem speziellen Fokus.

Anmeldung bei Marianne Springer, T 05522/3485-205
anmeldung@kath-kirche-vorarlberg.at

 

(aus KirchenBlatt Nr. 36 vom 4. September 2014)