Zeitweise an die 80 Wanderer entdeckten am Wochenende vom 4. / 5. Juni den Reichtum an Kulturen und Religionen in der Region. Auf dem „Weg der Menschlichkeit“ besuchten sie folgende Stationen: Dornbirn St. Martin, die ehemalige Synagoge Hohenems, den Jüdischen und Islamischen Friedhof, St. Arbogast, die Basilika Rankweil, die Carl Lampert-Gedächtniskapelle in Göfis, das Buddhisten-Kloster am Letzehof und den Dom in Feldkirch.

Wolfgang Ölz

Das Außergewöhnliche dieser Wanderung, die von Birgit Huber und Aglaia Mika vom Pastoralamt organisiert wurde, war die Mischung der Teilnehmer/innen. Zu einer großen Gruppe an Flüchtlingen aus dem Iran, dem Irak und Syrien gesellte sich eine bunte Gruppe an Vorarlberger/innen: Junge, Alte, KirchenBlatt-Abonnent/innen, aus der Kirche Ausgetretene, Muslime, Buddhisten, Großmütter, eine schwangere Frau, Kinder, ja sogar ein Hund wurde an der Leine mitgenommen. Gemeinsames Wandern hat eine ganz eigene Dynamik. Im Gehen lösen sich erstarrte Muster. Die Impulse an den besonderen kulturellen Kulminationspunkten weiteten den persönlichen Blick der Teilnehmer/innen. Auch Hohenemser lernten dazu, etwa dass die Stadt Hohenems 1955 anstelle des Jüdischen Friedhofs eine Christbaumkultur anlegen wollte, so die Führerin Elisabeth Bitschnau. Auch Vizebürgermeister Bernhard Amann begleitete die Wanderung.

Im Gespräch

Spannend war auch die Begegnung mit dem Islam im Friedhof in Altach: Der Bestatter klärte auf über Aufbewahrungsort, rituelle Waschung und größtenteils noch gewünschte Überführung der Verstorbenen in die Türkei. Im Islamischen Friedhof kam auch eine muslimische Frau zu Wort: Die Islamlehrerin Semra Kandemir grüßte die Wanderer mit „Grüß Gott! Schalom! Namaste! Salam Aleikum!“ Der Imam sang das Gebet: „Lob sei Allah, dem Barmherzigen ...“ Beim anschließenden türkischen Buffet gab es wieder interessante Gespräche. Eine junge Muslima etwa sagte, sie trage zwar ein Kopftuch, gehe aber nicht in die Moschee. Ali Heidari wiederum stammt aus dem Iran und lebt schon seit den 1990er-Jahren in Vorarlberg. Er betonte, ihm seien Judentum, Christentum und Islam recht, nur wenn eine dieser Religionen für Hass und Krieg missbraucht werde, dann finde er das teuflisch.

Zukunft

Beim Abschluss im Dom in Feldkirch sprach Generalvikar Rudolf Bischof zum Thema Barmherzigkeit, Aglaia Mika intonierte dazu mittelalterliche Gesänge. Ein Buddhist stimmte am Ambo des Feldkircher Doms sein Loblied auf die liebende Güte an. Der Anblick hatte etwas Verrücktes, Utopisches. Die Musik sprach tiefe seelische Schichten jenseits aller Worte an, hier traf sich ein klarer Klang mit tiefer Schönheit und melodischer Wahrheit. Diese Wanderung zwischen den Kulturen ist exemplarisch für die Zukunft, in der Menschen verschiedener Religionen zusammenstehen werden.