Wie zeigt sich Barmherzigkeit im alltäglichen Leben? In welchen Situationen ist sie gefragt? Antworten auf diese Frage geben „Zeitzeugen der Barmherzigkeit“ in Gottesdiensten in ganz Vorarlberg. Einige von ihnen kommen hier zu Wort.

Maria Madlener und Evelin BayerMaria Madlener (li.) und Evelin Bayer aus Au
haben diesen Text gemeinsam mit ihrer Alt.Jung.Sein-Gruppe geschrieben:

B    ... wie beistehen, wo andere dich brauchen
A    ... wie annehmen und akzeptieren können, statt zu bekämpfen: Lebenssituationen, Menschen, Krankheit
R    ... wie reden und raten statt zu schweigen
M   ... wie Mut machen, Menschen besuchen, mit ihnen fühlen, statt wegzuschauen
H    ... wie Humor haben und lachen können - es befreit
E    ... wie einladen und Zeit schenken - viel mehr wie Materielles
R    ... wie Respekt zeigen, jedem Menschen gegenüber, mit seiner Religion und Kultur
Z    ... wie ZUhören und HINhören - es tut dem anderen gut
I    ... wie Interesse bekunden an der Flüchtlingsthematik und nicht nur zu schimpfen
G    ... wie geben - Güte geben, Geborgenheit geben
K    ... wie Kranke pflegen und besuchen - sie brauchen dich
E    ... wie ehrlich sein - auch Schwächen zuzugeben und selber daran zu wachsen
I    ... wie Innigkeit - dann erreichst du die Herzen der anderen
T    ... wie tolerant sein mit dir selber und mit deinen Mitmenschen - aus vollem Herzen.

Emma RosenzopfEmma RosenzopfDornbirn, Pfarre Hatlerdorf schreibt:

Bei uns im Kolpinghaus Dornbirn kommt es auch vor, dass jemand stirbt. Wir haben eine eigene Kolpinggrabstätte, damit wir unsere Toten auch begraben können. Auch eine Trauerfeier mit den Mitbewohnern ist uns ein Anliegen und oft ist es erstaunlich, wie auch im Leben eher einfache, stille Menschen große Spuren hinterlassen. Tote begraben – ein Werk der Barmherzigkeit. (...)
Es wird schon seit November 2015 im Kolpinghaus ein Flüchtlingscafé geführt. Viele Flüchtlinge nützen dieses Angebot um die deutsche Sprache zu praktizieren. Mit mehr als 40 ehrenamtlichen Helfer/innen kann es viermal in der Woche offengehalten werden. Etwa 15 Gitarren wurden bereits von Vereinsmitgliedern gesponsert und ehrenamtliche Helfer geben Gitarreunterricht.
Das wichtigste Werk der Barmherzigkeit erscheint mir persönlich das Miteinander-Sprechen, die Probleme der Menschen ernst nehmen, das Leid der anderen sehen, aufeinander zugehen und wenn es keinen direkten Draht gibt, dann bitte ich euch betet füreinander.

Silvia BochSilvia Boch, Möggers 
arbeitet mit Flüchtlingen:

Auf der Suche nach einer Definition für den Begriff „Barmherzigkeit“, bin ich auf den schönen, aussagekräftigen Satz gestoßen: „Barmherzigkeit bedeutet, dass ich den Menschen in seiner Situation sehe.“ Genau, passt, so ist es. Aber wie sieht ein so klarer „gedruckter“ Begriff in der Praxis aus?
Im vergangenen Jahr bin ich vor allem in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit mit Flüchtlingen auf sehr viele unterschiedliche Gefühle, Situationen, ambivalente Momente gestoßen. (...) Ich habe von Beginn an versucht, die Menschen in ihrer Situation zu sehen - ohne Vorurteile auf sie zuzugehen, auf ihre Vergangenheit, ihre Geschichten. Und dann kommen sie, die herausfordernden Aussagen. Ein Beispiel dafür: Mir wurde erklärt, dass der Familienvater eine sehr gute Ausbildung in Syrien absolviert hat und seine Frau als Kosmetikerin und Frisörin tätig war. Dann kam die Frage an mich: „Kannst du mir bitte eine Frisörin für mich und meine Jungs organisieren? Meine Frau darf keinem Mann die Haare schneiden.“  So eine Aussage, in der heutigen Zeit, in einem westlichen Land, an eine Frau, die versucht Gleichberechtigung zu leben - da ist zuerst ein tiefes Luftholen nötig.
Barmherzigkeit, Toleranz, den Menschen in seiner Situation sehen - ein vielleicht in der Praxis nicht immer leichtes Unterfangen. Und doch eine Herausforderung, der ich mich als Christin stellen möchte und versuche Lösungen zu finden. Und da gibt es noch die andere Seite, unsere Gesellschaft und Kultur, wo meiner Meinung nach Barmherzigkeit auf Grund des Wohlstandes verloren geht. Aber das ist eine andere Geschichte.

Anton PepelnikAnton Pepelnik
ehemaliger Gefängnis-Seelsorger:

Barmherzigkeit im Gefängnis - Gefangene besuchen
Nicht nachfragen, was sie getan haben, sondern Dasein für den Menschen in Not mit seinen Bedürfnissen, Ängsten, Sorgen. Bedenken, dass wir alle Fehler machen – manchmal kommen andere aber nicht dahinter. Den Anderen als Menschen sehen und nicht als Verbrecher. Ihm seine Menschenwürde zugestehen.
Jeder Mensch, jede Tat hat seine Geschichte. Wo haben wir als Menschen gefehlt, dass es bei anderen soweit kommen musste? Waren wir als Nächste nicht da, die hätten helfen können, damit es nicht soweit gekommen wäre? Sind wir der barmherzige Vater oder der unnachgiebige Bruder?
Jesus hat gesagt wir sollen immer wieder verzeihen, wenn wir angefragt werden (nicht bloß 7 Mal). Zum Verzeihen gehören beide Seiten, der der um das Verzeihen bittet und der der wirklich verzeiht. Helfen wir bei einem Neuanfang, oder würde wir lieber Schilder aufstellen – da wohnt ein Verbrecher?
Bedenken wir, wenn wir auf einen anderen Menschen mit dem Zeigefinger zeigen, zeigen 3 Finger auf mich selber zurück. Jesus hat sich gerade um die Außenstehenden, Außenseiter, Benachteiligten, Kranke … gekümmert.

Daniela BernhardinDaniela Bernardin, Feldkirch
seit über 10 Jahren in den verschiedensten
Bereichen der Pfarre ehrenamtlich tätig:

Barmherzigkeit heißt für mich, einem Mitmenschen etwas Gutes tun, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Wenn ich das Wort Barmherzigkeit höre, denke ich sofort an den barmherzigen Samariter und die sieben Werke der Barmherzigkeit heute. Diese sieben Werke lassen sich gut in der Krankenkommunion umsetzen, die ich seit mehr als 3 Jahren mit Freude ausübe. Bei diesen monatlichen Besuchen komme ich zu den unterschiedlichsten kranken Menschen und vermittle ihnen dadurch Du gehörst dazu – eines der Werke der Barmherzigkeit.
Die Werke Ich höre dir zu, ich rede gut über dich, ich gehe ein Stück mit dir sieht man in diesem Beispiel.
Bevor ich die Menschen besuche, rufe ich am Tag zuvor an, um sicher zu gehen, dass sie zu Hause sind. So auch bei einem Paar, das neu dazu gekommen war und sehr einsam lebte. Jedoch wusste ich nicht, dass die Telefonnummer auf der Liste die der Tochter in Wien war, zu der sie so gut wie keinen Kontakt hatten. Mein Anruf hatte die Tochter zuerst verwirrt, doch dann hatte sie mir einiges bezüglich ihrer Eltern anvertraut. Mit diesem Wissen und dem, was mir die Eltern nach und nach erzählten, ist Etwas geschehen, was mich sehr freut. Sie haben wieder zueinander gefunden, indem ich beiden Seiten zugehört und ab und zu Denkanstöße gegeben habe. Seither haben sie den Kontakt nicht mehr abreißen lassen.
Ein anderes Beispiel wie Barmherzigkeit im Alltag aussehen kann und besonders das Werk Ich besuche dich zeigt, ist: Eine ältere Dame, die ich immer wieder bei zwei verschiedenen dement kranken Menschen antraf – sie jasste mit ihnen - hat sich, nach dem einer dieser Personen verstarb, ganz davon zurückgezogen. Ich erfuhr, dass sie inzwischen selber Hilfe zu Hause braucht. Spontan bei einem meiner Besuchsnachmittage kehrte ich bei ihr zu. Als sie mich erkannte, fiel sie mir vor Freude um den Hals, sie strahlte über das ganze Gesicht. Diese - für mich kleine Geste war sie eine sehr große Wertschätzung. Sie dachte nämlich: „Mich vermisst ja eh niemand.“
Solche kleinen Gesten können sehr Großes bewirken. Können Kraft und Mut spenden, damit man mit den Gebrechen des Alltags besser zurecht kommt. Man wird aber dabei auch selber beschenkt, indem man sieht wie Wandlung geschieht durch sich Zeit nehmen für einen anfangs fremden Mitmenschen.
Für das siebte Werk "Ich bete für dich" habe ich folgendes Beispiel: Bei einer kranken Frau, die u.a. nicht mehr sprechen kann, spreche ich für sie die Gebete und halte dabei ihre Hand. Als Reaktion darauf schenkt sie mir jedesmal ein Lächeln, dass laut der Pflegerin etwas Seltenes ist. Das Geheimnis ist, die Menschen so anzunehmen wie sie sind, sie spüren lassen, dass man gerne bei ihnen ist. Solche Erlebnisse geben mir die Motivation dieses Amt weiterhin auszuüben. Auch ihr könnt barmherzig sein, indem ihr einen Mitmenschen besucht, zuhört, begleitet, gut über ihn redet, Zeit teilt, für ihn betet oder aber einfach sagt: „Du gehörst dazu.“

Gerda Wurm,
Sozialarbeitskreis der Pfarre Götzis:

12 Jahre Tischlein deck dich in Götzis
Im Jahre 2004 hat Elmar Stüttler aus Vandans den Verein gegründet. Sammeln von Lebensmitteln, die kurz vor dem Ablaufdatum sind, um sie an Bedürftige kostenlos weiterzugeben. Wir in Götzis sind seit der ersten Stunde dabei. Ich habe im Namen des Arbeitskreises für Soziales der Pfarre die Verteilung und Organisation hier vor Ort übernommen. Mir zur Seite stehen ehrenamtliche, verlässliche MitarbeiterInnen. Wir haben jeden Mittwoch von 15.30 Uhr bis 17.30 Uhr Ausgabe und benötigen ca. 12 ehrenamtliche HelferInnen. Die Zahl der Bedürftigen ist in diesem Jahr um ca. 40 Prozent gestiegen. Nur durch die Unterstützung von allen Seiten können wir helfen. Öfters erzählen uns die Klienten von den Sorgen und Nöten und wir führen mit ihnen, soweit es möglich ist, ein klärendes Gespräch.
Dank unseres verstorbenen Pfarrers Toni konnten wir den Standort im Hof vor der Pfarrkanzlei nutzen. Dieser wird sich aber mit September 2016 ändern. Die Gemeinde Götzis und Direktor Mag. Kirisits haben uns einen neuen Ausgabeplatz in der St.-Ulrich-Straße angeboten. Wir werden am 7. September das erste Mal dort sein.

Engelbert Grabherr
ist in der Caritas für die Kleidersammlung verantwortlich:

Über unsere 400 quer durch Vorarlberg verteilten Sammelcontainer erhalten wir jährlich ca. 3 Mio kg Kleider und Schuhe.  Wenn ich euch jetzt fragen würde: „Wer von euch hat schon einmal einen Kleidersack in einen von unseren Containern eingeworfen?“ würden vermutlich die meisten von euch mit JA antworten. Unsere Container sind allgemein bekannt. Was schlussendlich mit der gespendeten Kleidung geschieht bzw. was die Kleiderspende an Gutem bewirkt, ist den wenigsten bewusst. Ich möchte mit euch in den nächsten Minuten einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Jeder Container wird einmal pro Woche geleert. Die gespendete Kleidung kommt zur Gänze ins Kleidersortierwerk der Caritas in Hohenems. Täglich ca. 12t. Mit der Sortierung der Kleidung können wir  derzeit über 50 Frauen und Männer, die aus der Langzeit-arbeitslosigkeit zu uns kommen, jeweils für ein paar Monate beschäftigen. LZA heißt in V in der Regel: 1 Jahr oder länger arbeitslos, sehr oft viele erfolglose Vorstellungsgespräche hinter sich, geringes Einkommen an der Grenze zum Existenzminimum, belastende Familienverhältnisse und andere Sorgen mehr.
Eine unserer 50 MitarbeiterInnen ist Frau M. Sie ist  Mitte 50, war früher in einem Büro tätig. Seit 4 Jahren ist sie nun auf der Suche nach einem Job. Sie hat die dabei gemachten Erfahrungen aufgeschrieben und ich darf euch daraus einige Zeilen vorlesen: „Heute ist Sonntag. Ich weiß es, weil ich mir die Zeitung, die sonntags fast immer vor meiner Tür ist, gekauft habe. Sonst? Sonst wüsste ich nicht, ob es Sonntag, Montag oder ein anderer Tag ist. Ich bin arbeitslos. Das Warum ist eine zulange Geschichte. Seit 4 Jahren bin ich jetzt ohne Job und damit ohne wirkliche Perspektiven. Allein im vergangenen Jahr habe ich über 400 Bewerbungen abgeschickt. Professionelle Bewerbungen. Und bekam 2 Antworten. Negative Antworten. Aber immerhin Antworten…..“ Sie teilt ihr Schicksal mit derzeit rund 10.000 anderen arbeitslosen Menschen in Vorarlberg. Die Jüngeren, besser Ausgebildeten finden oft sehr schnell eine neue Stelle. Andere, schon etwas älter, vielleicht von der Ausbildung her nicht mehr auf dem aktuellsten Stand, gesundheitlich angeschlagen, möglicherweise mangelnde Deutschkenntnisse, tun sich oft sehr schwer, wieder  beruflich Fuß zu fassen. Hier versuchen wir mit unserem Arbeitsangebot im KSW und in den anderen 10 Carla – Betrieben zu helfen.
Die uns vom AMS anvertrauten Frauen und Männer erhalten neben befristeter Arbeit auf Wunsch auch sozialarbeiterische Unterstützung, überall wo der Schuh drückt, wo die Sorgen plagen. Zudem bieten wir Hilfestellung bei der Suche nach einem Dauerarbeitsplatz. Im Idealfall haben unsere MA am Ende wieder eine Dauerstelle in einem Betrieb in der Region gefunden und auch der belastende persönliche Rucksack, den sie oft mitbringen, ist um ein paar Probleme leichter geworden.
Mit euren Kleiderspenden helft ihr in mehrfacher Hinsicht. Zum Ersten (wie schon aufgezeigt) arbeitslosen Menschen in Vorarlberg, die in unseren Caritasbetrieben  Arbeit finden, zum Zweiten den Ärmsten der Armen in Ländern wie Äthiopien und zum Dritten unserer Umwelt, die durch die Wieder- und Weiterverwendung der entsorgten Textilien geschont wird. 50 % der gespendeten Kleider sind noch tragbar. Weitere 35 % können noch als Rohstoff gerettet werden  und kommen zum Beispiel als Dämmmaterial in der Autoindustrie und auch im Wohnbau zum Einsatz. 15 % der jährlichen Sammelmenge sind Müll.  20.000 Euro kostet uns die Entsorgung des Mülls jährlich. Geld, das eigentlich für die Finanzierung von Hilfsprojekten der Caritas vorgesehen wäre.
Im heutigen Evangelium erzählt uns Lukas, wie Jesus von den Soldaten verspottet wird…. Mit Spott und Vorurteilen müssen auch die arbeitslosen Menschen in Vorarlberg umgehen können. Den folgenden Satz habt ihr sicher schon in der einen oder anderen Form gehört: „ Alle Arbeitslosen sind faul und jemand der Arbeit will, bekommt in Vorarlberg auch Arbeit.“ Dieses schlimme Vorurteil ist in unseren Breitengraden noch ziemlich weit verbreitet. Ich arbeite seit bald 10 Jahren täglich mit langzeitarbeitslosen Menschen zusammen und habe genau die gegenteilige Erfahrung gemacht, nämlich dass die allermeisten Frauen und Männer, die zu uns kommen, froh und dankbar sind, wenn sie im Kleidersortierwerk der Caritas Arbeit finden.

Mein Name ist Andrea Erhard,
ich komme aus Bürs und bin schon seit 5,5 Jahren Sozialpatin bei der Caritas.

In meinem Leben habe ich schon viel Erfahrung mit Einsamkeit gemacht. Vielleicht ist dies auch der Ursprung für meine Bereitschaft anderen zu helfen. Diese Bereitschaft zu helfen zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Auch durch die Begleitung meiner 4 Erwachsenen Kinder und meinem Pflegekind wurde ich bestätigt in meiner Gabe mit Menschen umzugehen. Ich könnte viel Heiteres und auch Trauriges erzählen, ich habe viel Ablehnung aber auch viel Anteilnahme durch mein Helfen in verschiedenen Bereichen erfahren dürfen.
In unsere Beziehungen mit Mitmenschen ist Austausch – zuhören – abgrenzen und nicht aufgeben sehr wichtig. Das erfahre ich auch als Sozialpatin immer wieder.  Diese Einsätze können sehr herausfordernd, aufregend und wir kommen oft an unsere Grenzen.
Wichtig in meinem Dienst sind das Vertrauen und die Ehrlichkeit. Es wird viel von Randgruppen gesprochen. Durch das kennenlernen von unterschiedlichsten Menschen und Situationen hat sich mein Bild vom Nächsten gewandelt. Durch meine Zeit die ich anderen schenke, wird für mich die „Eile der Zeit“ unterbrochen. Es braucht gegenseitige Geduld, aber auch Klarheit. Wenn ich ganz bei mir bin, und mir über meine Gefühle klar bin, spüre ich was dem Nächsten gut tut, oder was er braucht. Und so laufe ich nicht Gefahr über den anderen bestimmen zu wollen.
Beispiel einer Flüchtlingsfamilie - Menal: „Durch ihre Flucht aus dem eigenen Land, aus dem geregeltem Leben, das Verlassen der Familie und vieler Freunde – mit einem kleinen Kind – steht sie vor vielen Problemen – finanziell und familiär.“
Als Sozialpatin kann ich Hoffnung wecken, dass auf unserem gemeinsamen Weg ein zur Ruhe kommen, ein Ankommen und ein wertschätzender Umgang im Miteinander gelebt wird. Wichtig ist mir zu vermitteln das sie mit Hilfe wieder nach vorne schauen kann und dann gestärkt ihren eigenen Weg gehen kann.
In unserem Dienst als Gebende ist es wichtig gut auf sich selbst zu achten. Dadurch können wir die Gabe des herzlichen Tuns auch als Geschenk sehen und so Freude und Friede vermitteln. Durch Menal erfahre ich viel Dankbarkeit. Das gibt mir auch Kraft und Motivation. Der Glaube trägt mich in meinem Leben und lässt mich vertrauensvoll in die Zukunft blicken. Denn trotz Trauer, Krankheit und Sorgen gibt es einen „Grund“ der uns trägt. Aufbauend auf diesen Grund können auch wir die schwierigen Situationen in unserem Leben bewältigen/annehmen – und vielleicht dankbar  darauf schauen. Ich mache diesen Dienst sehr gerne und habe trotz schwierigen Fällen noch nie daran gedacht aufzuhören, weil es für mich ein ganz wichtiger Dienst ist.

Oskar SummerOskar Summer
arbeitet mit bei „Stern der Hoffnung, Österreich, Aidshilfe international“

Ich lernte vor gut 10 Jahren bei einer Veranstaltung der Wiener Theologischen Kurse Herrn Prof. DDr. Peter Eicher aus der Schweiz kennen und erfuhr erstmals vom „Stern der Hoffnung, Aidshilfe international“, den seine Frau Lisette  1989 gründete. Später lernte ich im Wallis bei einer Kursausbildung im Montanum bei Sierre auch Frau Lisette Eicher persönlich kennen und erfuhr Näheres von ihrer Arbeit im „Stern der Hoffnung“ für die Aidskranken in Brasilien. 
Es war für mich sehr berührend, von den Dimensionen menschlichen Leids in den Favelas von Sao Paulo zu erfahren. Gleichzeitig wuchs aber auch die Überzeugung, dass diese Schicksale veränderbar sind, dass ich von hier aus mit beitragen kann, damit sich diese unsägliche Not und das traurige Leben der Menschen ändern können. So gründeten wir 2010 in Nenzing den eingetragenen Verein „Stern der Hoffnung, Österreich, Aidshilfe international“ und setzten uns zum Ziel, den „Stern der Hoffnung Deutschland und Schweiz“ finanziell zu stärken. Wir erreichten die Aufnahme unseres Vereins in den begünstigten Empfängerkreis der mildtätigen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe – Einrichtungen. Damit wurden die Spenden steuerlich abzugsfähig.
Inzwischen haben wir mehr als 200 Spenderinnen und Spender, die uns unterstützen. Es entsteht für uns auch eine gewisse Beziehung zu den Spendenempfängern. Das Ehepaar Eicher kommt jedes Jahr zu einem Besuch in unsere Pfarre. Sie berichten sehr authentisch und beeindruckend von den Zuständen, Veränderungen und Erfolgen durch die Arbeit im „Stern der Hoffnung“. Wir erfahren von Lebensgeschichten, die sich zum Besseren wenden, sehen in Bildern, wie sich v. a. Kinder und auch Erwachsene aus Elend und Not befreien und sich zu einem Leben mit Zukunftsperspektiven zu verändern vermögen. Dabei sind wir immer wieder beeindruckt von der hohen Professionalität der Hilfeleistung und der lückenlose Dokumentation der Verwendung unserer Spendengelder. Der Erfolg unserer Arbeit motiviert uns im Vereinsvorstand für die Arbeit im Dienst an den Ärmsten. Wir sehen und erleben, dass unser barmherziges Handeln, wenn es auch nur durch unsere finanzielle Hilfe entsteht, Früchte trägt und sich segensreich für Menschen auswirkt, die alleine nie aus Ihrer Not finden könnten.
Lassen Sie mich noch einen bibelbezogenen Gedanken ansprechen: Im 11. Kapitel des ersten Briefes des Apostel Paulus an die Gemeinde von Korinth hält er seinen Gläubigen in gewissem Sinne einen Spiegel vor. Er ermahnt sehr bestimmt die Reichen in der Gemeinde von Korinth an ihre Rücksichtslosigkeit und ihre mangelnde Solidarität, wenn sie zuerst nur an sich selber denken. Wer die Armen demütigt und geringschätzend behandelt, versündigt sich am Herrn selber, denn gerade für sie – seine Schwestern und Brüder, für die er ein besonderes Herz hatte – und auch für alle Menschen ist er gestorben. Man kann eigentlich nicht die Solidarität Jesu mit den Menschen feiern und dabei unsolidarisch handeln. Das wäre in sich widersinnig, eine Beleidigung unseres Herrn selbst. Wie nahe erkennen wir in den Reichen von Korinth uns selber? Geben wir den Armen – Jesus selbst – den nötigen Respekt?
Sehen wir unsere Schwestern und Brüder in der Dritten Welt Eucharistie feiern? Sie tun es in tiefer Armut und wir tun es in unserem Wohlstand. Essen wir aus der Sicht vor diesem realen Hintergrund würdig? Zu wie viel Solidarität lassen wir uns bewegen? Nur zu Worten, einem, zwei oder gar fünf Euro als unser Solidaritätsopfer ins Körbchen? Bedenken wir wirklich genug was wir feiern? Ist uns der Gemeinschaftscharakter der Eucharistie bewusst? Jesu Mahlfeier ist eine gemeinschaftsstiftende Feier. Jesus, wie er gelebt und an den Menschen gehandelt hat, wird in den Zeichen von Wein und Brot gegenwärtig. Die Mahlfeier, unsere Eucharistie, ist Zeichen seiner Liebe zu uns Menschen. Jeder Christ trägt Mitverantwortung für die Feier und für das, wie wir nach der Feier ins Leben hinein wirken sollen. Für den, der es wirklich ernst meint, ist es nicht „ungefährlich“ bei der Mahlfeier dabei zu sein und mitzumachen.
Das Jahr der Barmherzigkeit kann wohl nicht beendet sein, wenn Papst Franziskus die Porta Sancta, die Heilige Pforte, in Rom schließt. Vergessen wir nicht: Wahre Barmherzigkeit üben heißt: Gutes tun - Einander wohl wollen - Solidarität in die Tat umsetzen. Ich denke, dies sind bleibende Verpflichtungen, um unsere Glaubwürdigkeit als Christen zu beweisen.