Von Matthias Nägele

Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht über den Begriff „Heilige Familie“? Eine eigenartige Spannung liegt für mich darin, wenn ich die Situation von Familien in den Blick nehme. Viele Menschen haben eine Familie erlebt, aber immer weniger Menschen leben in einer Familie. Oder bezieht sich das Verständnis von „Familie“ nur auf die „heile“ Familienidylle mit Vater, Mutter und Kinder? Und wie ist es um das Verständnis und die Akzeptanz von Familien mit Kindern in unserer Gesellschaft und Kirche bestellt?

 
Familie ist Beziehung

Mann und Frau, Eltern und Kinder stehen in Beziehung miteinander und sind auf das gegenseitige Vertrauen angewiesen. Wer den Alltag von Familien kennt, weiß zu schätzen, was von Frauen, Männern und Kindern gemeinsam gelebt und durchlitten wird. Freuden und Leiden werden geteilt, Spannungen ausgehalten und Krisen gemeistert. Der Stress eines Familienalltags lässt Eltern und Kinder wachsen und miteinander reifen. Wir können uns gegenseitig stärken und ergänzen, wenn wir die Alltagsaufgaben im gegenseitigen Einvernehmen je neu verteilen. Das fordert von allen Einfühlungsvermögen, Kompromissbereitschaft, Anerkennung der Interessen des anderen und gegenseitige Liebe.

 
Einander in der Familie tragen

Wenn unsere Kleinen nicht schlafen können, wenn ein Weg für sie zu weit und zu lange wird, dann tragen wir Eltern unsere (Klein-)Kinder. Das Getragenwerden tut in solchen Situationen gut, nicht nur, weil es schwer war, sondern weil es ein Zeichen der Liebe ist: in der Familie stützen und tragen wir uns gegenseitig.
In vielen Gemeinden ist es üblich, am Fest der Heiligen Familie die Kinder, ja auch die Familie in besonderer Weise zu segnen. Ebenso sinnvoll ist es, wenn Eltern die Kinder in ihrer Familie immer wieder segnen. Dies kann beim abendlichen Ritual geschehen oder morgens, wenn die Kinder das Haus verlassen und sie ein Kreuz auf die Stirn oder in die Hand zeichnen. Oder nehmen sie ihre Kinder einfach in die Arme, machen sie mit ihnen das „kleine Kreuzzeichen“ und sprechen dazu „Ich denke an dich (Stirn), ich erzähle von dir (Mund), ich spüre, du bist bei mir (Herz)“. Damit legen sie sich vertrauensvoll in die Hände Gottes und sprechen die Hilfe und den Schutz Gottes zu.

 
Impulstext zur Meditation

Ich bin da

In der Routine eures Alltags
und in die Kräfte, die ihr für ihn braucht,
lege ich mein Versprechen: ICH BIN DA!

In eure Bemühungen, miteinander zu leben
und in die Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben,
lege ich mein Versprechen: ICH BIN DA!

In die große Zahl eurer Fähigkeiten
und in die Grenzen eurer Begabungen
lege ich mein Versprechen: ICH BIN DA!

In die Augenblicke, die euch erfüllen
und in die Zeiten, in denen ihr euch aus dem Weg geht
lege ich mein Versprechen: ICH BIN DA!

In eure Sehnsucht und in eure Wünsche in eure Liebe
und auf euren gemeinsamen Weg
lege ich mein Versprechen: ICH BIN DA!

JA, ICH BIN DA!

Hanns Sauter

 

Hier finden Sie die liturgischen Texte für die Gottesdienste am Fest der Hl. Familie (Lesejahr A).