Bericht einer Pilgerwanderung auf dem österreichischen Jakobsweg von Hainburg nach Salzburg, organisiert von den Vorarlberger Pilgerbegleitern Waltraud und Frank Wehinger.

Gerne veröffentlichen wir den Bericht einer Pilgerin aus Tirol über eine Pilgerwanderung, die von Frank und Waltraud Wehinger, PilgerbegleiterInnen aus Dornbirn, organisiert und begleitet wurde. Innerhalb von 5 Jahren (jedes Jahr eine Woche) möchte die Gruppe den gesamten Österreichischen Jakobsweg von Hainburg bis Rankweil erwandern.

Spanien hat ihn, Frankreich, die Schweiz, auch Österreich hat ihn: Den Jakobsweg!

Spanien, Frankreich waren uns zu „entlegen“, die Schweiz war uns zu teuer, also blieb uns der österreichische Jakobsweg, der Pilgerweg fast von der Haustür weg!
Voran ein Dank an unsere Pilgerbegleiter Waltraud und Frank Wehinger aus Dornbirn. Sie haben durch ihre umsichtige Vorbereitung den perfekten Ablauf organisiert  und unsere Gruppe wertvolle Wochen  erleben lassen.
Wir, das sind 16 Pilgerinnen und Pilger, zehn aus Vorarlberg, sechs aus Tirol, inzwischen verbunden in herzlicher Freundschaft.

Im August 2011, in der heißesten Woche des Sommers, starteten wir in Hainburg unser Vorhaben und marschierten bis Melk. Im Mai 2012 setzten wir unseren Weg  fort, es war die Zeit der Eismänner, und gelangten nach Linz mit Abschluss am Pöstlingberg.
Heuer, am 4. Mai, rüsteten wir zur dritten Etappe Jakobsweg durch Österreich, von Linz nach Salzburg, Maria Plain. Nicht nur der Schirmherr Jakobus war unser gut gesinnter Begleiter, auch sein Kollege,  Wetterherr Petrus, bedachte uns diesmal weder mit Hitze noch mit Frost, den einzigen Regentag zu erleben, war eine besondere Erfahrung.

Als wir uns am Samstag, 11. Mai, trennten, waren wir uns einig: Diese Woche hat uns bereichert! Und was ist es?

Die Gemeinschaft!
Es treffen sich Menschen mit einem  gemeinsamen Plan, ohne ehrgeizige Ziele, ohne Konkurrenzdenken, einfach Menschen mit dem Vorsatz: Mit dir will ich gehen, du bist neben mir, auch mit dem Vertrauen: Du fängst mich auf, sollte ich fallen.  Ich stelle keine Ansprüche, du forderst nichts von mir, ich freue mich mit dir, ein großzügiges Wohlwollen allen gegenüber, ohne auszugrenzen und  abzusondern, ein Wohlwollen, das in unserem  Alltag  leider nicht selbstverständlich anzutreffen ist.

Das Gehen!  
„Pilgern ist Beten mit den Füßen“, nie fiel das Wort Wallfahrt. Wir haben keine Rosenkranzperlen strapaziert,  Worte waren nicht nötig, ich setze einen Fuß vor den andern und bin getragen von der Erde, vom Rasen, vom Asphalt, vom Kies, vom moosigen Waldboden, fühle mich eins mit der Schöpfung, von ihr kommt die Kraft. Wird doch unser Erdendasein  oft als Lebensweg bezeichnet, also ist unser ganzes Leben ein Gehen und meine Schritte symbolhaft für ein stetiges Voranschreiten zum endgültigen Ziel.

Die Stille!
Jedem Tag setzte Waltraud einen Impuls voran,  „Stille ist die Kunst unserer Zeit“. Mit dem Gedanken für den Tag wanderten wir in Stille weiter. Gedanken kommen, du lässt sie zu, ohne Rechenschaft ablegen zu müssen, hörst nur mehr die Schritte neben dir, umso eindringlicher die Stimmen aus der Natur. Die Stille birgt heilsame Kräfte, das war zu erfahren. Wir haben sie mit allgemeiner Zustimmung sehr ausgedehnt.  Für Vorbeikommende vielleicht ein witziger  Anblick: eine beachtliche Menschengruppe im Schweigemarsch!

Einen  wesentlichen  Anteil an der Begeisterung für den österreichischen Jakobsweg hatte auch die wunderschöne Landschaft Oberösterreichs und des Salzkammerguts.  Die goldenen Rapsfelder, die Vielfalt an Blüten auf Wiesen und Bäumen, die schmucken Häuschen und fürstlichen Bauerngehöfte, die endlose, großzügige Weite der Landschaft haben uns „Bergziegen“ schwer beeindruckt. Mit dem Auto, mit der Bahn haben wir diese Länder schon öfters gestreift, aber den Fußabdruck direkt zu hinterlassen, schafft Verbundenheit  und Staunen. Natürlich hat uns Frank  auch an die baulichen Sehenswürdigkeiten, mit denen er sich vorher schon vertraut gemacht hatte, herangeführt, wir haben so manche Kostbarkeit bewundert.

Nicht zuletzt waren es auch die Menschen, die uns in netter Erinnerung bleiben, manchmal sogar vorbildhaft gewirkt haben. Der Bauer, der uns ein gutes Stück nachlief, um sich zu vergewissern, ob wir des Weges sicher seien, die Priester, die uns in Dörnbach und Maria Plain bei der Messfeier miteinschlossen, den Reisesegen sprachen, die Menschen im Pfarrgarten Hörsching, die uns mit Liedern und freundlichem Winken  verabschiedeten, die Wirtsleute, die uns verschwitzten, verschmutzten Gestalten ihre Türen öffneten und uns wieder auf Vordermann brachten,  ja, die  uns verwöhnten, die Menschen an den Wegen, die an unserer Herkunft und unserem Vorhaben interessiert waren!

Urlaub, Auftanken, Sport, vielleicht auch Exerzitien! Das alles und noch viel mehr ist Jakobsweg in Österreich!
Wir wollen den Weg fortsetzen, so Gott will, und alle zehn Vorarlberger und sechs Tiroler es schaffen, nächstes Jahr  noch eine  Pilgerwoche von Salzburg nach Tirol und dann im Jahre 2015 unser Ziel, Rankweil, erreichen.

Agnes Schmid
6521 Fliess 52, Tirol