Der zweite Wegimpuls erinnert uns an unsere Wurzeln, an das Judentum und an die Schätze, die uns miteinander verbinden. Wir lassen uns auf die Andersartigkeit wertschätzend ein und überwinden Barrieren.

 

aus dem Konzilstext "Nostra aetate" (4.2):

So anerkennt die Kirche Christi, dass nach dem Heilsgeheimnis Gottes die Anfänge ihres Glaubens und ihrer Erwählung sich schon bei den Patriarchen, bei Moses und den Propheten finden. Sie bekennt, dass alle Christgläubigen als Söhne (und Töchter) Abrahams dem Glauben nach in der Berufung dieses Patriarchen eingeschlossen sind und dass in dem Auszug des erwählten Volkes aus dem Lande der Knechtschaft das Heil der Kirche geheimnisvoll vorgebildet ist.

Deshalb kann die Kirche auch nicht vergessen, dass sie durch jenes Volk mit dem Gott aus unsagbarem Erbarmen den Alten Bund geschlossen hat, die Offenbarung des Alten Testamentes empfing und genährt wird von der Wurzel des guten Ölbaums, in den die Heiden als wilde Schösslinge eingepfropft sind. Denn die Kirche glaubt, dass Christus, unser Friede, Juden und Heiden durch das Kreuz versöhnt und beide in sich vereinigt hat.


Persönliche Aktualisierung
von Annemarie Spirk

Meine Begegnung mit dem Judentum erfolgte unter anderem durch die von Martin Buber gesammelten „Erzählungen der Chassidim“. In den chassidischen Erzählungen begegnet uns eine Weltfrömmigkeit, die, wie Buber sagt, „das Jenseits ins Diesseits herüber nimmt“. Daher sei das Leben, das der Chassidismus lehrt, „Freude in Gott“. Ausgedrückt ist diese Freude an der Gegenwart Gottes im Hier und Jetzt in unnachahmlicher Weise in dem Lied des Rabbi von Berditschew: „Wo ich gehe – du! / Wo ich stehe – du! / Nur du, wieder du, immer du! / Du, du, du!“ Der Poet dieser versunkenen Welt des Ostjudentums ist Isaak Bashevis Singer. Durch die Lektüre seiner Romane und Erzählungen zeigte sich mir, wie sehr die Religion und das Alltagsleben der Menschen eine Einheit bildeten. Seine Schriften waren auch eine faszinierende Möglichkeit, mir ein Grundwissen über die jüdische Religion anzueignen.

Symbol: Der Davidstern

Der Davidstern setzt sich aus zwei ineinander verflochtenen Dreiecken zusammen. Eines zeigt mit der Spitze nach unten, das andere nach oben. Es bedeutet, dass Jahwe sich den Menschen zuwendet und die Menschen die Begegnung mit Jahwe, ihrem Schöpfer und ihrem Bundesgott suchen.

Manche sehen darin auch das hebräische Daleth (D), das die Initiale des Namens David darstellt. Mit David verbinden jüdische Menschen das messianische Friedensreich.