Schulgottesdienste stehen vielerorts als gemeinsame Feier am Anfang und Ende des Schuljahres. Die steigende Zahl von nicht-katholischen Schüler/innen stellt das „gemeinsam“ jedoch in Frage. So wird nach neuen Formen gesucht.

Patricia Begle

Montag Morgen, acht Uhr. Die Schüler/innen der Mittelschule Klaus/Weiler/Fraxern strömen in die Aula. Die Wände dort sind mit Tüchern geschmückt, eines ist über die Bühne gespannt. Es ist anders heute. Ivo Walser, der Direktor der Schule, begrüßt Schüler/innen, Lehrpersonen und Eltern. Alle sind hier, um gemeinsam zu beginnen.

Zeitgemäße Form. Vor zwei Jahren hat sich die Schule für eine Form der Eröffnung entschieden, bei der alle teilnehmen können. Der Anstoß dafür kam von jenen beiden Frauen, die für die Gestaltung des Gottesdienstes zuständig waren, die Religionslehrerin Bianca Jäger-Schnetzer und die Musiklehrerin Elisabeth Thurnher. „Beim Gottesdienst kam ich mir vor wie eine Alleinunterhalterin“, erinnert sich Jäger-Schnetzer. „Die Eltern und Schüler/innen haben kaum mitgesungen, die Feier war nicht mehr stimmig. Das Skurrilste aber war, dass draußen die türkischen Mütter mit ihren Kindern gewartet haben. Ich hab gewusst: Das mag ich nicht mehr machen.“ Bei der Schulleitung stießen die beiden engagierten Lehrerinnen auf offene Ohren. Eine neue Form für die Eröffnungsfeier am Beginn und die Abschlussbesinnung am Ende des Schulsjahres wurde entworfen. Die Elemente sind einfach, zum Teil auch ganz persönlich. Eine Kerze wird angezündet, Musikstücke gespielt, Gedanken und Geschichten gelesen, Wünsche formuliert. Alle können sich einbringen.

Spiritueller Charakter. Die Feier in Klaus hat keinen konfessionellen Charakter, aber eine „spirituelle Stimmung“. So auch in der VS Götzis Markt. Hier gibt es keinen Raum, der groß genug für alle wäre, so wird am Montag improvisiert und die Eröffnungsfeier aufgrund des Regens ins Stiegenhaus verlegt. Was es an der Musikvolksschule aber gibt, ist eine lebendige Singtradition. „Unser Kreis, der sei offen, aber ungebrochen, lass den Frieden der Erde in unseren Herzen sein, fröhlich kommt und fröhlich geht - freut euch aufs Wiedersehen“, schallt es durchs Schulhaus. Dieses Lied wird speziell für die Erstklässler gesungen, die dabei auch in die Mitte des großen Kreises genommen werden. Ein warmherziges und lebendiges Willkommensritual.

Alle sind dabei. Schon seit einigen Jahren gibt es in der MVS Götzis Markt diese Form der Eröffnungsfeier. Für katholische Schüler/innen bleiben andere Zeiten, um den Schulanfang bzw. das Schulende zu feiern, der Segnungsgottesdienst am Sonntag vor Schulbeginn sowie der abendliche Dankgottesdienst in der letzten Schulwoche. Die positive Resonanz seitens der Schüler/innen, Eltern und Lehrpersonen hat die Verantwortlichen bestärkt. „Als ein Mädchen sich darüber gefreut hat, dass sie doch dazugehört, wurde mir bewusst, dass wir in den Vorjahren etwas versäumt haben“, erzählt der Schuldirektor der MS Klaus/Weiler/Fraxern.

Unterstützung. Seit einem Jahr widmet sich auch das Schulamt diesem Thema. Das Anliegen wurde von Direktor/innen an die Fachinspektorinnen Annamaria Ferchl-Blum und Maria Lang herangetragen. Ein erster Schritt in der Entwicklung neuer Formen war das Erstellen einer Broschüre. Sie stellt grundlegende Fragen, beschreibt mögliche Formen und gibt Erfahrungen anderer wieder. „Gerade in den Tagen der großen Flüchtlingsströme freut es mich besonders, dass schon etliche Schulen sich um eine Feierkultur bemühen, die alle Schüler/innen einbindet und willkommen heißt. Das stärkt die Schulgemeinschaft und ist ein Beitrag zu Dialog und friedlichem Miteinander“, erklärt Ferchl-Blum.


Fachliche Unterstützung

Interessierte Schulen können sich an die Fachinspektorinnen für Religion wenden oder gemeinsam mit dem Institut für Religionspädagogische Bildung (IRPB) eine Schulinterne Fortbildung (SCHILF) zum Thema organisieren.
Außerdem bietet das IRPB am 20. Jänner 2016 von 15 bis 18 Uhr im Pfarrzentrum Altenstadt eine Fortbildung zum Thema „Gemeinsam feiern“ an. Literatur zum Thema sowie die Broschüre „Gemeinsam feiern“ gibt es an der Diözesanen Medienstelle. Die Broschüre zum Download finden Sie hier.