November 1942: Der letzte Heimatbesuch Carl Lamperts in Vorarlberg. Aufgezeichnet von P. Gaudentius Walser aufgrund von Zeitzeugen-Befragungen, die er nach dem zweiten Weltkrieg führte.

In Dornbirn - der Liebe seines Priesterherzens (1918-1930) - starb im November 1942 die Haushälterin Lamperts, Maria Kleinbrod. Lampert wurde telegraphisch benachrichtigt. Weihbischof Tschann und Dekan Msgr. Dietrich, Stadtpfarrer von Dornbirn, erwirkten für ihn die Erlaubnis, von Stettin nach Dornbirn zu fahren, um das Begräbnis zu halten.

Letzte Heimreise
Mit großer Freude, auch mit dunklen Ahnungen, trat Lampert diese letzte Reise in die Heimat an. In Dornbirn angekommen, empfingen ihn Dekan Dietrich und sein Bruder Julius am Bahnhof. Im Pfarrhof erwarteten Dr. Lampert die Kapläne Anton Nenning, Josef Ritter, Emmanuel Treitner, Dr. Alfons Mayer, der Pfarrer von Oberdorf, Emmanuel Thurnher, und P. Casimir Marte O.Cap.

Priestertreffen in Feldkirch
Zum Begräbnis kamen sehr viele Leute. Es hatte sich herumgesprochen: Dr. Carl Lampert kommt! Sein Bruder Julius bezeugte später: „Carl war tief gerührt und ergriffen, konnte die Tränen kaum zurückhalten.“
Am Begräbnistag abends fuhr er mit dem Zug allein nach Feldkirch. Am Bahnhof erwartete ihn sein Bruder Julius und begleitete ihn in das Kapuzinerkloster, eingeladen von P. Guardian Dr. Athanasius Erader. Dort erwarteten ihn Weihbischof Franziskus Tschann, Dekan und Stadtpfarrer Karl v. Ganahl, Dr. Prof. Johann Sähly, die Kapläne Franz Maurer und Raimund Zaggl und Pfarrer Oskar Schuchter aus Göfis. Das brüderliche Beisammensein dauerte bis 2 Uhr früh.
Tags zuvor bestellte mich Pfarrer Schuchter zum Ministrieren um 6 Uhr früh in die Pfarrkirche Göfis: Dr. Lampert hält die hl. Messe.

Letzte Messe in Vorarlberg
Julius Lampert und Pfarrer Schuchter begleiteten Carl Lampert nach 2 Uhr nachts über die Felsenau zum Elternhaus (Unterdorf 22 in Göfis). Um 6 Uhr dann die hl. Messe in der Pfarrkirche zum hl. Luzius. Ich war tief berührt: immer wieder kamen Carl Lampert die Tränen. Beim Schluß-Segen versagte ihm die Stimme, er sprach geschüttelt von Schmerz. Er wusste, es ist die letzte Eucharistiefeier in seiner Heimatkirche. Auch Pfarrer Schuchter weinte und wohl alle, die der hl.Messe beiwohnten.

Abschied von Göfis
Zum Abschied in der Sakristei dankte er mir herzlich für den Altardienst. Seine letzten Worte: „Bleib recht brav! Wenn es Gottes Wille ist, dann werde ein guter Priester!“ Diese Worte habe ich nie vergessen und weckten in mir immer mehr den Wunsch, Priester zu werden. Pfarrer Oskar Schuchter, Kaplan Fridolin Rützler und sein Bruder Julius Lampert begleiteten den Provikar zum Bahnhof Feldkirch, Julius bis Bregenz.

Wieder im Exil
Julius, der Bruder unseres Provikars, der ihn ein Dutzend Mal in den Gestapogefängnissen in Stettin und Torgau besucht hat - in den KZs Dachau und Buchenwald war ein Besuch ausgeschlossen - bezeugte, dass Carl Lampert alle Jahre seiner Inhaftierung schmerzvoll an Heimweh gelitten hat. Nur der Glaube und die Hoffnung auf die ewige Heimat in der Gemeinschaft der Heiligen schenkten ihm Trost und Beharrlichkeit.