Gedenken begehen kann man in Bregenz, wo Straßennamen und Gedenktafeln von der nationalsozialistischen Unmenschlichkeit erzählen. Ein Stadtplan weist den Weg, für Gruppen können Führungen gebucht werden.
Gedenken begehen
Im Stadtgebiet von Bregenz erinnern eine Reihe von 'Gedächtnisorten' (Pierre Nora), wie Gedenktafeln, Straßenbezeichnungen etc., an jene Frauen und Männer, die in den dunklen Jahren der faschistischen Gewaltherrschaft auf ihre ganz persönliche Art und Weise Zeichen im Sinne des Geistes der Bergpredigt gesetzt haben. Der Gedenkweg, von der katholischen Ökumenekommission als Projekt im Rahmen des Bodenseekirchentags initiiert und gemeinsam mit der Stadt Bregenz realisiert, beruht auf diesen 'Gedächtnisorten', die intensive Bezugspunkte für die Identität einer Stadt oder Region darstellen. Ein Gemeinwesen formuliert über solche 'Zeichensetzungen' sein Selbstverständnis, zeigt, wie es Vergangenheit interpretiert und Geschichte an nachkommende Generationen weitergeben will.
Nach Hugo Lunardon, Karoline Redler, Anton Renz, Samuel Spindler, Maria Stromberger, Ernst Volkmann sind Straßen benannt worden, das Gestapo-Hauptquartier in der Römerstraße und das Gefangenenhaus in der Bregenzer Oberstadt sind besonders gekennzeichnet worden.
Entstehung
Anlass zur Errichtung dieses Gedenkweges war der Bodenseekirchentag 2002 (20. bis 23.06.) in Bregenz. Christinnen und Christen der verschiedensten Konfessionen aus dem ganzen Bodenseeraum kamen zusammen. Der Bodenseekirchentag steht traditionellerweise unter einem biblischen Leitspruch. In Bregenz 2002 war es Mt 5,9, jene Stelle der Bergpredigt, wo es heißt: "Wohl denen, die keine Gewalt anwenden, denn ihnen wird die Erde gehören."
"Dieser Gedenkweg lädt ein, uns zu erinnern und uns gegenseitig zu ermutigen.
Wir gehen den Weg der Erinnerung, wir gehen ihn, im Gedenken an Menschen, die hier in Bregenz gelebt haben und Opfer des NS-Regimes geworden sind. Und wir sagen klar und bewußt 'Nein' zu allen Entwicklungen, die die Würde des Menschen missachten oder irgend einem Menschen das Recht auf Leben absprechen. Wir gehen den Weg aber auch mit dem entschlossenen Vorsatz für die Zukunft: Wir wollen 'JA' sagen zur Gewaltlosigkeit in allen Bereichen des Lebens. Die Gewaltlosen preist Jesus selig und verheißt: '...ihnen wird die Erde gehören', ihnen wird die Zukunft gehören." (aus dem Geleitwort von Pfarrer Wolfgang Olschbaur und Pfarrer Anton Bereuter, Broschüre zum Gedenkweg Bregenz)
"Lernorte der Menschlichkeit"
Für ein befreites Leben in der Gegenwart, das mehr sein will als die Wiederholung der Geschichte, ist ein angemessenes Verständnis der Vergangenheit unerlässlich. Die alltäglichen Orte des Gedenkwegs können mit ihren Geschichten, die sie erzählen, zu Lernorten für mehr Menschlichkeit in der Gegenwart werden.
Das Katholische Bildungswerk Vorarlberg vermittelt Führungen für Schulklassen und interessierte Gruppen durch den Bregenzer Gedenkweg: Elisabeth Schneider
Nähere Informationen zu den Persönlichkeiten und Orten des Bregenzer Gedenkweges finden Sie hier:
- Broschüre Gedenkweg Bregenz
- Broschüre Bregenzer im Widerstand
- Broschüre Samuel Spindler
- Broschüre Karoline Redler
- Broschüre Maria Stromberger
- Broschüre Ernst Volkmann
Die downloadbaren Broschüren sind Ergebnis der Auseinandersetzung mit den einzelnen Persönlichkeiten. Jährlich erinnert die Gedenkgruppe Bregenz von Pax Christi Vorarlberg in einer Ökumenischen Gedenkfeier in der Seekapelle an ein Opfer der NS-Diktatur (Gedenkgruppe Bregenz).