Schließen sich Marktwirtschaft und Gerechtigkeit aus? Wäre eine Gesellschaft, in der die Frauen das Steuer übernehmen, eine bessere und wie können wir von einem gerechten Gott sprechen, wenn Hunger und Luxus koexistieren? Das dritte Ethik Forum Vorarlberg spürt am Freitag, dem 25. November, im Bregenzer Theater Kosmos genau diesen Fragen in Vorträgen, Diskussionen und Workshops nach.

Bregenz (PDF) Der Markt braucht Freiheit und er spielt nach seinen eigenen Regeln. Spielen wir nicht mit, dann sind Wirtschaftskrise, Preisverfall und Ruin die Folgen. So meinen die einen. Turbokapitalismus, Gefahr im Verzug, die Schwachen bleiben auf der Strecke, meinen die anderen. Und wo bleibt da die Gerechtigkeit?

 

Gehen wir den Fragen auf den Grund

„Was ist gerecht?“, eine schwierige Frage, die im Zentrum des dritten Ethik Forums Vorarlberg steht.
„Das Ethik Forum hat sich als Plattform kirchlicher und nichtkirchlicher Organisationen zum Ziel gesetzt, den ethischen Diskurs zu aktuellen Themen in Vorarlberg zu fördern. Das heurige, dritte Ethik Forum Vorarlberg unternimmt den Versuch, die große Frage nach der Gerechtigkeit auf vier einfache Themen herunterzubrechen, die vielen Menschen in Vorarlberg ein Anliegen sind: Gerechtigkeit und Wirtschaft, Gerechtigkeit und Staat/Politik, Gerechtigkeit und Geschlecht sowie soziale Gerechtigkeit und christlicher Handlungsauftrag.
Das Ethik Forum möchte alle interessierten VorarlbergerInnen einladen, diesen Themen anhand von Beispielen auf den Grund zu gehen und gemeinsam mögliche Lösungsansätze zu entwerfen, wie wir zu mehr Gerechtigkeit und Fairness gelangen können“, so Michael Willam, Ethik Center der Katholischen Kirche Vorarlberg. 

 

Frauen ans Steuer

Was gerecht ist und was nicht, darauf gibt es kaum eine definitive, unumstößliche Antwort. Vielmehr nähert man sich im Rahmen des Ethik Forums auf verschiedenen Wegen den Möglichkeiten einer Antwort an.
PD. DR. Ulrich Thielemann zum Beispiel schlägt den Weg der Wirtschaftsethik ein, M.A. phil. Marit Rullmann wiederum stellt die These auf, dass Frauen in Politik und Wirtschaft die Gesellschaft gerechter machen würden: „Eine neue, gerechtere Gesellschaft zu denken heißt, sie vermehrt der Führung von Frauen anzuvertrauen, weil diese eben oft anders denken und handeln.“ Gerechtigkeit also eine Frage des Geschlechts, des weiblichen Denkens?
Die Wohlstandsschere öffnet dann wiederum die Bregenzer Landesvolksanwältin Mag. Gabriele Strele. Korruptionsskandale, Betrug, Lobbyingaffären, all das trägt nicht dazu bei, dass sich das Vertrauensverhältnis von Staat und BürgerInnen intensiviert. Im Gegenteil, immer mehr Menschen fühlen sich betrogen und ausgenutzt, während immer weniger von dieser Situation zu profitieren scheinen. Ist das der Zukunftsentwurf einer gerechten Gesellschaft? Brauchen wir eine neue, eine basisorientiertere Demokratie?

Wo ist der gerechte Gott?

Und schließlich wird auch Gott unter die Lupe genommen. Man spricht von ihm als dem gerechten Gott. Ist es aber nicht so, dass Gottes Gerechtigkeit immer ins Jenseits, ins „Gerechte Reich Gottes“ verschoben wird? Ist das Warten auf dieses ferne Reich nicht etwas zu viel verlangt, wenn Hunger und Elend das Leben bestimmen? Was Gerechtigkeit im theologischen Sinn bedeutet und wie wir diese Gerechtigkeit in unserer heutigen Welt erkennen und auch fördern  können, damit beschäftigt sich schließlich Em. Univ. Prof. Dr. Dietmar Mieth.

Gerechtigkeit ist ein vielschichtiger Betriff. Wenngleich viele Menschen einen intuitiven Zugang zum Thema Gerechtigkeit und Fairness haben, so ist sie eines der wohl am schwersten erfahr- und messbaren Phänomene unserer Gesellschaft. Das Ethik Forum Vorarlberg will keine letztgültigen Lösungen präsentieren und erhebt nicht den Anspruch, das Thema erschöpfend zu behandeln. Es wird anhand von exemplarisch ausgewählten Themenkreisen versucht, dem Anspruch der Gerechtigkeit Geltung zu verschaffen und Räume zu eröffnen, diese Themen auf breiter Basis zu diskutieren.

Termin

Ethik Forum Vorarlberg
„Was ist gerecht?“
25. November, 9:15 – 16:30  Uhr
Theater Kosmos, Bregenz


Referenten: Em. Univ. Prof. Dr. Dietmar Mieth (Sozialethiker, Tübingen), PD. Dr. Ulrich Thielemann (Wirtschaftsethiker, St. Gallen/Berlin), M.A. phil Marit Rullmann (Philosophin, Gelsenkirchen), Dr. Gabriele Strele (Landesvolksanwältin, Bregenz),
Moderation: Thomas Matt
Veranstaltungspartner: Ethik Center der Katholischen Kirche Vorarlberg, Katholisches Bildungswerk, Theater Kosmos Bregenz, Femail Fraueninformationszentrum, Bildungseinrichtung Schloss Hofen, FH Vorarlberg, Bildungshaus St. Arbogast
Kosten: 35 Euro Tagungsbeitrag inkl. Verpflegung