Schon einmal einen Brief von einem Seligen gelesen? Eher nicht, aber seit Kurzem ist genau das möglich. Unter www.carl-lampert.at/archiv sind über 100 Briefe des Seligen Carl Lamperts, dessen Todestag sich heute zum 69. Mal jährt, online abrufbar und so für jedermann zugänglich. Lesend klickt man sich jetzt von Archivale zu Archivale. Und der kritische Blick auf die Briefe und seinen Schreiber ist dabei durchaus erwünscht.

Mit einem Klick waren sie online, die über 100 Briefe des seligen Carl Lampert. Nun stehen sie unter www.carl-lampert.at/archiv im Netz und sind erstmals für jedermann öffentlich zugänglich. Und warum sollte man sich da durchklicken? Zum Beispiel weil Carl Lampert in den Jahren seiner Gefangenschaft bis hin zu seiner Ermordung 1944 über 100 Briefe an die Menschen in seiner Heimat schrieb und in den Briefen sowohl ihr Schreiber, als auch seine Zeit und seine Zweifel greifbar werden.

„Meine genaue Anschrift: Nr. 31091, Block 36, Oranienburg“

„Im allgemeinen dürfen Untersuchungsgefangene nur alle 14 Tage einen Brief aus dem Kreis der nächsten Angehörigen erhalten“, ist in einer Notiz zu lesen. In einem anderen Brief erkundigt sich Carl Lampert bei seinem Bruder nach dem Verbleib seines Testaments: „Hast Du von Innsbruck mein Testament erhalten? Wenn nicht, dann frage bei Frl. Marie an, ob sie das Koffer mit meinen Sachen aus
der Sonne durch das Nachbarhaus in Innsbruck erhalten habe. (…) Meine genaue Anschrift: Schutzhäftling Lampert Karl Nr: 31091 Block 36 Oranienburg, Konzentrationslager bei Berlin“.

„Ich wünsche dir erfolgreiche Zähmung“

Wieder ein anderes Mal scherzt Carl Lampert sogar mit Pfarrer Oskar Schuchter, der nun die seelsorgerische „Wintersaison“ in Göfis ganz alleine zu bewerkstelligen hatte: „Es sind ganz hübsche ,Fußtöurchen‘, besonders in Anbetracht der dortigen elektrischen Straßenbahnen! Hat Frau Mutter noch ,Urwaldvorstellungen‘ von Göfis? Sonst wünsche ich Dir erfolgreiche Zähmung!“ Jeder Brief ist ein Stück persönlich erlebte Zeitgeschichte – im Kleinen wie im Großen, im Scherz wie in tödlichem Ernst.

Mit der Bitte um Auseinandersetzung

Die Familie Carl Lamperts, sein Bruder Julius, Freunde in Göfis und Dornbirn – hier vor allem auch die Familie Rigger – zählen zu den Adressaten der Lampert Briefe. Darüber hinaus finden sich auch kleinere Notizen und Schreiben, die Haft und Prozess Carl Lamperts betreffen.
Die ersten 100 Lampert-Briefe aus den Jahren 1940-1944, die nun im Carl Lampert Archiv online einsehbar sind, sind ein Anfang. Sie bilden einen Grundbestand im www, der ergänzt wird und zur persönlichen, kritischen und wissenschaftlichen Arbeit an Schulen und Hochschulen anregen will – der Diskussionsstoff ist ja nur einen Klick weit entfernt.


Carl Lampert Archiv

www.carl-lampert.at/archiv

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