Beim Herbstsymposion (5. und 6. September) lautet die Gretchenfrage eindeutig: Wie mutig sind wir bzw. wie mutig sollen oder wollen wir sein? Denn während Papst Franziskus den "ganz anderen Mut" propagiert, berührt und irritiert er damit gleichermaßen – und regt zu Diskussionen an.

Beim Weltjugendtag in Krakau rief Papst Franziskus die Jugendlichen dazu auf, rebellisch zu sein und "sich allen entgegenzusetzen, die behaupten, es könne sich nichts ändern". In Rom rief er kurzerhand eine Bischofssynode zu Fragen von Ehe und Familie aus. Er greift auch öfters mal selbst zum Telefon und ruft Menschen, deren Schicksal ihn bewegt, einfach kurz an. Ganz zu schweigen von seinen Schreiben - beispielsweise zum Umgang mit der Natur und der gesamten Schöpfung - und den damit verbundenen Programmen, die Christ/innen rund um den Globus in die Pflicht nehmen. Papst Franziskus lässt Zeit nie unnötig verstreichen. Er bewegt und berührt die Menschen.

"Welche Kirche braucht diese Welt?"

Dennoch schweigt er auch manchmal - auch zu Themen, die den Menschen in Europa wichtig oder längst überfällig erscheinen. Und er irritiert. Bedeutet sein Pontifikat eine Wende der Kirchengeschichte?

Dr. Rainer Bucher, Professor an der Karl Franzens-Universität in Graz und Referent beim diesjährigen Herbstsymposion, sieht in Papst Franziskus zumindest einen, der es versteht, die Fragen umzukehren. "Papst Franziskus ist da sehr hilfreich, denn er stellt die Kirche auf die Frage um: Welche Kirche braucht diese Welt?". Denn Papst Franziskus habe einfach recht, so Bucher weiter, wenn er in "Evangelii gaudium" "fürchtet, dass wir uns einschließen in Strukturen, die uns einen falschen Schutz geben, in die Normen, die uns in unnachsichtige Richter verwandeln, in die Gewohnheiten, in denen wir uns ruhig fühlen, während draußen eine hungrige Menschenmenge wartet und Jesus uns pausenlos wiederholt: Gebt ihr ihnen zu essen".

Annäherung an (Un)Mögliches

Neben Dr. Rainer Bucher werden sich auch Pater Dr. Bernhard Bürgler SJ und die Journalistin Mag. Renata Schmidtkunz dem Papst an sich, seinem Amt und den Möglichkeiten und Unmöglichkeiten einer Neuausrichtung der Kirche annähern.

Das Herbstsymposion

Beim Herbstsymposion wird jedes Jahr ein aktuelles Thema aus Theologie, Seelsorge oder Katechese aufgegriffen. Die Katholische Kirche Vorarlberg eröffnet damit jeweils ihr neues Arbeitsjahr. Nach der Frage der Erlösung (2014) und dem Verhältnis von Christentum und Islam (2015) steht heuer Papst Franziskus und der "ganz andere Mut", den er sich für die Kirche wünscht, im Zentrum der Auseinandersetzung.

Eingeladen zum Herbstsymposion sind – neben Priestern, Pastoralassistent/innen, Religionslehrer/innen, Diakonen sowie den haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen – auch alle am Thema Interessierten.

 

Die Referent/innen

Univ. Prof. Dr. Rainer Bucher, Karl-Franzens-Universität Graz
Provinzial P. Dr. Bernhard Bürgler SJ,  Provinzial der Österreichischen Provinz der Gesellschaft Jesu
Mag. Renata Schmidtkunz, Moderatorin, Redakteurin und Dokumentarfilm-Regisseurin beim ORF

Termin

"Wir brauchen einen ganz anderen Mut …"
5. und 6. September ab 8.30 Uhr
Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast

Das Herbstsymposion der Katholischen Kirche Vorarlberg wird gemeinsam mit der Kirchlich Pädagogischen Hochschule Edith Stein / Feldkirch und dem Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast veranstaltet.

www.kath-kirche-vorarlberg.at/herbstsymposion