Tagtäglich spielen sich vor den Toren Europas moderne Herbergssuchen ab. Denn für die Flüchtenden ist kein Platz. „Lampedusa ist überall“, so der Titel des Gesellschaftspolitischen Stammtisches des EthikCenters der Katholischen Kirche, bei dem am 2. Dezember im Kolpinghaus Dornbirn über den Umgang mit Menschen auf der Flucht, über Nächstenliebe und meterhohe Grenzzäune diskutiert wird.

Die Bilder und Geschichten der Flucht gleichen sich – ob in Tibet, an den Grenzen Europas oder im Flüchtlingsheim Batschuns: die Not für Menschen ist mancherorts so groß, dass sie gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Menschen lassen ihre Liebsten zurück und brechen auf ins Unbekannte, beladen mit einem Rucksack voller Hoffnungen und traumatischer Erfahrungen.

Wer darf bleiben?

Wie aber reagiert Europa, wie reagieren wir hier in Vorarlberg auf diese Situation? Die Frage, die wir uns stellen müssen, lautet auch, warum wir qualitativ zwischen Kriegsflüchtlingen und sogenannten „Wirtschaftsflüchtlingen“ unterscheiden. Michael Willam, Leiter des EthikCenters, dazu: „Damit unterstellen wir Menschen, die ihr Land verlassen, weil sie ihre Familie nicht mehr ernähren können hinter vorgehaltener Hand, dass sie sich zu wenig bemüht haben, die Dinge in ihrem Heimatland zum Guten zu verändern. Aus christlicher Sicht ist schwer zu argumentieren, warum die Bedrohung durch Krieg und Verfolgung mehr zählen soll als die Bedrohung durch Hunger und desolate wirtschaftlich-soziale Zustände.“

„Die Sicht der Asylsuchenden und die Ängste der Bevölkerung“

Der Gesellschaftspolitische Stammtisch versucht, das Thema der Flucht und der Asylpolitik aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und dabei vielleicht auch neue Denkansätze zu formulieren. „Es sollen sowohl die Sicht der Asylsuchenden als auch die Ängste und Vorbehalte der heimischen Bevölkerung in der Diskussion Platz haben. Ziel des Gesellschaftspolitischen Stammtisches ist es, die Menschen darin zu unterstützen, sich von einem komplexen Thema ein differenziertes Bild zu machen und sich eine eigene Meinung bilden zu können., erklärt Dr. Michael Willam, Leiter des EthikCenters.

Die Diskussion ist eröffnet

„Lampedusa ist überall“, der Titel des Stammtisches weitet den Blick hin zu allen Menschen, die sich auf der Flucht befinden. Maria von Blumencron ist eine preisgekrönte  Autorin und Regisseurin. Mit dem von ihr gegründeten Verein „Shelter108 e.V.“ unterstützt sie hilfsbedürftige tibetische Kinder und heimatlose Menschen weltweit. In der Kino-Doku “Good Bye Tibet” schilderte sie 2011 das berührende Schicksal einer tibetischen Flüchtlingsgruppe. Maria von Blumencron wird beim Gesellschaftspolitischen Stammtisch zu Gast sein und den Abend mit von ihr kommentierten Filmausschnitten und Bildern aus ihren Werken eröffnen.

Termin

Lampedusa ist überall!“
2.Dezember 2013
20 Uhr
Kolpinghaus, Dornbirn

Impulsbeitrag
Maria v. Blumencron, Autorin und Regisseurin (u. a. Dokumentarfilm „Good bye Tibet“)

Auf dem Podium
Maria v. Blumencron; Mag. Herbert Bösch (ehem. Abgeordneter zum Europaparlament); Martin Fellacher MA (Leiter der Flüchtlingshilfe der Caritas Vorarlberg); Dr. Helmut Eiter (Anwohnerbeirat Asylantenwohnheim Batschuns und Mit-Initiator der Solidaritätsaktion für die Flüchtlinge nach dem Brandanschlag)

Moderation
Dr. Petra Steinmair-Pösel (Sozialethikerin an der Uni Wien)

www.ethikcenter.at